18.01.2020, 16:35
Mysteries in our Hearts
03.05.1822
Mysteries in our Hearts
Mittag des 03. Mai 1822
Liam Casey, Lucien Dravean, Skadi Nordskov & Shanaya Árashi
Es war nur wenige Stunden her, dass sie in den Hafen eingelaufen waren, jetzt lag die Sphinx ruhig und gesichert da. Diesen Moment hatte Shanaya noch abgewartet, Ehe sie sich auf den Weg gemacht hatte, um die Insel zu erkunden. Sie war allein unterwegs, erkundete die Gassen, die um den Hafen herum führten, mit den Gedanken... Irgendwo. Dennoch lag ein leises Summen auf ihren Lippen, während die blauen Augen aufmerksam die Umgebung betrachteten. Irgendwann führte ihr Weg sie zurück zum Hafen, vor ihr der weite Ozean. Mit ruhigen Schritten trat die Schwarzhaarige direkt ans Ufer, streckte mit einem zufriedenen Seufzen die Arme in die Luft und lächelte einfach vor sich hin. Ohne einen wirklichen Grund dafür zu haben.
Jedes Mal wieder war es ein unbeschreibliches Gefühl, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Kaum, dass die Sphinx im Hafen angelegt hatte und sicher auf den sanften Wellen des Meeres schaukelte, hatte er ein paar seiner Sachen zusammengepackt, um sich ein bisschen die Füße zu vertreten und die Ruhe zu genießen. Abstand. Er hatte kein großes Problem mit dem engen Zusammenleben an Bord des Schiffes, aber jedes Mal, wenn ihn seine Reisen in einen Hafen trieben, brauchte er diesen Abstand, diese Zeit für sich. Ein Stück vom Hafen und der letzten Reihe Häuser des Dorfes entfernt hatte er den Platz dafür gefunden, sich niedergelassen und den Wellen gelauscht, während er in Gedanken versunken eine Skizze auf eine kleinere Leinwand brachte. Irgendwann hatte er die Sachen wieder zusammengepackt, um sie zurück zur Sphinx zu bringen, ehe er sich abermals auf einen Spaziergang begeben wollte. Nicht allzu weit von der Sphinx entfernt fiel ihm Shanaya am Ufer ins Auge, die ungewohnt zufrieden wirkte. Der glückselige Ausdruck auf ihren Zügen ließ auch ihn unweigerlich lächeln. Ohne groß darüber nachzudenken führten ihn seine Schritte nun in die Richtung der Schwarzhaarigen, um neben ihr zum Stehen zu kommen und ihrem Blick gen Horizont zu folgen. „Hast du eine Meerjungfrau getroffen? Sonst guckst du nur am Steuer so glücklich.“
Mit einem genüsslichen Seufzen streckte Lucien die Arme über den Kopf, dehnte die verspannten Muskeln und ließ sie dann schlagartig nach unten fallen. „War vielleicht gar keine schlechte Idee von dir, mich vom Schiff zu locken.“ Die grünen Augen huschten zu seiner Begleiterin hinüber und auf seinen Lippen erschien ein gelassenes Lächeln. Skadis Vorschlag, auch diese Insel nach der ein oder anderen illegalen Aktivität abzusuchen, stieß bei ihm selbstverständlich auf fruchtbaren Boden. Andernfalls hätte ihn sein Weg nach getaner Arbeit wahrscheinlich als allererstes in das nächste Bordell geführt und auch wenn er dem nie abgeneigt war, verlangte ein Rundgang zunächst weniger körperliches Engagement seinerseits. Erst Recht, wenn er Skadi in den Ring steigen ließ und sich selbst etwas zurück nahm. Und das Hurenhaus lief ihm sicher nicht weg. Sie hatten das Schiff hinter sich gelassen, folgten zunächst der Hafenmauer und hätten mit Sicherheit in den nächsten Augenblicken eine der dunklen Gassen gewählt, die ins Innere des Dorfes abzweigten. Doch zwei vertraute Gestalten nicht weit von ihnen lenkten die tiefgrünen Augen ein Stück weiter das Ufer entlang und seine Lippen verzogen sich zu einem kleinen Lächeln. „Sieh an. Scheint, als wär der Ort hier nicht besonders groß, wenn die beiden schon zurück sind.“
