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If I Had a Heart
Crewmitglied der Sphinx
für 250 Gold gesucht
dabei seit Apr 2016
#19
Peinlich. Dieses eine Wort zupfe verräterisch an ihren Mundwinkeln und deckte sich mit dem, was der Dunkelhaarigen selbst durch den Kopf geschossen war. “Mmh. Vielleicht sollte wir dann eines der seltenen Exemplare einfangen und als Haustier halten.“ Mit einem amüsierten Funkeln in den Augen, blickte die Nordskov aus den Winkeln in das feinzügige Gesicht. Verschleierte nicht einmal den Sarkasmus in ihrer Stimme und machte es Talin gleich, die offen erheitert einen Zug aus ihrem Krug nahm. “Du bist ziemlich direkt, hat dir das schonmal wer gesagt?“ Spielerisch zuckte eine der dichten Augenbrauen hinauf, während sich der schmale Oberkörper seitlich am Tresen abstützte und kaum mehr erahnen ließ, wie unentspannt sie eben noch gewesen war. Und da ihre Frage rein rhetorischer Natur war, gab sie dem Lockenkopf nicht einmal Zeit für eine Antwort. Lachte leise auf und seufzte. “Ein Mädchen vom Land lernt schnell wie die Dinge hier laufen. Und ich bin definitiv nicht der Heimchen am Herd Typ, der sich freiwillig begrapschen lässt. Zumindest nicht von jedem.“ Und hier war wohl eine sehr schwammige Bezeichnung für die gesamte erste und jede andere Welt. “Wer einmal die Erfahrung macht übermannt zu werden... versucht entweder Jahre lang damit zu klar zu kommen und zerbricht dran... oder tut aktiv etwas dagegen.“ Und es war offensichtlich, welchen Weg Skadi gewählt hatte. Sie wirkte nicht einmal aufgewühlt, als diese schlichte Äußerung über ihre Lippen glitt. Es war nichts woraus sie ein Geheimnis machen würde. Da gab es genügend andere Details, die sie Talin nicht auf dem Silbertablet präsentierte.
Talin war noch völlig in die Vorstellung von Männern als Haustieren versunken, während sie einen Schluck aus ihrem Becher nahm und kicherte. Wenn sie sich vorstellte ihnen ein Halsband umzulegen, damit sie auch brav überall mit hinkamen, wollte ihr Kopf das irgendwie nicht ganz verarbeiten. Dafür aber hatte Skadi sie auf andere Gedanken gebracht und das hätte Talin bis vor einer halben Stunde noch für völlig unmöglich gehalten. Nur leider, hielt das auch nicht lange an. Ihr Blick glitt zu ihrer Begleitung, die so lässig am Tresen lehnte und ihr so freimütig davon erzählte, dass sie vergewaltigt oder zumindest von Männern brutal behandelt wurde. Die Blonde setzte daraufhin den Becher wieder ab, dass lapidare Schulterzucken auf die Frage, ob sie wisse, wie direkt sie war, war ihr gänzlich vergangen. Dafür wandte sie sich Skadi zu und sah sie ernst und hart an. Die Übelkeit aus der Gasse kehrte nicht zurück, dafür fühlte sie sich verdammt leer.
Ich kann dir da nicht ganz zustimmen. Du kannst auch etwas aktiv dagegen tun und trotzdem daran zerbrechen. Du kannst dich für das, was dir angetan wurde rächen und danach trotzdem immer noch Jahre lang hassen, daran zerbrechen, vor jeder Berührung angst haben. Ich glaube nicht, dass man es so einfach trennen kann.
Ein sanftmütiges Lächeln schob sich auf Skadis Züge, während Talin unfassbar ernst und unnachgiebig ihre Meinung zu Protokoll gab. Unrecht hatte sie keineswegs. Die Dunkelhaarige erkannte sich selbst in mehr als einer dieser Ausführungen wieder. Und dennoch war Talin wohl eine von wenigen die genau so handelten und sich nach all dem dennoch fühlten wie ein zerbrochenes Glas. Und dass die Blondine gerade über sich selbst sprach, war keine Frage, sondern eine Tatsache. “Dann du bist du leider eine Rarität unter den Frauen… nicht viele haben den Mut sich zur Wehr zu setzen… und die meisten zerbrechen schon an der Angst allein sich irgendwem anzuvertrauen.“ Mit einem tiefen Seufzen wandte sich der dunkle Haarschopf ab und fixierte den Krug neben sich. “Aber es tut mir leid, dass du das überhaupt erdulden musstest… das sollte niemand in seinem Leben.“ Fest umschlossen die langen Finger erst die Tischkante, wenig später den kalten Ton des Bechers, den sie sich für einen tiefen Schluck an die Lippen legte.
