20.01.2020, 13:55
Obgleich er genau wusste, dass dem ehemaligen Soldaten die ganze Angelegenheit sehr nahe ging, konnte Lucien sich dem Reiz des Abenteuers nicht entziehen, der sich seiner in den folgenden Minuten bemächtigte. Ein aufgeregtes Kribbeln schoss durch seine Adern, ließ sein Herz in voller Erwartung dessen, was sie erwartete, schneller schlagen. Cornelis bedeutete ihm nichts. Dafür hatte er ihn schlicht und ergreifend zu kurz erst gekannt und dafür war der Dunkelhaarige den Menschen im Allgemeinen nie nah genug gewesen. Doch der Gedanke, hinter den Köpfen der Marine in eines ihrer Gebäude zu schleichen, die Gefahr, entdeckt oder gar erschossen zu werden, trieb seinen Puls unkontrolliert in die Höhe.
Ein Lächeln, zynisch amüsiert, zog sich unbemerkt auf seine Lippen, als sie geduckt durch die Felder am Stadtrand schlichen, um den Reitern auszuweichen, die die Gegend durchkämmten, und es verwandelte sich erst in einen Ausdruck grimmiger Entschlossenheit, als sie gegenüber des Verwaltungsgebäudes im Schatten eines finsteren Durchlasses Deckung suchten.
Der Blick des jungen Captains wanderte an seinem Begleiter vorbei, huschte dessen Erläuterungen folgend von der Eingangstür über die großen Fenster zu dem Durchgang, der auf den Hof des Gebäudes führte. Dann hinauf auf das Dach des Nebengebäudes, in dem aller Wahrscheinlichkeit Cornelis' Leiche aufbewahrt wurde. Schließlich nickte er nur leicht. Einen Plan hatte er nicht – eher eine Idee. Doch schließlich lag ihm Improvisation auf Grundlage von Fakten viel eher, als sich zuvor lange Gedanken über irgendetwas zu machen, das vielleicht nicht eintrat. Auf seine Auffassungsgabe und seine Reaktionsschnelligkeit zumindest konnte er sich verlassen.
„Lass uns über's Dach gehen.“, entschied er. „Gibt es einen Weg, der uns nach oben bringt? Möglichst nicht über den Hof...?“
Falls die Hunde, wie Enrique berichtete, schon wieder zurück waren, wollte er deren Aufmerksamkeit wenn überhaupt möglichst erst auf dem Rückweg wecken. Lieber wäre ihm natürlich, sie bemerkten sie gar nicht.
Erst jetzt richtete er seinen Blick auf den Schwarzhaarigen an seiner Seite.
„Wie bist du bewaffnet? Nicht, dass ich vor habe, uns den Weg frei zu schießen. Aber für den Fall der Fälle hätte ich gern mehr als einen Schuss.“