31.08.2019, 14:35
Shanayas Verstand raste, sie versuchte Lücken zu füllen, um zu verstehen, was hier vor sich ging. Sie hatten es nicht nur auf sie abgesehen, und die junge Frau konnte sich kaum vorstellen, dass Mardoc – oder jemand anderes, der seine Finger im Spiel haben könnte – etwas mit Liam und Farley anfangen konnte. Liams Frage lenkte ihre Gedanken ganz von allein um – entlockten ihr jedoch ein leises Seufzen.
„Du musst noch unglaublich viel über meine Prinzipien und mein Verhalten lernen, Liam.“
Shanaya wandte den Blick mit leicht gehobener Augenbraue, aber einem kleinen Lächeln auf den Lippen, nur für einen kurzen Herzschlag herum, musterte den Lockenkopf, ehe sie sich wieder auf ihren Weg konzentrierte. Seine nächsten Worte entlockten ihr ein leises, amüsiertes Schnauben. Wäre es nur so einfach, dann hätte sie sich schon längst einen der Männer gekrallt. Aber so... So konnte sie sich weiter darüber Gedanken machen, was richtig und was falsch war. Sphinx, Taverne, einen ganz anderen Weg. Es wäre sinnvoll, zum Schiff zurück zu gehen, um sie vorzubereiten. Shanaya konnte sich gut vorstellen, dass sie schnell von dieser Insel verschwinden mussten. Es sei denn, sie konnten all diese Typen zurück zwängen.
Sineca zog die Aufmerksamkeit der jungen Frau auf sich, als sie von der Schulter des Dunkelhaarigen sprang und auf eigene Erkundungstour ging. Was das kleine Tier wohl dazu verlockt hatte? Vielleicht spielte sie ja Suchhund für ihre Gegner? Sie verschwand jedenfalls und das nächste, was sie sie hörten war ein Geräusch, bei dem Shanaya nicht sagen konnte, ob es eine Warnung sein sollte oder einen anderen Ursprung hatte.
„Hoffen wir, dass sie keine Massen von denen aufscheucht...“
Damit wurde Shanaya langsamer, näherte sich der nächsten Abzweigung und lauschte. Keine Stimmen. Sie war sich nicht sicher, ob sie zuvor etwas gehört hatte... jetzt jedenfalls herrschte Stille. Die Schwarzhaarige blieb stehen, warf Liam und Farley jeweils einen Blick zu. Die Männer wurden sich absprechen – oder näher kommen, wenn sie die Vermutung hatten, eines ihrer Ziele wäre direkt um die Ecke. Was war es also, was Sineca gefunden hatte? Vielleicht etwas zu fressen? Möglich.
Mit einem ruhigen Atemzug umfasste Shanaya den Knauf ihres Degens noch etwas fester, richtete die hellen Augen dabei auf ihre zwei Begleiter. Einige Herzschläge betrachtete sie, ehe sie vorsichtig nickte. Sie konnten nicht sinnlos herum stehen und darauf warten, dass etwas passierte... Also wartete sie, bis die zwei Männer bereit waren, atmete noch einmal ruhig durch, ehe sie gemeinsam mit den anderen Beiden aus ihrer Gasse traten, den Degen erhoben, den Blick fest auf das gelegt, was da kommen mochte. Vielleicht war es riskant, leichtsinnig, einfach so ohne Deckung... aber die junge Frau vertraute ihrem Gefühl – und dieses enttäuschte sie nicht.
Es lagen einige Meter zwischen ihnen, zwischen der Pistole, die auf sie gerichtet war. Daran störte sie sich jedoch nicht, auch wenn ihr Herz einige Takte schneller schlug. Das Gesicht hinter der Waffe war schnell erkannt, sodass Shanaya den hellen Blick kurz schweifen und dann ihren Degen sinken ließ.
„Sieh einer an. Seid ihr allein?“
Zuerst musterte sie Skadi, während sie langsam auf die beiden Gestalten zutrat.
„Ihr lebt also immerhin noch.“
Wo waren die beiden gewesen? Hatten sie sich nicht dem Fest in der Taverne angeschlossen? Hm. Ihr Lächeln wurde sanfter, die Umgebung behielt sie aber im Blick. Erst direkt bei den beiden Frauen lockerte sich die Anspannung Shanayas, ehe sie Skadi einen prüfenden Blick zuwarf. Sie sah nicht sonderlich fit aus, aber sie konnte stehen. Talin legte sie die Hand auf die Schulter, auch die Blonde hatte eine... eindeutige Pose eingenommen.
„Zu viel des Guten und dann auch noch Stress?“ Ein halb amüsiertes Schmunzeln, ehe ihre Stimme ernster wurde, besorgter. „Seid ihr verletzt?“
Sie musterte die beiden Frauen, bezog also auch Skadi mit ein.
[Auf einer Straße | Erst nur Liam & Farley - dann auch Skadi & Talin]