12.01.2020, 14:43
Sein Puls rauschte ihm nach wie vor in den Ohren, als müsse er ihn wie eine aufgebrachte Mutter rügen. Greo machte eine ruckartige Bewegung mit dem Kopf. Das beruhigte das aufdringliche Wummern in seinem Gehörgang nicht, aber es ordnete seine anderen Gedanken. Fast etwas grimmig ob der Kerle, denen sie begegnet waren, sah er Skadi an. „Idioten.“, sagte er nur und setzte sich den Hut auf. Damit fühlte er sich direkt sehr viel mehr nach sich selbst – und das wiederum ließ das Pochen in seinem Schädel nachlassen. Kurz tastete er nach der Schramme oben auf seiner Stirn, konnte aber nichts als ein paar oberflächliche Kratzer feststellen. Obwohl er es eilig hatte wegzukommen, war er nun noch aufmerksamer als vorher und prüfte eingehend, ob er auch den richtigen Weg einschlug. Das war bei den widrigen Lichtverhältnissen und dem Umstand, dass er sich nicht auskannte allerdings schwer. „Nichts weiter passiert. Ist in den Baum geballert. Bei dir alles in Ordnung?“, fragte er und sein forschender Blick versuchte im schummrigen Etwas von ihrem Gesicht zu erkennen. Soweit schien sie unverletzt, zumindest bewegte sie sich genauso flink wie vorher, aber manchmal war an so was auch nur der Schock schuld. Skeptisch schaute er über seine Schulter zurück, obwohl klar war, dass er nichts mehr von dem Feuer erkennen konnte. „Turbulenter Spaziergang.“, brummelte er und schüttelte den Kopf.
Ein kurzes Zucken durchfuhr ihren Mundwinkel, kaum dass Greo sich mit einem leisen Fluch den Hut auf den Kopf zurück setzte. Treffender hätte sie es wohl kaum formulieren können, selbst wenn sie diese eine Frage auf ihrem Weg zurück durch das Unterholz kaum losließ. Was taten diese Kerle nur so tief im Wald? Es war fast schon offensichtlich, dass sie sich verfolgt fühlten oder zumindest nicht sonderlich erpicht darauf schienen, heimlich beobachtet zu werden. So ganz hatte sie die Gespräche der Männer durch die Sträucher nicht verstehen können.
Auf Greos Frage hin nickte sie nur beiläufig und bemerkte erst ein, zwei Schritte später, wie sie unbewusst langsamer geworden war. Mit fest aufeinander gepressten Lippen und dicht zusammengezogenen Augenbrauen den Kopf auf den immer schwarzen Boden gerichtet. Instinktiv schob sie ihren pulsierenden Daumen unter der Sehne ihres Bogens hinweg und richtete die dunklen Augen blinzelnd auf den Hünen neben sich, während sie zu ihm aufschloss und schnaubte.
“Ich frage mich nur, was die hier treiben…“
Erfahren würde sie es allerdings wohl nie. Ganz gleich wie verdammt neugierig sie war. Ein leises Brummen verließ ihre Kehle, während sie den Brustkorb mit Sauerstoff fühlte und sich streckte. Hörte das leise Knacken ihrer Gelenke und Wirbel in ihren Ohren und schielte ein letztes Mal aus den Augenwinkeln auf die Silhouette des Hutes.
“Willst du lieber zum Schiff zurück?“
Im Gegensatz zu Skadi hatte Greo kein weiteres Interesse an den Machenschaften der Männer. Ihn erinnerte die Situation grotesk an entlaufene Sträflinge, die sich im Buschland versteckten und dann begannen zu wildern. Es war ihm gleich, was die Typen veranstalteten, solange sie ihm nicht zu nahekamen und er es auf keinen handgreiflichen Konflikt ankommen lassen musste. War einfach nicht sein Ding. Er zog die Nase kraus. „Was auch immer, solang sie das Schiff nicht sehen.“ Wahrscheinlich war es vernünftig das Beiboot schleunigst wieder aufs Wasser zu befördern und Eindringlingen gar nicht erst die Chance zu geben, auf die Sphinx zu kommen. Wo ein Idiot war, waren meist viele – wer wusste schon, was sich noch hier im Wald für Früchtchen rumtrieben. Greos Ohren zuckten, als er Skadis Gelenke knacken hörte. „Schätze schon.“, meinte er nur, „So ‘ne Kletterei in der Nacht reicht einmal.“ Nun schlich sich doch ein leicht verschmitztes Lächeln auf seine Lippen. „Jagst du noch?“
Solange sie das Schiff nicht sahen. Es war erstaunlich, wie klar seine Gedanken in jenem Moment auf die Sphinx fokussiert waren, während sie selbst immer noch über die Beweggründe dieser Männer philosophierte. War sie nach all den Jahren immer noch so sehr darauf fixiert, die Dinge bis ins kleinste Detail verstehen zu wollen? Unweigerlich pressten sich die vollen Lippen der Nordskov zusammen. Sie beneidete Greo für seine pragmatische Art, die ihn den Blick auf das Wesentliche lenken ließ. Zumindest entnahm sie seinem Gesichtsausdruck ein erhebliches Desinteresse an den Fremden, das ihr durchaus gut getan hätte.
