09.01.2020, 11:34
„Oh...“, erwiderte der Dunkelhaarige mit einem Unterton gespielten Bedauerns, „ein guter Freund würde das sicher für mich tun.“
In den grünen Augen leuchtete ein Anflug von Belustigung, der deutlich machte, wie unverbindlich seine Worte gemeint waren. Er erwartete weder, dass Enrique ihm hinterher wischte, noch ging er davon aus, dass sie tatsächlich Freunde waren. Ein kleiner Scherz mit einer Prise Galgenhumor. Denn auch wenn die Belustigung in der Stimme des Leutnants kaum wahrnehmbar war, beschloss Lucien, es mit Humor zu nehmen. Nicht jedes Wort und jede Tonlage auf die Goldwaage zu legen, schuf in der Regel mehr Vertrauen als das Gegenteil davon.
„Keine Sorge, so weit lasse ich es nicht kommen.“,
schloss der junge Captain mit einer Spur mehr Ernsthaftigkeit und richtete den Blick wieder auf Enrique, musterte dessen der See zugewandtes Profil aus den Augenwinkeln, bis dieser seine Stimme wiederfand. Und dann, fast zu leise, um es über das Rauschen des Meeres hinweg hören zu können, die eigenen Zweifel offenbarte. Mehr zu sich selbst, als an Lucien gerichtet.
Der 21-Jährige nickte leicht, weniger zustimmend als eher verstehend.
„In der Regel ist nichts von dem, was einen Mann länger beschäftigt, wirklich heiter, meinst du nicht?“ In seiner Stimme lag ein leises Lächeln, doch er meinte seine Worte genau so, wie er sie sagte. „Darüber zu reden, soll es leichter machen. Hab' ich gehört.“ Er hob den Becher an die Lippen und richtete seinen Blick wieder auf das Beiboot unmittelbar vor ihm. Ein flüchtiges Lächeln huschte über seine Lippen. „Hab's aber auch noch nicht ausprobiert.“
Dann neigte er den Becher und trank. In jedem Wort das unausgesprochene Angebot.