15.09.2019, 21:19
Auch Farley war erleichtert, dass sie nicht noch mehr Halunken aus dem Weg schaffen mussten, sondern auf der Straße vor ihnen zwei bekannte Gesichter auftauchten – selbst wenn seine eigene Erleichterung und Freude sich sicher hinter der der anderen anstellen musste. Aspens Gesicht, oder gar das von Elian, wären ihm in diesem Moment noch ein wenig lieber gewesen. Aber man musste mit dem arbeiten, was man kriegen konnte. Der junge Dieb hielt sich bei der Begrüßung im Hintergrund. Er musste die beiden Frauen aus einer gesunden Entfernung für Menschen, die sich eher vom Sehen kannten und nickte ihnen zu, als Zeichen, dass es ihm gut ging – und es ihn auf seine Art erfreute, dass sie offensichtlich halbwegs schadfrei davongekommen waren. Aus der anschließenden Diskussion hielt sich der Braunhaarige artig heraus – auch wenn er eher auf Liams Seite stand. Farley hatte einige Erfahrung mit Hinterhalten und Intrigen sammeln können – und dass diese Gruppe, wer auch immer sie waren und was immer sie wollten – sich über sie informiert hatten, schien offensichtlich. Wie sonst hätte man sie offenbar so fein säuberlich voneinander trennen sollen? Wie sonst hätte man ahnen können, welche Mannstärke man auf sie ansetzen musste, um sie außer Gefecht setzen zu können. Das hier war genau geplant gewesen und auch wenn sie nur erahnen konnten, was die Gründe waren, so schien es doch ziemlich sicher, dass die Sphinx ebenfalls unter Beschuss geraten würde – wenn auch nur im übertragenden Sinne.
Aber Farley hatte weder Lust noch fühlte er sich in der Position die Entscheidung Talins infrage zu stellen, als tat er das, was er besonders gut konnte, wenn keines seiner Talente gefragt war: er machte sich seine Gedanken, hielt den Mund und beobachtete die Umgebung – weil vor allem Letzteres im Notfall einen durchaus wichtigen Vorteil bringen konnte – und er das Gefühl hatte, dass sie diesen in dieser Nacht durchaus gebrauchen konnten. Schon in den nächsten Momenten zeigte sich, dass er damit nicht ganz unrecht hatte, als das nächste krachende Feuerwerk ihn kurz und kaum merklich zusammenzucken ließ, während es den Himmel erhellte. Stirnrunzelnd ignorierte er den Schauer, der seinen Rücken hinunterlief und die Erinnerung an die Überraschung, die sie beim letzten Leuchten ereilt hatte. Nicht, dass er Angst hatte. Aber ihm schien, dass dies nur eine weitere Eskalationsstufe war. Wer wusste schon, wie weit der Plan der Gegenseite noch gehen würde. Der Plan zur Sphinx zurückzukehren schien ihm daher noch ein bisschen naiver als zuvor – zumal er das Vertrauen der Kapitänin in ihre Crew sehr bewundernswert fand. Der junge Dieb war sich nicht so sicher, ob die anderen es heil aus der Taverne schaffen würden. Aber was blieb ihm übrig als auch hier die Entscheidung zu akzeptieren – die beiden Frauen kamen aus der Richtung und würden wissen, wie viele Feinde den anderen gegenüberstanden. Und die drei Frauen waren mit ihrer Meinung ohnehin in der Überzahl.
„Ich will nicht hetzen, aber ich würde Skadi in diesem Fall uneingeschränkt zustimmen. Wir sollen zusehen, dass wir hier wegkommen.“
Die Route war ihm dabei egal – das sollte gerne Talin entscheiden. Am liebsten wäre ihm gewesen, wenn sie noch einmal den Weg über die Dächer hätten nehmen können. Aber ein Blick auf die Verletzung der Blonden und das Thema war ohnehin gestorben. Sie mussten sich also irgendwie durchschlagen und der junge Dieb hoffte einfach, dass irgendeiner von ihnen einen guten Orientierungssinn hatte – und sie am Ende nicht in einer Sackgasse einer Überzahl von Halunken gegenüberstehen würden.
[Seitengasse | Bei Talin, Skadi, Shanny und Liam]