Mit einem deutlichen Nicken nahm sie seine Antwort zu Protokoll und seufzte vernehmlich angesichts seiner darauffolgenden Frage. Ihr blieb wohl kaum etwas anderes übrig.
“Ich kapituliere vor deiner Vernunft.“, entgegnete die Dunkelhaarige und wandte den Blick unter einem sanften Schmunzeln auf die feinen Züge des Älteren.
“Jagen kann ich auch noch morgen.“ Oder zumindest den Versuch unternehmen, die eher nachtaktiven Tiere vor Pfeil und Bogen zu bekommen. “Wegen der Wilderer wäre es jetzt so oder so schwierig geworden.“
Greos verschmitztes Lächeln, das sich im plötzlichen Lichtschein des aufgebrochenen Blätterdachs gen Boden reckte, verwunderte Skadi für einen Moment. Ließ sie augenblicklich den Schritt beschleunigen und im Rückwärtsgang seine Gestalt noch gründlicher in Augenschein nehmen.
“Wieso fragst du?“
Nun waren es ihre Lippen, die den Anflug eines Grinsens trugen.
„Weil du mehr Abenteuer suchst als ich.“, erwiderte er schlicht und legte die Hände auf die Schuhe, die immer noch um seinen Hals baumelten. Er hob leicht die Schultern an, ließ sie fallen und stieß den Atem zwischen den Zähnen aus, während er sie beobachtete, wie sie vor ihm herlief. Himmel, wo hatten die Damen des Schiffes bitte alle ihren Elan her? Kurz einer Massakrierung entgangen und immer noch scharf drauf im Dunkeln spazieren zu gehen. „Ich ziehe den Hut, dafür bin ich wohl zu fad.“, stellte Greo dann nüchtern fest. „Keine Ahnung, wie du noch Interesse daran haben kannst, dich in der gleichen Gegend wie die Typen herumzutreiben.“ Er musste lachen, drückte sich aber den Handrücken auf den Mund, um das Geräusch zu dämpfen und nicht noch wer weiß wen auf den Plan zu rufen. „Vielleicht nimmst du dafür wen anders mit, zumal wir alle froh um einen leckeren Bissen Beute wären.“ Wen genau, wusste er nicht. Er hatte das Gefühl die anderen zu wenig einschätzen zu können.
Schlagartig lag ihre Stirn in Falten. Nicht etwa, weil Greos Aussage sie verärgerte. Es verwunderte sie viel mehr, dass sie auf ihn wie ein abenteuerlustiger Mensch wirken musste. Oh, pardon. Abenteuerlustiger als er, was nach seiner eigenen Aussage so gut wie „normal neugierig“ sein musste. Skadi lächelt matt. Schloss unter einem tiefen Atemzug die dunklen Augen und trat zur Seite. Greo war also nicht der Typ Mensch, der sich freiwillig in eine brenzlige Situation begab. Gut zu wissen.
“Ich suche sie nicht. Aber ich habe auch keine Angst davor.“, entgegnete sie mit einem Achselzucken und folgte Greo, kaum dass er auf selber Höhe war. Das war wohl einer dieser gravierenden Unterschiede zwischen ihnen. Er, der ruhige Berg, der seine Umgebung im Blick behielt, aber Auseinandersetzungen so gut es ging vermied - fast als interessierte ihn seine Umgebung nur peripher. Und sie daneben, der kleine Kampfzwerg, dessen Neugierde oder Moral zumeist stärker war, als ihre rationale Vernunft.