Für einen kurzen Moment kreiste der dunkle Haarschopf im braungebrannten Nacken, ehe er sich Lucien mit einem spitzbübischen Funkeln in den Augen zuwandte. Schulterzuckend und mit einem Schürzen der vollen Lippen gab sie ihm zu verstehen, dass sie nicht umhin von ihrem Vorschlag überzeugt gewesen war. Nach dem letzten kleinen Ausflug wusste sie immerhin, dass der Dunkelhaarige dem illegalen Spiel etwas abgewinnen konnte. Ganz davon abgesehen, dass er sie als einer der Wenigen auf diesem Schiff nicht für ihre „körperbetonte“ Ader verurteilte. “Ich dachte mir, dass du dir das vielleicht nicht entgehen lassen willst.“, raunte sie ihm schmunzelnd entgegen und ließ ihren Blick kurz über das helle Grün seiner Augen schweifen, ehe sie ihre Umgebung beobachtete. Hob entspannt die langen Finger in den Nacken und streckte sich für ein paar Schritte, bis Lucien ihre Aufmerksamkeit auf die zwei Gestalten vor ihnen lenkte. “Oder nicht sonderlich interessant.“, fügte sie knapp hinzu. Verschränkte ihre Arme nun hinter dem Rücken, während sie dem Jüngeren folgte und nach einem intensiven Blick in eine der abzweigenden Seitengassen abwechselnd Liam und Shanaya musterte.
Shanayas blaue Augen ruhten auf dem Horizont, beobachteten die Wellen und die Möwen, die vereinzelt ihre Kreise am Himmel zogen. Erst leise Schritte lenkten ihre Aufmerksamkeit wieder um, bis jemand neben sie trat. Aus den Augenwinkeln erkannte sie Liam, richtete den Blick aber nicht herum. Seine Worte ließen sie leicht eine Augenbraue heben. Sie gab ein leises, überlegendes Brummen von sich. "Und eine Meerjungfrau würde mich Lächeln lassen? Fisch ist nichts für mich, egal in welcher... Ausführung." Nun richtete sie den hellen Blick doch auf den Lockenkopf, sah nur aus den Augenwinkeln die zwei Gestalten, die sich in ihrer Nähe aufhielten. Aber im ersten Moment kümmerte sie sich nicht darum.
Das Lächeln auf seinen Zügen wurde einen Hauch breiter, während er den Seesack auf seiner Schulter in eine etwas bequemere Position schob. Es war wohl Definitionssache, was man in einer Meerjungfrau sah - den schuppigen oder den menschlichen Teil. Vorausgesetzt natürlich, ihre Erscheinung entsprach dem, was sich die Seemänner erzählten. „Es heißt doch, dass ihre Erscheinung Glück bringt.“, erklärte er seinen Gedankengang nach einer kurzen Pause. „Mancherorts erzählt man sich sogar, dass eine Schuppe jeglichen Wunsch erfüllen könnte.“ Seine Augenbrauen zuckten nach oben, während er kurzerhand lächelnd mit den Schultern zuckte. Als Kind hatte er etliche Tage an der Küste verbracht, um eine dieser Kreaturen zu Gesicht zu bekommen und sie um eine Schuppe bitten zu können. Ohne Erfolg, obwohl seine Mutter diesem einem Wunsch mehr als verdient gehabt hätte. Als er den Blick zu Shanaya wendete, erkannte auch er die beiden Gestalten, die in ihre Richtung geschlendert kamen. Vermutlich hatten sie aber ihre eigenen Pläne.