15.01.2020, 20:48
Das Funkeln in ihren Augen kannte er von sich selbst. Und zum ersten Mal vielleicht, seit er sie nun kannte, wirkte sie wie das junge Mädchen, das sie eigentlich war. Liam nahm diesen Umstand nur unterbewusst war und war viel zu sehr auf die Geschichte konzentriert, als dass er gerade Zeit gehabt hätte, über solche Nichtigkeiten nachzudenken. Er lachte, als sie seine Bezeichnung von eben wieder aufnahm, fuhr sich mit der rechten Hand locker durch die frisch trockengerubbelten Locken und deutete ein Schulterzucken an.
„Naja, was Flüche angeht habe ich mein Glück noch nicht testen können.“
Talin ahnte vermutlich nicht einmal im Entferntesten, wie viel Wahrheit dieses Mal hinter seinen Worten steckte. Doch der Lockenkopf selbst überging bereits automatisch den schmerzhaften Hintergrund, der in seinen Worten steckte und hing der Blonden förmlich an den Lippen, als sie fortfuhr. Seine Stirn legte sich nachdenklich in Falten. Natürlich waren derartige Geschichten immer haarstreubend, aber meist lag etwas Wahres im Kern. Und wenn man diese Wahrheit erst einmal gefunden hatte, war das Objekt der Begierde auch nicht mehr ganz so fern, wie es meistens schien.
„Hat er erwähnt, wo dieses Kloster war?“, war der vielversprechenste Anhaltspunkt, den er herausgehört hatte, während er noch immer überlegte, ob er irgendwann einmal etwas derartiges aufgeschnappt hatte.
Der Mittag neigte sich dem Ende, läutete den Abend ein und während der Regen weiterhin auf das Deck über ihnen prasselte, merkten die beiden gar nicht, wie die Zeit verflog und waren viel zu vertieft in die Dinge, die dort draußen womöglich auf sie warten konnten.