“Und davon abgesehen tut es Menschen wie mir auch mal ganz gut, auf den Boden der Realität zurückgeholt zu werden.“
Durch wache Geister wie ihn oder Lucien. Manchmal auch Enrique, wenn sein Temperament nicht mit ihm durchging. Und dass sie lieber allein jagte, verkniff sie sich in diesem Moment lieber, steuerte auf einen Baumstamm zu, um kleine Pilze von seiner Rinde zu schneiden.
“Ich werde auf unserem Rückweg ein paar Fallen aufstellen. Wie gesagt bezweifle ich, dass ich bei dem Krach, den die veranstalten überhaupt etwas fangen würde.“
Ihre Reaktion auf seine Aussage hin konnte er nicht einsortieren. Er sah zu ihr, wie sie an seine Seite trat und richtete den Blick dann wieder auf das Unterholz. Letztlich war es auch gleich, ob sie ihm nach seiner Aussage hin den Langweiler-Stempel auf die Stirn pfefferte. Er musste sich ja eigentlich vor niemandem rechtfertigen, dass er andere Interessen hatte, als sich das Fell über die Ohren ziehen zu lassen. „Angst schützt dich, es darf nur keine blinde Panik werden.“, wendete er ein und duckte sich unter einem Ast weg. Realität. Greo dachte kurz darüber nach, wie sehr er mit den Füßen auf diesem verdammten Boden stand, sagte aber nichts weiter dazu. Stattdessen sah er Skadi kurz zu, wie sie Pilze sammelt und knibbelte mit den Fingerspitzen etwas Moos von seinen Schuhsohlen, während er die nackten Zehen in den Untergrund grub. „Auch nicht verkehrt.“, kommentierte er, fragte sich jedoch kurz, ob die Hohlköpfe dumm genug waren und vielleicht selbst in die Fallen tappten. „Ich nehme an, du kannst dir auch in fremden Gebiet gut merken, wo was platziert wurde?“, fragte Greo schließlich und überlegte sich, dass das eine nützliche Eigenschaft sein konnte.
Greo mochte unter Umständen Recht haben. Doch der Nordskov war ihr eigenes Überleben nicht besonders wichtig. Schon gar nicht, wenn sie damit für ihre Überzeugungen einstehen konnte. Womöglich war das der wohl größte Vorteil ihres Glaubens, zumindest wenn man sie um eine Einschätzung bat. Der Hüne allerdings wirkte mehr und mehr wie jemand, der die Sicherheit bevorzugte. Was nichts schlechtes war. Bei den Göttern. Solche Menschen sorgten reihenweise dafür, das Überleben ganzer Gruppen zu sichern. Das war eben ihre spezielle Aufgabe im Gefüge einer Gemeinschaft - einen kühlen Kopf zu bewahren und die Situation mit einem rationalen Verstand zu bewerten und einzuordnen. Den Rest konnte er getrost anderen überlassen.
“Mh... irrationale Angst kann dich aber auch davon abhalten, über dich hinaus zu wachsen und neue Erfahrungen zu sammeln.“, erwiderte sie leise und die dunklen Augen auf einen eher störrischen Pilz gerichtet. “Meinst du nicht?“ Fragend wandte sich der dunkle Haarschopf herum, mit offen interessierter Miene und einem Bund voller Pilzköpfe in der Linken. Angesichts seiner Frage schürzte sie nachdenklich die Lippen und gluckste kurz vernehmlich.
“Zum Großteil. Sofern der Wald markante Punkte hat, die sich für mich gut einprägen lassen. Andernfalls muss ich mir selbst Landmarken setzen. Je größer und dichter der Wald, desto schwieriger.“
Mit einem Hund als Fährtenleser war das definitiv einfacher. Konnte aber auch schneller zum Problem werden, als einem lieb war.
“Hast du dich jemals in einem Wald verlaufen?“
Mittlerweile war die Nordskov dazu übergegangen, die Pilze in ihrem Beutel zu verstauen und einen der Trampelpfade vor Greo anzusteuern.