Eine ihrer Augenbrauen wanderte nach oben, während ein verachtendes Schnauben laut wurde. Rarität? Ja, vielleicht konnte man das so nennen. Absurdität vermutlich eher. Ihre Hand wanderte zu einer Stelle knapp unter ihrem Bauch und sie knüllte den Stoff ihres Rockes fest zusammen. „Ist es Mut, wenn du nichts mehr zu verlieren hast? Wenn du einfach nur noch hasst und diesen jemand tot sehen willst, ihn aber doch nicht tötest?“ Anvertrauen, tat sie sich schon gar nicht. Sie redete einfach nur wie immer direkt über das, was sie beschäftigte. Mit einer unwirschen Handbewegung wedelte sie kurz durch die Luft, bevor sie ihren Becher griff und ihn hinunter stürzte, wobei einzelne Rinnsale an ihrem Mund vorbei über Hals und Dekolletee flossen. Heftig stellte sie den Becher wieder ab und bedeutete dem Mädchen ihr nach zu schenken. „Was heißt schon erdulden? Ich war 14 als ich verheiratet wurde und damit eigentlich schon zu spät dran. Im Dorf war ich nicht das einzige Mädchen, dass von ihrem Mann geschlagen wurde. Ich war nur die, mit der sie nicht klar kamen. Außerdem...du musstest es auch erdulden. Wie hast du es so heil überstanden?
Skeptisch huschten die braunen Augen in die Winkel. Musterten Talin aufmerksam und wanderten von ihrem Wut verzerrten Gesicht zu ihrer Hand hinab. Schlagartig kippte die noch halbwegs aufrechte Stimmung in ihrer Brust und hinterließ einen deutlichen Schatten auf ihrem Gesicht. Das hier war keine labidare Unterhaltung über die schlimmen Ereignisse einer miserablen Kindheit. Es glich vielmehr einer Offenbarung traumatischer Erlebnisse, die selbst die junge Frau hinter dem Tresen dazu brachte, sich abzuwenden und lediglich zum Nachschenken zurück zu kehren. Langsam glitt der Krug auf seinen angestammten Platz zurück, während Skadi sich herum wandte und über die Unterlippe leckte. Kurz überlegte ob sie etwas auf die ersten Worte erwidern sollte und dann doch dabei blieb Talin schweigend Gehör zu schenken. Etwas, das sie mitunter vielleicht am besten konnte. Beobachten. Aufmerksam ihren Gegenüber ins Visier nehmen. Und wenn ihr sonst der unterdrückte Hass in den Magen stieg, schlich sich beim Anblick der Blondine eine ungewohnte Art Mitgefühl ein. Weil ihr schlagartig bewusst wurde, dass die Jüngere niemanden gehabt hatte, der sie aufrecht hielt. Dass sie nicht von der Stärke und Liebe einer Familie zehren konnte, die unerschütterlich hinter ihr stand. Umso mehr begriff die Jägerin welchen Stellenwert Lucien haben musste. Weshalb es am Ende fast jedes Mittel recht war ihn zurück zu holen. In ein Leben, dass sich unfassbar einsam und schmerzvoll anfühlen musste. “Ts… heil überstanden. Das wäre zu viel des Guten. Ich habe genauso meine Macken entwickelt, wie du gerade bemerkt haben solltest. Aber ich hatte eine liebevolle Familie, die mich nicht zu einem vollkommenen Psychopathen hat werden lassen… und einen Vater, der mir kurz darauf beibrachte, mit solchen Männern umzugehen.“ Eiskalt glitt Silbe um Silbe über ihre vollen Lippen. Hinterließen ein tiefes Schwarz in den zuvor warmen Augen der Nordskov, die tief ein- und ausatmete. “Und mit 10 Jahren hat man viel Zeit um den Hass positiv für sich nutzen zu lernen.“
