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We share what's in our hearts
Crewmitglied der Sphinx
für 250 Gold gesucht
dabei seit Apr 2016
#4
Die kleinen Fältchen auf seiner Stirn waren kaum zu deuten, kaum dass das Thema auf die Kapitänskajüte fiel. Sie bestätigten lediglich die Existenz des vermuteten Bettes dort und legten sich mit einer wohlig warmen Zufriedenheit auf ihr Bauchgefühl. Und während Liam sich seinen Gedanken hingab und erst nach einer gefühlten Ewigkeit zu nicken begann, akzeptierte die Nordskov stillschweigend die Tatsache und versuchte sich nicht der Vorstellung eines weichen Bettes hinzugeben. Letztlich war sie es doch ohnehin gewohnt überall und auf jedwedem Untergrund zu schlafen. Selbst auf Bäumen, wo die Verletzungsgefahr stets präsent und hoch war. Wenn es hier unten zwischen den Tieren nicht so unangenehm riechen würde, wäre es wohl auch eine Überlegung wert, die Nacht auf dem Stroh zu verbringen. Liam allerdings hegte eine andere Idee, die Skadi mit einem Auflachen erwiderte. “Kommt sicherlich ganz darauf an, wie lieb du darum bittest. Oder wie gut du feilschen kannst.“ Letzteres wäre wohl die effektivste Lösung. Selbst wenn es ein definitives Nein zur Folge haben würde, konnte Liam es mit seiner charmanten Art in einen Scherz verpacken und das Ruder herum reißen. “Selbst nach 5 Jahren auf See kann ich mich immer noch nicht langfristig an diese Enge gewöhnen.“ Würde sie wohl nie, wenn man sie fragte.
Und noch während sie sich zu ihrem letzten Hemd hinab wandte und begann das Lochen zu stopfen, schwenkte der Lockenkopf erneut das Thema. Erhielt ein vorläufiges Schweigen, indem sich die Nordskov mit ihren Überlegungen auseinander setzte. Es erstaunte sie, dass er so direkt danach fragte. Bisher war er – bewusst oder auch unbewusst- dem Thema elegant ausgewichen. Noch seltsamer erschien es ihr jedoch, dass es sie absolut nicht berührte. Keine heiße Wut in ihrem Magen. Kein dicker Kloß, der sich jäh durch ihre Kehle schob. Nichts. Mit einem tiefen Atemzug festigte sie somit den ersten Stich im ausgeleierten Stoff, ehe sie Liam Rede und Antwort stand. “Ich kann es dir nicht einmal wirklich sagen. Seit jenem Abend zieht er sich immer mehr zurück. Die Götter allein wissen, womit er sich den ganzen Tag beschäftigt, wenn er nicht gerade seine düstere Laune in Arbeit erstickt.“ Sie sprach es so wertungsfrei und emotionslos aus, dass die Dunkelhaarige selbst für einen Moment innehalten musste. Hatte sie zu ihren alten Verhaltensmustern zurück gefunden? “Ob es ihm also besser geht?“ Der linke Mundwinkel schob sich grübelnd hinauf und hob die braunen Augen aufwärts, bis sie auf Liam zum Stehen kamen. “Ich bezweifle es. Aber jeder hat sein eigenes Tempo.“
Er hatte die Zeit während des Landgangs vermutlich einfach unterschätzt. Im Normalfall hatte seine Zeit auf dem Schiff stets im Hafen geendet, wo sie sich meist wenigstens einen Tag in einem Gasthaus eine Auszeit gegönnt hatten, ehe sie aufgebrochen waren, um die Insel zu erkunden. Aber auch ein Zelt hatte eine willkommene Abwechslung zu den Hängematten geboten, die ihm bislang nicht sonderlich bewusst gewesen war. Vielleicht hingen seine Rückenschmerzen auch an der sitzenden Arbeit der letzten Tage. Aber sein Sehnen nach wenigstens einer Nacht in einem normalen Bett entsprang nicht nur dem Ächzen seines Rückens, sondern auch dem Bedürfnis, sich einfach mal wieder ausstrecken zu können, wenn er das wollte. „Eigentlich bitte ich lieber um Entschuldigung als um Erlaubnis.“, offenbarte er mit einem kurzen Neigen des Kopfes zur Seite. „Aber vielleicht lässt sich Lucien ja auf ein Kartenspiel ein.“ Seine Stimme klang unergründlich, ob er tatsächlich in Erwägung zog, diesen Plan in die Tat umzusetzen oder nicht. Er hatte es vermutlich noch nicht ganz für sich selbst entschieden. „Ohne die Landgänge zwischendrin wird man auch glaube ich zwangsläufig verrückt.“ Er stimmte ihr voll und ganz zu. Als Kind war es ihm meist egal gewesen, doch mit der Zeit lernte man seine Ruhe und seine Privatsphäre zu schätzen. Außerdem merkte man mit zunehmender Zeit auf See, wie die Stimmung gereizter und die Nerven gespannter wurden.
