05.01.2020, 21:30
„Wenn du einen Ton von dir gibst, landest du im Hafenbecken und wirst hier vergessen, klar?“
Die blauen Augen der jungen Frau richteten sich mit einem eindringlichen Blick auf Trevor. Sie konnte die roten Segel der Sphinx erkennen, es war nicht mehr weit. Und sie hatte keine Lust, sich jetzt noch mit mehr von diesen Typen herum zu schlagen, weil Trevor den Mund nicht halten konnte. Einen Moment zu lang musterte sie den Älteren, nahm einen Augenblick zu spät die Bewegung aus den Augenwinkeln wahr. Der Schuss knallte und das Herz der jungen Frau machte einen großen Satz, als die Kugel ein Loch in ihre Corsage riss. Hatte er sie wirklich treffen wollen? Sie war doch ein perfektes Ziel gewesen. Erst mit dem nächsten Atemzug erkannte sie das schwarze Federvieh, das den Mann wohl abgelenkt hatte. Der Fremde sackte wieder zusammen, der Vogel begab sich zu Trevor. Shanaya selbst musterte diese Szene nur einen kleinen Moment, atmete schwer aus und strich sich mit den Fingern über das Loch in ihrer Kleidung. Keine große Verletzung, sie ließ sich nicht einmal die Zeit zu prüfen, ob sie blutete. Der Vogel kam in ihre Richtung, aber die Dunkelhaarige warf ihr nur einen kurzen Blick zu, zuckte mit den Schultern und deutete in die Richtung der Sphinx. Sie hatte jetzt keine Zeit dafür, nahm nicht einmal wirklich die Töne des Vogels wahr. Ihr Blick richtete sich also wieder in die Richtung des Schiffes, behielt jetzt jedoch auch die Umgebung mehr im Auge. Trevor warf sie keinen Blick mehr zu, er würde schon mitkommen – oder zurück zu dem Ding gehen, das ihn so interessierte. Es war ihr in diesem Moment herzlich egal. Vielleicht würde Cesárea ihn ja begleiten.
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Der Weg zum Schiff war schnell hinter sich gebracht, niemand lauerte ihnen auf. Die Sphinx lag ruhig da, Nichts deutete darauf hin, dass jemand Unbefugtes sie betreten hatte – oder plante, sie zu übernehmen. Jedoch befand sich auch kein bekanntes Gesicht in der Nähe und Shanaya wusste nicht, ob sie das beruhigen oder noch besorgter werden lassen sollte. Sie behielt die Umgebung im Blick, betrat die Planke, die sie zum Deck der Sphinx führen würde und hielt nach zwei kleinen Schritten inne. Stimmen drangen an ihre Ohren und schnell überlegte sie, wer alles nicht mit zum Fest gekommen war. Sie verstand nur Bruchstücke, darunter aber auch eine bekannte Stimme. Gregory. Aber mit wem sprach er? Er schätzte den Dunkelhaarigen nicht so ein, dass er ausrastete und wahllos auf Crewmitglieder los ging. Um wen genau es ging erkannte die junge Frau, als ihre Schritte sie ans Ende der Planke geführt hatten und sie damit auf dem Deck der Sphinx stand. Glücklicherweise war wirklich kaum ein Fremder auf dem Schiff – bis auf eine Ausnahme. Ein dunkelhaariger Mann, Bart, erhobene Hände. Mit kühler Miene betrachtete sie das Gesicht des Fremden, trat dann näher an Gregory heran. Bis sie in ihrem Augenwinkel etwas erkannte, was sie inne halten und ihr für einen Moment das Blut in den Adern gefrieren ließ. Der Anblick von Greos leblosem Körper ließ ihr Herz beinahe schmerzhaft schnell schlagen, es jagte ein Gefühl durch jede Faser, das sie so noch nicht kennen gelernt hatte. Eines, das dafür sorgte, dass sie diesem Kerl jeden Finger einzeln abschneiden wollte, nur um ihm dann seines wichtigsten Körperteils zu entledigen. Egal, ob er etwas damit zu tun hatte oder nicht. Ihr blauer Blick riss sich von Greo und Elian, den sie nur halbherzig wahrgenommen hatte, los und richtete sich direkt wieder auf den Fremden. Kälte lag in ihrem Blick, mit dem sie ihn fixierte, während sie weiter auf ihn zu trat, ohne sich dabei hinter Gregory zu halten.
„Warst du das?“
Shanaya blieb stehen, ließ den Mann jedoch nicht aus den Augen. Jede seiner Bewegungen wurde genau beobachtet, selbst wenn er eine Waffe ziehen würde, konnte sie schnell genug reagieren. Und ihre Stimme ließ keinen Zweifel daran, dass sie gerade nicht auf Späße aus war.
[Erst am Hafen | Dann auf der Sphinx | Zairym, Gregory, Elian, Greo (&Trevor?)]