Sie war Skadi unglaublich dankbar, dass sie nicht weiter nachforschte. Auch wenn sie so frei darüber reden konnte, wenn sie all diese rhetorischen Fragen stellen konnte, sie wollte sicher nicht das jemand zu tief bohrte. Einmal. Ein einziges Mal hatte sie darüber gesprochen...und danach einen Nervenzusammenbruch gehabt. Einen Rückfall, der sie fast hatte komplett ausrasten lassen. Nie wieder. Daher war sie nur um so glücklicher, dass Skadi über das sprach, was ihr widerfahren war, auch wenn es sicher keine glücklichen Momente gewesen waren. Talin wollte sich nicht vorstellen, wie einem kleinen Kind das angetan wurde, was sie erfahren hatte. Und 10 oder jünger war eindeutig so ein alter in dem man noch ein wenig Kind sein durfte. Nachdenklich legte sie den Kopf schief, während sie sich endlich den Alkohol vom Mund wischte. „Wieso hattest du eine Familie? Ist sie verstorben? Aber dein Vater klingt fantastisch. Ein Mann der seine kleine Tochter nicht leiden sehen will. Du hattest Glück. Vor allem auch mit deiner Ausbildung.“ Da es ihr anscheinend schwer fiel darüber zu reden, ließ Talin ihre Stimme sanft klingen, verscheuchte die dunklen Schatten, damit sie sich auf das Hier und Jetzt und vor allem auf ihre Begleiterin konzentrieren konnte. „Wenn du sagst dein Vater hat dir beigebracht mit solchen Männern umzugehen..was meinst du damit? Abgesehen von dem offensichtlichen massakrieren.
Gerade noch war das dumpfe Gefühl in ihrer Brust zu einem leichten Brennen verwachsen, ehe Talin es mit nur einem Satz, einer Frage zu einem Brikett zusammen presste. Starr blickten die braunen Augen auf die feinen Züge der Jüngeren. Verloren schlagartig die Kälte, die mit so viel alter Verbitterung gespickt war. Für einen kurzen Moment überlegte Skadi, ob sie wirklich auf diese Frage eingehen sollte. Ob das hier ein seltsamer Test war und nur dazu diente mehr über sie heraus zu finden. Doch ihr Instinkt machte sie glauben, dass der Blondschopf nicht zu jenen Menschen gehörte. Ihre Gestik und Mimik – nichts davon hatte etwas Unaufrichtiges. “Das hatte ich.“, gestand sie leise und umging die erste Frage. Wandte den Blick ab und sog tief die abgestandene Luft der Taverne ein. “Aber es wäre falsch zu glauben, dass mich mein Vater nicht hat leiden lassen…“ Wieso im Namen der Götter wechselte sie jetzt auf dieses Thema? Wahrlich waren die Erziehungsmethoden ihres Alten nicht kinderfreundlich oder gar human gewesen. Doch es hatte sie zu einer starken und selbstbewussten Frau gemacht, die den Wert ihres Lebens kannte und gegen jeden zu verteidigen wusste. “… er hat mich ausgebildet. Und ich kann zumindest nicht behaupten, dass es nicht zu etwas gut gewesen ist.“ Eine schwammige Antwort. Doch damit musste sich Talin vorerst abfinden, solange wie sich die Dunkelhaarige den Rest ihres Kruges genehmigte und sich dann über den Tresen lehnte. Sie mussten hier weg, wenn sie weiter so offen sprechen wollten.  Und ohne einen weiteren Tropfen Alkohol würden wohl weder sie, noch Talin verschwinden. Also orderte sie eine Flasche Rum. Blickte kurz zu der Blondine hinüber und versuchte sich an einem warmen Lächeln. “Was hälst du von einem kleinen Nachtspaziergang?“