Seine Brauen zuckten für einen kurzen Moment Richtung angeschürftem Haaransatz und seine Mundwinkel regten sich ebenfalls zu einem Lächeln. „Du nennst es irrationale Angst, ich nenne es Panik, das war das, was ich meinte.“, sagte er und ging in die Hocke, um lose nach kleinen Stöckchen zu haschen. Er mochte es nicht, dumm rumzustehen und nix zu tun. Innerlich krampfte es ihm einen Augenblick lang. „Neue Erfahrungen.“, quetschte er gehaucht zwischen seinen Lippen hervor und schüttelte langsam den Kopf. Er hätte auf viele neue Erfahrungen gerne verzichtet. Er war froh, als sie auf seine letzte Frage einging und richtete sich wieder auf. Er wandte sich dahin, wo er Strand und Schiff vermutete und setzte sich wieder in Bewegung. Während er ihr folgte, nickte er lahm. „Mjmja. Ab und zu. Aber nicht solche Wälder. Gibt es bei uns nicht.“, erklärte er, „Da wären Landmarken hilfreich. Machen die Eingeborenen manchmal. Sie orientieren sich dabei auf ihren Wanderungen.“ Vermutlich war das etwas, was er von ihnen lernen konnte. „Sicher, dass man die Pilze essen kann?“ Er war ein wenig skeptisch: wer wusste schon, was in anderen Welten alles essbar war.
In einem anderen Leben hätte Skadi womöglich den Versuch unternommen, mehr über das in Erfahrung zu bringen, was sich auf Greos Zügen abzeichnete. Doch weder sah sie seine Mimik in jenem Moment, noch hörte sie seine gehauchten Worte, die folgten. Einzig und allein seine Antwort auf ihre Frage schwappte gegen ihr Bewusstsein, als sich der Körper der Jägerin herum wandte und den Weg zum Schiff zurück fortsetzte.
“Eingeborenen?“
Augenblicklich schnippte eine der dichten Augenbrauen hinauf. Ganz als wollte sie der Intention ihrer Frage Nachdruck verleihen. Zumindest klang diese Aussage in Skadis Ohren als wären Menschen wie Greo und seine Familie Besetzer. Zumindest da wo er herkam. Was keinem Dschungel glich, wie sie bereits wusste.
“Inwiefern?“
Waren es Menschen die schon seit Generationen auf demselben Grund lebten und mit der Natur eng verbunden waren? Dann würde sie... und hätte es auch ihre Stammesmitglieder definiert. Oder?
“Spricht da die rationale oder irrationale Angst aus dir?“
Ein süffisantes Schmunzeln schob sich auf Skadis Lippen. Nicht, dass sie jemals vorgehabt hätte, eines der Crewmitglieder zu vergiften, allerdings verstärkte sich zunehmend der Eindruck, dass ihr absolut niemand vertraute.
Greo wusste nicht viel über seine Mannschaftskameraden. Die persönlichsten Gespräche führte er wohl mit Shanaya, aber besonders viel Schimmer von ihrer Vergangenheit hatte er dennoch nicht: außer, dass sie beide deutlich unterschiedlich groß geworden waren. Und dann wurde ihm manchmal umso mehr bewusst, dass die Uhren auf Elanora ganz anders tickten als sonst auf der Welt. Oder waren da doch einige Parallelen? Er wollte nicht zu viel nachfragen, das hätte er selbst als impertinent wahrgenommen. Aber wenn sie von Jagd und Wäldern und komischen Tieren ihrer Heimat erzählte, fragte er sich unwillkürlich, ob tatsächlich sie so merkwürdig war – oder nicht vielmehr er selbst, der er so weltfremd und fernab geboren war. „Ja, Buschleute. Sind in Ordnung, willst dich aber nicht mit ihnen anlegen.“, wiegelte er das Thema mit einem Handwisch ab und deutete auf die Pilze. „Wenn ich eins bin, dann rational.“, brummelte er, „Aber andere Länder, andere Sitten. Komischen Gewächsen trau ich weniger noch als komischen Tieren. Das hat nix mit dir zu tun.“ Der Strand kam langsam wieder in Sicht und Greo, der Landmensch, war diesmal auf ungewohnte Art und Weise erleichtert das Meer zu sehen.
Buschleute, das klang in Skadis Ohren unfassbar seltsam. Nach kleinen Menschen, die mit Erde und Moos bedeckt waren und jederzeit aus den Büschen kletterten. Vielleicht war es sogar das, was Greo damit meinte und die Nordskov schlagartig an ihre Vergangenheit erinnerte. Womöglich gesellte sich deshalb ein wissendes Lächeln auf ihre Züge, nachdem das Grinsen verklungen war und der Hüne bereits neben ihr das Thema wechselte.
“Das beruhigt mich.“, flüsterte sie leise, aber dennoch deutlich vernehmbar.
