28.01.2020, 00:33
Ihr Blick war schwer zu deuten, aber so richtig glücklich wirkte sie nicht über seine Reaktion, seine Worte, seinen Vorschlag. Farley schob es auf den Stress, die Verletzung und allgemein auf die undurchsichtige Situation, dass Talin ganz offenbar genervt war und er gab sich alle Mühe es zu ignorieren – oder zumindest nicht auf sich persönlich zu beziehen. Immerhin war er der letzte, der irgendwelche Entscheidungen getroffen oder Dinge getan hatte, die sie in diese Situation gebracht hatten. Immerhin willigte sie schließlich ein es wenigstens mit seinem Dachplan zu versuchen. Er hatte schon befürchtet, sie würde wieder auf den Platz zurückwollen, um sich erneut ins Getümmel zu stürzen – was nicht nur angesichts ihrer Verletzung keine sonderlich schlaue Idee gewesen wäre.
Als sie sich einer der Türen näherte und ihn dazu aufforderte, diese zu öffnen, zögerte der junge Dieb daher auch nicht lange, um ihr nicht doch noch die Gelegenheit zu geben sich umzuentscheiden. Mit einem beherzten Schulterstoß machte er der Verriegelung den Garaus und die Tür sprang mit einem leisen Knarzen nach innen auf. Farley war nicht höflich genug der Blonden den Vortritt zu lassen. Wobei... eigentlich hatte es wenig mit Höflichkeit als mit Vorsicht zu tun. Wenn wirklich ein Überraschungsangreifer im Inneren gewartet hätte, so wie es bei den letzten Hauseingängen der Fall gewesen war, hätte der Braunhaarige viel schneller und sicherer reagieren können als die Blonde mit ihrer Verletzung – selbst wenn er keineswegs an ihrer Widerstandskraft und ihrer Kratzbürstigkeit zweifelte. Doch sicher war sicher und so kniff der Dieb im schummrigen Licht des Hausinneren die Augen ein wenig zusammen, um sich schneller an die spärliche Beleuchtung zu gewöhnen – und mögliche Bewegungen möglichst schnell wahrnehmen zu können. Doch offensichtlich hatten sie Glück, denn nichts rührte sich, soweit Farley dies überblicken konnte. Er winkte Talin daher ins Innere, während er selbst schnellen Schrittes weiter nach innen Vordrang und im unteren Geschoss rasch einen Blick in die angrenzenden Räume warf. Wirklich luxuriös eingerichtet war es hier nicht, aber sie wollten sich hier ja auch nicht häuslich niederlassen.
„Geht es mit der Schulter? Vielleicht finden wir etwas, um sie provisorisch zu verarzten, bis Gregory sich das genauer ansehen kann.“
Bevor sie sich ins Obergeschoss aufmachten, wollte der Braunhaarige sicher gehen, dass Talin nicht aus den falschen Motiven ihre Verletzung herunterspielte. Er wollte sie lieber hier drin versorgen als sie auf dem Dach auffangen zu müssen, weil ihre Kräfte nachließen. Es war schwer etwas über den Blutverlust zu sagen, aber mit den Kämpfen und der Verfolgung konnte er sich vorstellen, dass es ihr tatsächlich nicht allzu gut ging. Eine kurze Pause konnte ihr womöglich kaum schaden, auch wenn er befürchtete, dass sie sofort weiter wollte. Der junge Dieb würde auch das verstehen, immerhin waren die anderen wohl noch in Gefahr und konnte jede Hilfe gebrauchen.
[Bei Talin | Hausinneres auf dem Weg zum Dach]