21.01.2020, 10:46
Shanaya spürte jeden Herzschlag, jeder Schlag wie eine schwere Last, die durch ihren Körper pumpte. Es hatte so viele Gründe gegeben, wieso sie zum Schiff zurück gewollt hatte. Einer dieser Gründe lag irgendwo hinter ihr. Vielleicht einfach nur ohnmächtig, vielleicht... allein der bloße Gedanke daran jagte ein Gefühl durch ihr Inneres, das sie so bisher nie gekannt hatte. Die Angst um Jemanden. Die Angst, einen Menschen zu verlieren, der ihr so viel bedeutete. Sie war immer allein gewesen, niemand, der bisher in ihrem Leben gewesen war, wäre solch eine Angst wert gewesen. Und jetzt? Die junge Frau konnte nicht verhindern, dass ihre Gedanken kurz abschweiften. Zu Talin, die hoffentlich in Sicherheit war. Zu Liam, der sich sicher irgendwie seine Wege suchen würde. Greo, der ganz sicher wieder zu sich kommen würde. Und... bei einem weiteren Gedanken machte ihr Herz einen schmerzhaften Sprung, ließ sie trocken schlucken. Da war noch jemand, der ihr durch den Kopf ging, der ihr die Konzentration nahm. Sie war Gregory also fast dankbar, als seine Stimme sie beinahe ermahnte, sich zu konzentrieren. Für alles andere war später Zeit. Was er jedoch sagte, drang nur halb zu der Schwarzhaarigen durch. Auch wenn die Worte des Fremden viel klarer zu ihr durchgedrungen waren. Und auch, wenn ihr Verstand ihr unnötige Fragen aufzwang, wie ob Greo seinen Hut bei sich hatte, zwang sie sich mit aller Kraft, nicht wieder abzuschweifen.
„Soso. Du schießt auf deine Kameraden? Das sagt viel über einen Menschen aus.“
Ihre Stimme hatte beinahe einen beiläufigen Plauderton angenommen, jedoch schwang noch immer eine ruhige Kälte darin mit. Ihr Kopf wog sich etwas zur Seite, aber auch während Gregory sprach, ließ Shanaya den Fremden nicht aus den Augen. Selbst wenn er nicht derjenige war, der Greo was auch immer angetan hatte... Jetzt war ER hier. Und das war leider sein Pech. Irgendwer musste jetzt dafür herhalten, was hier geschehen war. Die Worte des Arztes beantwortete sie mit einem kurzen Nicken in Greos Richtung. Sie wollte weder einen verletzten Gegner, noch wollte sie ihn aus den Augen lassen. Sein Angebot klang jedoch verlockend. Sie konnte keine Waffen sehen, sofern er nicht irgendwo noch eine versteckt hielt, war er unbewaffnet. Was ja fast langweilig war. Gedanken, an die sie sich klammern konnte, um ihr Herz und ihren Verstand abzulenken. So lange, bis sie diese kleine Auswahl in Sicherheit wusste. Sie lächelte.
„Das klingt hervorragend. Dann runter auf deine Knie und lass deine Hände, wo sie sind.“
Die blauen Augen ruhten weiterhin auf dem Mann, irgendwie versuchte sie das schmerzhafte Schlagen ihres Herzens zu übertönen, lauschte dabei verzweifelt, ob Greos Stimme erklang. Oh bitte...
Der Dunkelhaarige kam seinen eigenen Worten nach, kniete sich hin und ließ die Hände erhoben. Erst in diesem Moment setzte Shanaya sich in Bewegung, zog ihren Degen, ohne den Mann dabei aus den Augen zu lassen. Erst bei ihm blieb sie wieder stehen, richtete die Spitze ihres Degens genau auf seinen Hals, drückte gerade so weit zu, dass er die Spitze spüren würde, sie aber noch keine schwere Verletzung verursachte.
„Ein falsches Muskelzucken und du bist Geschichte.“
Ihre Stimme hatte Nichts von der Ruhe verloren, auch nicht als sie sich an einen der anderen wandte. Wann auch immer er hier aufgetaucht war, sie hatte seine Stimme gehört.
„Trevor, bring mir ein Tau.“
Keinen Moment wandte sie ihre Aufmerksamkeit von dem Fremden ab, wartete einfach, ob Trevor ihren Worten nachkam.
„Du stehst doch bestimmt auf Fesselspiele, oder?“
Und damit lenkte die Schwarzhaarige sich von der Sorge ab, die sie eine unbekannte Unruhe spüren ließ. Immernoch darauf wartend, dass sie zurück zum Schiff kamen – oder dass eine vertraute Stimme hinter ihr erklang. Sie hörte nur Elian, spürte den Stich, den seine Worte in ihr auslösten. Ob sie gewonnen hatten? Eine Frage, die sie beantworten würde, wenn der Dunkelhaarige zu ihren Füßen gesichert war.
[Auf der Sphinx | Zairym | Nähe Trevor, Gregory, Elian & Greo]