Ihre Gedanken schwirrten umher, sodass es fast zu viel wurde, was Skadi da erzählte. Vielleicht war der Alkohol fast ein wenig zu viel gewesen, aber sie wollte es nicht nur darauf schieben. Das Thema an sich, ging nicht spurlos an ihnen beiden vorbei. Sie sah es an dem Gesicht der Braunhaarigen, die sichtlich mit all den Erinnerungen zu kämpfen hatte. Oder vielleicht auch mit dem Thema an sich. Fast wollte sie sich bei Skadi entschuldigen, nachdem sie ihr so zugesetzt hatte. Aber sie ließ die junge Frau ausreden, denn Talin wusste, wie wichtig das manchmal war. Reden und so was eben. Aber als die andere eine Flasche Rum orderte, hob sich die Augenbraue der Blonden wieder, bevor sie verstehend nickte. „Ja, lass uns gehen. Die frische Luft wird gut tun.“ Sie stand auf, zog ein paar Achter aus ihrem versteckten Beutel und verließ die Taverne, ohne nach links oder rechts zu sehen. Draußen streckte sie sich und atmete die angenehme Nachtluft ein. Zum Glück war ihr trotz des Fussels nicht zu schwindelig. Als sie fertig war, wandte sie sich zu Skadi um und sah sie mit einem Blick an, der zu verstehen gab, dass sie wusste, was sie durchgemacht hatte. „Es tut mir leid, das mit deiner Familie. Aber auch wenn dein Vater...streng war, dann hat er dich genug geliebt, um dir so etwas beizubringen. Und sieh dich an, du bist doch wirklich gut geraten.“, schloss sie mit einem anerkennenden Blick auf Skadi.
Es war erstaunlich einfach diese Unterhaltung nach draußen zu verlegen. Und fast spürte die Dunkelhaarige so etwas wie Erleichterung, als sie ihren Teil der Kosten auf den Tresen legte und dem Lockenkopf dicht nach draußen folgte. Ohne es zu wissen konnte sie der Jüngeren sogar dankbar sein, ihre Schlüsse stillschweigend aus ihren Worten zu ziehen und nicht unangenehm nachzubohren oder gar mit Mitleid aufzuwarten. Sie hatte es damals bei Enrique schon nicht annehmen können und zweifelte, dass es ihr bei einer Frau wie Talin anders gehen würde. Doch was die vollen Lippen der Dravean dann aussprachen, kaum dass sie sich nach einem Strecken und tiefen Atemzug herum wandte, ließ die Jägerin kurz irritiert innehalten und die Augenbrauen zusammenfahren. Sie und gut geraten? Es war irgendwie ein seltsames Kompliment, selbst wenn es mehr als ehrlich ausgesprochen war. “Im Ernst?“ Unweigerlich schlich der Anflug eines Grinsens in ihren hinauf schnellenden Mundwinkel. “Aber danke… das ist wohl das erste Kompliment seit Jahren… fühlt sich… ungewohnt an.“ Mit wenigen Schritten überbrückte die Dunkelhaarige die Distanz zwischen ihnen und hielt schräg neben dem Lockenkopf inne. “Worauf hättest du jetzt am meisten Lust?“
Talin konnte nicht anders, als über Skadis verdutzten Gesichtsausdruck zu lachen. Es war fast ein wenig traurig, dass eine so hübsche junge Frau, seit Jahren kein gutes Kompliment mehr gehört hatte. „Also wenn du möchtest, dann mach ich dir gern immer welche. Nur bin ich schlecht darin, wenn sie einstudiert sind. Dann werden sie meist vulgär.“ Sie lachte immer noch leise, als auf einmal Skadi ziemlich nahe bei ihr stand. Sie schielte zu ihr hinüber und musterte die junge Frau aufmerksam, wobei ein kleines Schmunzeln an ihren Mundwinkeln zog. „Worauf ich Lust habe? Mich hemmungslos zu betrinken, vielleicht. Oder einfach nur vor allem weglaufen, dass ginge auch.“ Sie sah die Straße entlang, erahnte die Richtung aus der sie vorhin gekommen war. „Mich meinen Ängsten stellen, vielleicht.“ Ihr Blick wanderte zu Skadi zurück. „Was willst du denn tun?