Liam sah nicht auf, nachdem die Frage nach Enriques Wohlbefinden seine Lippen verlassen hatte. Er wollte ihr keine besondere Bedeutung beiwohnen lassen oder Skadi das Gefühl geben, unbedingt darauf antworten zu müssen. Mittlerweile wusste sie wahrscheinlich, dass er sich mit dem zufrieden gab, was man ihn wissen lassen wollte. Dafür allerdings fiel ihre Antwort erstaunlich ausführlich aus, aber bei weitem nicht mehr so mitgenommen, wie Skadi vorher bei dem Thema Enrique geklungen hatte. Ein gutes Zeichen, wie Liam fand. „Du kannst nicht mehr tun, als ihm deine Hilfe anzubieten.“, sagte er nach einer kurzen Pause vorsichtig, aber überzeugt. „Und wie du sagst – jeder braucht seine Zeit, um mit einem Verlust umzugehen. Er wird schon wieder.“ In diesem Moment hätte seine Stimme durchaus beiläufig klingen können, doch der Lockenkopf klang eher zuversichtlich. Außerdem konnte er sich wirklich glücklich schätzen, dass Skadi sich so sehr um ihn bemühte. Doch er ließ es unausgesprochen, zog den Fanden an und versiegelte somit das letzte Hemd des Stapels, während Skadi mit ihrem noch zugange war. Als er Nadel und Faden wieder im Holzkästchen verstaut hatte, nahm er den letzten Schluck seines Tees, stellte den Becher beiseite und klopfte sich abschließend einmal auf die Oberschenkel. „So leid es mir tut: Damit wäre deine Beschäftigungstherapie mit Liam leider schon vorbei.“, meinte er bedauernd und sah zu der Nordskov hinüber.
Seine Worte erstaunten sie für einen Moment. Auch wenn es voll und ganz zu ihm passte, wirkte die Eindringlichkeit seiner Tonlage ernstzunehmender, als es vielleicht beabsichtig war. Und für einen kurzen Augenblick, fast einem Wimpernschlag gleich, regte sich etwas in Skadis Lendengegend, das ein angenehmes Kribbeln durch ihren Körper jagte. Er war also ein Mann der Tat. Jemand der sich nichts diktieren ließ. Mit einem tiefen Atemzug benetzte die empfindliche Zungenspitze ihre Lippen, ehe sie sich räusperte und fast schon ungerührt ein “Wenn er genauso gewieft spielt wie auf der Morgenwind, sehe ich schwarz für dich mein Lieber.“entgegnete. Auf die Verrücktheit, die zwangsläufig nach etlichen Tagen und Wochen auf See an Tageslicht drang, ging sie nicht einmal mehr ein. War gerade viel zu sehr damit beschäftigt ihre Gedanken vom dichten Lockenkopf abzuwenden, als selbiger seinen ganzen eigenen Weg fand, die aufkeimende Hitze schlagartig aus ihrem Körper zu vertreiben.
