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Licht- und Schattenseiten
Crewmitglied der Sphinx
für 0 Gold gesucht
dabei seit Nov 2015
#18
***

Als Enrique die Tür zur Kajüte hinter sich schloss und seine Schritte sich entfernten, nur noch das Knarzen des Schiffes und das Schwappen der Wellen am Rumpf die Stille durchbrach, verschränkte Lucien die Arme vor der Brust und stieß mit einem nachdenklichen Ausdruck auf den Zügen die Luft aus. Schließlich wandte er den Kopf herum, suchte den Blick seiner kleinen Schwester. „Also... was hältst du von ihm?“ Die Frage war naheliegend, nach dem Gespräch mit dem Leutnant und trotzdem diente sie letztendlich nur dazu, den Schein zu wahren. Den Anschein von Normalität, jetzt, da sie wieder unter sich waren. Seine Art, Versöhnung zu ersuchen, indem er so tat, als wäre nichts gewesen. Indem er ihr zeigte, dass sie zusammen immer noch funktionierten – möglichst ohne darüber zu reden, was passiert war.

Ihr Blick huschte von Lucien zur Tür, als sich diese hinter dem anderen Mann schloss. Für eine Weile starrte sie dorthin, während um sie herum die Stille von kleinen Alltagsgeräuschen unterbrochen wurde. Ihre Gedanken verweilten noch für einen Augenblick bei dem Gespräch, als Lucien das Wort an sie richtete. Ihr Kopf schnellte wieder in seine Richtung und sie blinzelte ein paar Mal. Die letzten Stunden hatten sie kaum bis wenig mit einander gesprochen und wenn, dann etwas verkrampft. Wollte er das so wieder ändern? Als wäre nichts gewesen? Ihr Blick wanderte nach unten auf ihre Hände. Auf den Fingerkuppen dachte sie, immer noch die Narben in seinem Nacken zu spüren. Fest presste sie die Lippen auf einander, ballte ihre Hände zu Fäuste, bevor sie wieder zu ihm aufsah, mit einem leichten Lächeln. „Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Auf dem Marineschiff fand ich ihn...charmant? Aber jetzt...Es macht Spaß ihn zu ärgern, weil er mich offensichtlich nicht leiden kann.“ Sie zuckte mit den Schultern und sah ihn ehrlich neugierig an. „Warum wolltest du ihn unbedingt mit nehmen?

Er beobachtet sie. Wie sie den Blick auf ihre Hände senkte. Sie zu Fäusten ballte. Doch irgendeinen Schluss daraus zu ziehen, wagte Lucien nicht. Es hätte alles mögliche bedeuten können. Oder auch gar nichts. Stattdessen wartete er nur darauf, dass Talin den Blick wieder hob und ihm auf seine Frage antwortete. Der Anflug eines amüsierten Lächelns erschien daraufhin auf seinen Lippen, das allerdings seine Augen nicht ganz erreichte. "Dass du daran Spaß hattest, war nicht zu übersehen." Er schüttelte kurz den Kopf. Aber in der Geste lag nichts Tadelndes. "Vielleicht liegt es daran, dass er bei der Sprengung seines Schiffes auch viele seiner Männer verloren hat. Und du hast den Befehl dazu gegeben." Es war nur eine Mutmaßungen, klang in seinen Ohren allerdings plausibel. Doch er ließ das Thema auf sich beruhen und wandte sich ihrer eigentlich Frage zu. Nun war es an ihm, einen Moment darüber nachzudenken. Er wandte den Blick von ihr ab, neigte den Kopf leicht auf die Seite. "Gute Frage. Es war glaube ich... eher eine Art Bauchgefühl. Er ist nach außen hin durch und durch Soldat, oder? Aber er kam mir nicht wie jemand vor, der auf ein Marineschiff gehört."

Hm“, machte sie nachdenklich bei seinen Worten. Der Leutnant war traurig wegen seiner Kameraden an Bord des Marineschiffes? Das wäre eine Erklärung, ja. Und damit hätte er auf jeden Fall Grund ihr Vorhaltungen zu machen. Sie dachte an die anderen, die ihr das Vorgehen, ebenfalls vorwarfen und seufzte innerlich leise. Wieso warf nicht mal jemand mit einem schlauen Einfall um sich, wie sie sonst drei Marineschiffen hätten entkommen können? Aber es erschien ihr mühselig darüber weiter nachzudenken. Stattdessen sah sie wieder zu Lucien auf, der über ihre Frage nachdachte. In der kurzen Zeit dachte sie an sein Lächeln, welches seine Augen nicht erreichen wollte und es tat weh daran zu denken, was für eine Kluft zwischen ihnen herrschte, obwohl sie so wie früher zusammenarbeiteten.
Bei seinen Worten schließlich schnaubte sie laut und vernehmlich. „Und du glaubst, er gehört als ausgebildeter Soldat auf ein Piratenschiff?“ Ihr Blick glitt zur Tür, während sie nachdenklich die Arme vor der Brust verschränkte. „Ich gebe zu, es ist gut jemanden zu haben, der sich mit Strukturen auskennt und uns auch über die Marine mehr Auskunft geben kann. Aber wenn der Typ nicht den Stock aus seinem Arsch zieht, hat er auf Dauer hier ein Problem.“ Sie sah zu Lucien hoch und seufzte noch einmal vernehmlich. „Erst einmal bin ich froh, dass er dabei ist. Wir werden sehen, was es bringt, stimmst du mir zu?