Diese Frau war eine Meisterin im Tanz mit ihren Emotionen. Hatte sie gerade noch voller Ernst und unterdrückter Wut an ihrem Gespräch teil genommen, stand sie nun da und brach in ein herzhaftes Gelächter aus. Und weshalb? Das verstand die Nordskov am allerwenigsten. Konzentrierte sich vielmehr mit ihrem breiter werden Grinsen auf die Worte, die die Jüngere ihr gegenüber aussprach und konnte selbst kaum mehr ein Auflachen unterdrücken. “Vulgär… wirke ich so prüde, das mich das stören oder erschüttern würde?“ Amüsiert zuckten die dichten Augenbrauen hinauf und verliehen dem braungebrannten Gesicht einen gar verspielten Ausdruck, als sie sich der Kapitänin näherte und schmunzeln zu ihr hinab blickte. “Also Alkohol hätten wir.“ Demonstrativ hob sie die Rumflasche in ihr Blickfeld. Zappelte kurz damit vor Talins Nase, ehe sie tief Luft holte und ihr sanft mit dem Ellenbogen in die Seite knuffte. “Und sich seinen Ängsten zu stellen, halte ich prinzipiell für eine gute Idee… und mir ist alles lieber als hier Wurzeln zu schlagen.“  
Noch ein wenig näher und Talin konnte Skadi tief in die Augen sehen. Sah das Wechselspiel der braunen Farben, die sich den Gefühlen der Frau anpassten. Faszinierend und wunderschön. Und Talin mochte schöne Dinge. Genauso wie Alkohol. Ihr Blick suchte kurz die Flasche, bevor sie Skadi ganz offen ansah. „Ich bin ziemlich froh, dass du nicht prüde bist. Das würde es erschweren, dich um den kleinen Finger zu wickeln.“ Ihre Lippen verzogen sich vollends zu einem amüsierten Schmunzeln, während sie nach der Flasche griff und sich einen großen Schluck genehmigte, eher sie sie zurückreichte. „Dann lass uns hier keine Wurzeln schlagen. Suchen wir eine Gasse, in der ein Typ mit abgeschnitten Schwanz liegt.“ Bei dem Gedanken daran spürte sie wieder leichte Übelkeit, aber auch den Wunsch sich ihrem eigenen Problem und ihren Ängsten zu stellen. Vermutlich kam dieser Mut vom Alkohol und der beruhigenden Gegenwart von Skadi, aber Talin musste es ausnutzen.
Ein amüsiertes Grunzen verließ jäh ihre Kehle. Talin glaubte also wirklich, dass sie sie um den Finger wickeln konnte? Nun. Es kam wohl ganz darauf an, worauf sie hinaus wollte. Denn die Nordskov war kein Mensch der Körperlichkeiten mit emotionaler Nähe gleich setzte. Und letzteres würde wohl ein schweres Unterfangen werden. “Und du bist sicher, dass du DAS überhaupt willst?“ Schalk blitzte in ihren Augen auf, die der Blonden dabei zusahen, den ersten Schluck der Flasche ihre Kehle hinab zu kippen. Da gab es wohl eine Menge Mut, den sie sich antrinken musste. Oder er diente zur Betäubung ihrer Gefühle, die ihr andernfalls wie eine Schlinge die Luft abschnüren würden. Hatte sich ihr Gesicht gerade entspannt, zuckte es wieder ernst und skeptisch zusammen. Ein Mann mit abgeschnittenem… das konnte nicht wahr sein oder? Kurz musste Skadi schlucken. War froh, dass Talin noch zu sehr mit sich selbst beschäftig war, um näheres in ihrem Gesicht zu lesen. Hatte sie auf ihrem Rückweg nicht gut genug aufgepasst, dass die Jüngere lautlos über sie gestolpert war? Nein. Das konnte unmöglich sein. Dieser Zufall wäre reines Hexenwerk. “Dann mal los.“ Und nun war es an ihr einen kräftigen Zug aus der Flasche zu nehmen und neben Talin die Straße hinab zu laufen.
Während sie die Straßen entlang liefen, musterte Talin Skadi ein wenig skeptisch. Oder eher vorsichtig, dass traf es vermutlich eher. „Du drohst einem Mann ihm sein bestes Stück abzuschneiden, aber findest die Vorstellung jemanden so zu sehen betrinkenswert?“ Sie blickte gerade aus, nahm eine Seitenstraße, von der sie annahm, diese vorhin auch gegangen zu sein. Wo genau der Körper lag wusste sie nicht mehr, aber mit Sicherheit fingen die Leute schon anzureden, denn so etwas zu sehen, war auf jeden Fall Gerüchte wert. „Aber mach dir nichts draus. Ich musste mich vorhin übergeben, als ich es gesehen habe.