Es entsprach immerhin der Wahrheit und war nicht nur auf den Fakt bezogen, dass er eher den Pflanzen, als ihr misstraute.
“Greo...“
Just durchbrachen sie den letzten Abschnitt des Waldes und tauchten mit den nackten Füßen in den weichen Sand des Strandes ein.
Für einen Moment blieb Skadi stehen, fixierte die Züge des Älteren, die sie nun, ohne die dunklen Schatten der Baumkronen deutlich erkannte. Sogar die verschiedenen Farben seiner Seelenspiegel.
Fast war sie geneigt ihre Frage mit einem Kann ich dir eine Frage stellen. einzuleiten. Nur um festzustellen, dass er so oder so antworten oder schweigen würde, wenn sie ihm nicht gefiel. Ein Mann der wenigen Worte brauchte solche rhetorischen Floskeln nicht. Er hatte immer eine Wahl.
“Was treibt einen Mann wie dich auf ein Piratenschiff?“
Greo nickte ihr mit dem Anflug eines Lächelns zu und schwieg, während sie dem Strand näherkamen und folgte ihr aus dem Dickicht heraus auf den Sand. Er straffte automatisch den Rücken, als er das Gefühl hatte, wieder vernünftig aufrecht stehen zu können, ohne sich den Schädel an irgendwelchen Ästen einzuschlagen. Irritiert von ihrem plötzlichen Stoppen hielt auch er inne und guckte sie an. Die Frage kam unerwartet, aber sie wirkte auch nicht wie jemand, der viel Trara um etwas machte. Nur leider hatte sie sich ein Thema ausgesucht, das er gerne umschiffte. Er holte Luft, um zu einer ähnlich gebauten Erwiderung anzusetzen, aber er hatte ihren Namen wieder vergessen und das war so peinlich, dass er einen anderen Weg einschlug.
„Und dich?“
, kam es schlicht aus ihm heraus und er guckte sie mit wachen, klaren Augen an. Dann zog er die Mundwinkel zu den Seiten und presste die Lippen aufeinander, was kein richtiges Lächeln war, sondern eine komische Mimik, die zwischen einem ‚Nunja‘ und ‚Lassen wir das‘ schwankte und drehte sich zum Schiff. Entschlossenen Schrittes marschierte er zu dem Beiboot, was er an Land gezogen hatte und machte es bereit, es wieder ins Wasser zu lassen.
Greo schwieg. Sie hatte es in gewisser Weise bereits geahnt und es dennoch auf einen Versuch ankommen lassen. Seine Gegenfrage quittierte sie mit einem süffisanten Zug um ihre Lippen. Er sollte nach dem Angriff auf die Morgenwind wissen, wieso sie auf der Sphinx war. Sicherlich nicht, um neue Freundschaften zu knüpfen. Doch der Hüne erweckte nicht den Eindruck, als wolle er dieses Thema vertiefen. Schritt an ihr vorüber und bückte sich zu dem kleinen Boot hinab, das vor ihnen auf dem Sand ruhte. Ihr eigenes Dingi lag gut getarnt im Gebüsch zu ihrer Linken. Mit losen Ästen und Sand überhäuft und dank des nächtlichen Halbdunkels kaum zu erkennen.
Wortlos folgte Skadi dem Hünen den Strand hinab. Zog sich dabei den Bogen von der Brust und rammte ihn in den weichen Sand. Umfasste die Kanten des Beibootes weniger später und trug das Gefährt wortlos und möglichst leise ins Wasser.
Er konnte ihren Gesichtsausdruck nicht sehen und vielleicht war das besser so, denn er hätte ihn nicht zu deuten gewusst und wäre mit Verwirrung aus dem Ganzen herausgegangen. Er hob den Bug des kleinen Beibootes an und schob es mit einem auf dem Sand schabenden Geräusch zurück in die kleinen Wellen. Die Schot hatte er sich um die Hand gewickelt. Während sein Gefährt auf dem Wasser langsam vor sich her schwankte, drehte er sich noch einmal zu Skadi um. Sie hatte ihr Boot zu versteckt. Hatte er das vorhin, als er an Land gekommen war, überhaupt gesehen? Er erinnerte sich nicht. Jedenfalls kam sie gut zurecht. Er tippte in ihre Richtung mit zwei Fingern an seine Hutkrempe, stieg in das kleine Holzding und begann zur Sphinx zurückzuruden.