Lucien stieß sich vom Schreibtisch ab, lockerte die verschränkten Arme und ging zu der Kommode hinüber, die die Rückwand der Kajüte einnahm. Er griff nach dem Wasserkrug, der darauf stand und füllte sich einen Becher damit. Ein sanftes 'Klonk' und das Gefäß stand wieder an seinem Platz. „Er mag die Ausbildung und gewiss ein paar schlechte Angewohnheiten übernommen haben, aber...“ Kurz zögernd wandte er sich wieder ihr zu, hob dabei seinen Becher an den Mund und hielt dann erneut inne, bevor das Wasser seine Lippen berührte. Ein amüsiertes Schmunzeln ließ ihn die Mundwinkel verziehen. Ihre Wortwahl... naja, er hätte das jetzt auch nicht treffender formulieren können. Ein leises Glucksen lag in seiner Stimme, als er den Faden wieder aufgriff, ohne den Satz von zuvor zu beenden. „Tue ich. Ich zweifle zwar nicht daran, dass er irgendwelche eigenen Ziele verfolgt... irgendwelche Ziele, die ihn dazu gebracht haben, mir auf der Morgenwind zu helfen. Aber geben wir ihm ein bisschen Zeit. Früher oder später wird sich zeigen, auf welcher Seite er steht. Dann können wir immer noch überlegen, was wir mit ihm machen, nicht wahr?“ Jetzt endlich trank er einen Schluck, löste den Blick dabei jedoch nicht von seiner kleinen Schwester.

Sie folgte ihm mit ihren Augen, wie er durch die Kajüte ging und sich Wasser eingoss. Sie beobachtete ihn auch immer noch, während er trank und sich dann wieder ihr zu wandte. Normal. Dieses Wort verließ ihren Kopf nicht mehr. Das Gespräch war völlig normal, ihr Verhalten zu einander war es ebenso. Und trotzdem kam es ihr unwirklich vor, eigentlich seltsam, wie normal das alles war. Sie schüttelte leicht den Kopf, bevor sie als Antwort auf das Gesagt mit den Schultern zuckte. „Jeder auf diesem Schiff ist mit einem eigenen Ziel hier. Keiner kam selbstlos her, um meinen Bruder zu befreien.“ Sie grinste ihn leicht an, verscheuchte die fremden und dunklen Gedanken. „Aber ich stimme dir zu. Sobald wir genaueres wissen, treffen wir eine Entscheidung bezüglich Leutnant Enrique. Ich hoffe du hast nichts dagegen, wenn ich ihn in der Zeit einfach weiter piesacke. Er macht es einem so schrecklich leicht.“ Erwartungsvoll blickte sie ihn an.

Er konnte sich ein leises Lachen nicht verkneifen, senkte rasch den Becher und antwortete mit einer Geste, die halb Nicken und halb Schulterzucken war. „Auch wieder wahr.“ Talin hatte nicht ganz Unrecht. Jeder hier verfolgte seine eigenen Ziele, hatte seine eigenen Gründe. Das einzige, was sie alle miteinander verband, war der Wunsch, frei und ungebunden von A nach B zu kommen. Und wie immer waren sich die Geschwister weitestgehend einig: Es spielte keine Rolle, wer von ihnen was auch immer plante. Loyalität oder Verrat. Sie rechneten mit allem und nichts, ließen sich davon aber nicht beunruhigen. Es würde kommen, wie es kommen sollte und erst dann mussten sie sich eine Reaktion überlegen. Der Dunkelhaarige begegnete Talins Blick, ein Anflug gelassener Heiterkeit in den tiefgrünen Augen und stieß ein sanft-spöttisches Schnauben aus. „Ich könnte dich doch ohnehin nicht davon abhalten.“ Wieder zuckte er mit den Schultern. „Aber treib es nicht zu weit, in Ordnung?“ Was auch immer 'zu weit' heißen mochte.
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Licht- und Schattenseiten - von Lucien Dravean - 10.03.2018, 16:17
RE: Licht- und Schattenseiten - von Lucien Dravean - 09.01.2020, 19:54

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