Eine Weile waren sie schweigend nebeneinander hergelaufen und hatten hier und da vereinzelte Nachtschwärmer und knutschende Pärchen passiert. Als Talin die Stimme erhob, blickte die Nordskov  zur Seite, spürte wie sich bei ihren Worten nachdenklich die dichten Augenbrauen zusammen zogen. Wie kam der Lockenkopf denn jetzt auf einmal auf diesen Trichter? “Ich hatte den Alkohol eigentlich nur mitgenommen, weil es sich in angenehmer Gesellschaft besser trinken lässt. Dass wir jetzt einen Mann ohne Genitalien suchen war ja eher… spontan.“ Oder irgendetwas das zumindest in der Nordskov nicht als Idee herangewachsen, sondern eher Talins Kopf entsprungen war. Dennoch zuckte sie nur mit den Schultern, entkorkte die Rumflasche für einen kurzen Schluck und stopfte das störrische Ding kurz darauf quietschend in den Hals zurück. “Das macht dich angenehm menschlich meine Liebe.“, entgegnete die Ältere mit einem sanften Schmunzeln und musterte das blasse Gesicht eine Weile von der Seite, ehe sie wieder den wachsamen Blick voraus lenkte. “Was ist eigentlich dein Geheimnis, dass du so viele Leute um dich scharen kannst, die dir so bereitwillig helfen, deinen Bruder zu… finden.“ Skadi vermied bewusst den Begriff ‚befreien‘, weil sie nie sicher sein konnte, wie schnell die Nachricht des Überfalls auf die Morgenwind das Festland erreicht und die Runde gemacht hatte. Am Ende landeten sie unverhofft im Stadtgefängnis, weil irgendeine Petze ihr Gespräch belauschte. “Ist das euer ganz eigener Familiencharme?“ Zumindest hatte Lucien – ob ernst gemeint oder nicht – öfter versucht ihr mit seiner offensiven und sarkastischen Art die Stirn zu bieten. Etwas, dass sie durchaus attraktiv finden konnte. Mit einem Schmunzeln auf den Lippen und dem Anflug eines schalkhaften Grinsens in den Mundwinkeln, spähte die Nordskov aus den Augenwinkeln erneut zu dem Blondschopf hinab.
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If I Had a Heart - von Skadi Nordskov - 23.04.2019, 21:27
RE: If I Had a Heart - von Talin Dravean - 04.05.2019, 15:14
RE: If I Had a Heart - von Skadi Nordskov - 07.05.2019, 12:23
RE: If I Had a Heart - von Talin Dravean - 19.05.2019, 23:21
RE: If I Had a Heart - von Skadi Nordskov - 19.05.2019, 23:21
RE: If I Had a Heart - von Talin Dravean - 19.05.2019, 23:22
RE: If I Had a Heart - von Skadi Nordskov - 19.05.2019, 23:22
RE: If I Had a Heart - von Talin Dravean - 19.05.2019, 23:23
RE: If I Had a Heart - von Skadi Nordskov - 19.05.2019, 23:23
RE: If I Had a Heart - von Talin Dravean - 19.05.2019, 23:23
RE: If I Had a Heart - von Skadi Nordskov - 19.05.2019, 23:24
RE: If I Had a Heart - von Talin Dravean - 19.05.2019, 23:24
RE: If I Had a Heart - von Skadi Nordskov - 19.05.2019, 23:25
RE: If I Had a Heart - von Talin Dravean - 19.05.2019, 23:25
RE: If I Had a Heart - von Skadi Nordskov - 19.05.2019, 23:26
RE: If I Had a Heart - von Talin Dravean - 19.05.2019, 23:26
RE: If I Had a Heart - von Skadi Nordskov - 19.05.2019, 23:26
RE: If I Had a Heart - von Talin Dravean - 22.08.2019, 12:27
RE: If I Had a Heart - von Skadi Nordskov - 31.08.2019, 22:55
RE: If I Had a Heart - von Skadi Nordskov - 30.04.2020, 17:47

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