09.03.2020, 22:25
So oft, wie in den letzten Minuten, war ihm noch nie ein und derselbe Gedanke durch den Kopf geschossen. Hatte er wirklich die richtige Entscheidung getroffen? Hätte er nicht lieber den Arzt erschießen sollen? Aber genau so oft hatte er sich auch eine Antwort auf diese Frage gegeben: Diese Piraten waren seine Option von der Insel zu verschwinden. Wenn er sich jetzt befreite und zu den Kopfgeldjägern zurück kehrte...er konnte sich vorstellen wie begeistert der Chef sein würde. Er hatte neben ziemlich vielen Männern auch noch die Beute verloren. Und Rym kam daher und wollte sein Geld? Ja, das würde er nicht überleben. Stattdessen würde er also wirklich bei diesen Piraten bleiben müssen.
Er schloss die Hand noch ein wenig fester um das Seil in seinem Rücken und überlegte, ob er ob seiner beschissenen Wahl einfach wie ein kleines Kind in Tränen ausbrechen sollte. Das Chaos um ihn herum schien ihn zumindest dahin verführen zu wollen. Aber er musste es sich verkneifen, als der kleine wütende Teufel hinter ihn trat. Als hätte sie im Gespür gehabt, dass der junge Mann niemals ordentliche Fesseln hinbekommen würde.
Zairym lief ein leichter Schauer über den Rücken, als das Mädchen ihn ansprach. Er spürte Hass und Zorn, wenn die beiden Empfindungen so deutlich auf ihn gerichtet waren. Deshalb verkniff er sich für den Moment auch einen Kommentar auf ihre Worte, obwohl er in dem Moment auch gar nicht dazu gekommen wäre.
Gerade noch hatte der Chaot das Schiff verlassen, da kam auch schon der nächste rauf. Er kannte den Mann nicht. Das dumme war nur, dass Mädchen kannte ihn auch nicht. Na, wenn das nicht spannend werden würde? Er ließ die Fesseln los – die Langhaarige wusste eh alles – rollte kurz mit den Schultern, bevor er die Beine vorzog und sich entspannt im Schneidersitz hinsetzte. Schon während er gefesselt dort kniete, waren ihm verschiedene Ideen durch den Kopf gegangen, was er tun sollte, wenn er das Seil abstreifte. Er könnte sich jetzt wagemutig auf das Mädchen stürzen und sie als Geisel benutzen. Aber um was dann zu tun? Also zeigte er lieber seinen guten Willen und verharrte einfach in angenehmerer Position auf dem Boden. Das einzige, was nur niemals ruhig blieb, war sein Mund.
„Also nur für den Fall, dass es dich interessiert und du mir glaubst: Der Typ ist keiner von den Kopfgeldjägern, Liebes.“
Sehr wahrscheinlich würde sie ihm nicht glauben, aber er wollte es doch wenigstens versuchen. Nur war es schon ein paar Sekunden darauf völlig egal. Ein weiterer Mann kam aufs Schiff gerannt, ziemlich außer Atem. Was genau war hier los? Hatten sich die Kopfgeldjäger zurückgezogen, dass die Piraten hier so fröhlich auf und ab rennen konnten? Sie hatten doch dieses Ding gestartet? Er meinte auch immer noch das Rattern der Räder zu hören. Warum zum Teufel war hier keiner? War das nicht alles viel zu ruhig? Sei es, wie es sei. Er musste diesem 'Luc' recht geben. Sie sollten von hier verschwinden, bevor der Sturm wieder losbrach.
Sein Blick richtete sich auf das Mädchen und er sah ihr, wahrscheinlich das erste Mal seit er hier festsaß, in die Augen. Rym blieb weiterhin sitzen, während er die Hände hob, um völlige Kapitulation zu symbolisieren.
„Wenn ihr so dringend von hier weg wollt, dann könnt ihr Hilfe gebrauchen, oder? Ich bin nicht verletzt und kräftig genug. Ich kann euch helfen, damit ihr schneller ablegen könnt oder zumindest mal versuchen, den Großen dort hinten nach unten zu bugsieren. Deine Entscheidung, kleine Königin.“
[auf der Sphinx | bei Shanaya und Ceallagh | in der Nähe von Gregory, Elian und Greo]