Ein mattes Lächeln zierte ihre Lippen, kaum dass Liam nach ihrer Ausführung erneut das Wort erhob und wohl das aussprach, was sie selbst dachte. Und dennoch – sie war sich sicher, dass Enrique einen ziemlichen Schups brauchte, um wieder „normal“ zu sein. Normaler, als ihn jeder, ihr eingeschlossen kannte. Denn nach dieser Nacht wusste die Nordskov, dass de Guzmán eine festgenähte Maske trug und die wohl niemand blicken konnte, der nicht zu seiner direkten Familie gehörte. “Andernfalls bring ich ihn schon wieder auf Kurs. Er ist nen ziemlich sturer Bock – aber das sind wir beide.“ Eine Spur Heiterkeit mischte sich in das schiefe Lächeln und legte einen funkelnden Schimmer in das warme Braun ihrer Augen. Auch wenn es sich für einen Moment anfühlte, als würde sie etwas zu überspielen versuchen, wusste Skadi instinktiv, dass sie Enrique zur Realität zurück holen würde, wenn es darauf ankam. Er konnte sich gern für eine Weile in sein Schneckenhaus verkriechen. Doch irgendwann war die sanfte Tour ausgereizt. Denn auf diese Weise würde er seine Tochter wohl nicht schützen können. Und das war das wohl einzige, das wirklich zählte.
Schweigend vernähte nun auch Skadi die letzten Stiche in ihrem Hemd und warf den Lumpen auf den Haufen neben sich. “Und ich habe mir nur ein paar Mal in die Hände gestochen. Eine wahre Meisterleistung.“ Halb lachend reichte sie ihm Nadel und Faden. Streckte daraufhin erneut ihre Beine aus und seufzte schwer. “Therapie? Bezahlt man nicht für sowas?” Ein kurzer Seitenblick folgte, während die Hände sich rücklings auf dem Boden abstützten und das fahle Licht kichernd auf Skadis Grinsen fiel. Ein Grinsen das Stück für Stück zu einem neutralen Ausdruck schrumpfte. “Wir haben lange nicht mehr so viel miteinander gesprochen… das hat mir irgendwie gefehlt.“
Er hatte seine Worte eigentlich nicht mal wirklich mit Bedacht gewählt, sondern einfach ausgesprochen, was ihm in den Sinn gekommen war. Er war kein großer Pläneschmieder und meistens hatte er auch erst am Hafen entschieden, wohin seine Reise als nächstes ging – dahin nämlich, wohin das Schiff segelte, das bereit war, ihn mitzunehmen. Auch ansonsten handelte er lieber, stand für seine Fehler gerade und ließ sich nur ungern eine Gelegenheit entgehen. „Ohne ein gewisses Risiko wird’s wohl nichts, stimmt. Mein Glück, dass ich bereit bin, das einzugehen.“ Unbekümmert ließ er den Vorschlag auf sich wirken. Vielleicht würde er ihn bei Gelegenheit tatsächlich in die Tat umsetzen. Was hatte er schon groß zu verlieren? Seine Ehre? Da müsste sich Lucien schon etwas ziemlich Gutes einfallen lassen. Die eigentliche Belanglosigkeit seiner Absicht wurde allerdings von ihrem bedeutungsschwereren Thema abgelöst. Doch Liams ernste Miene verschwand hinter einem blassen Schmunzeln, als Skadi ihre angekratzte Entschlossenheit zu Tage führte und sich nicht davon abhalten ließ, sich selbst recht schonungslos zu reflektieren. Gleichzeitig schaffte sie es aber auch, den Umstand mit mehr Humor zu nehmen als noch vor wenigen Tagen. „Hoffentlich gerät niemand ins Kreuzfeuer, wenn du ihm die Leviten liest.“, gluckste er bei dem Gedanken, dass die beiden Sturköpfe aufeinanderprallen. Gut möglich aber auch, dass eine derartige Konfrontation das einzige war, dass den ehemaligen Offizier wieder aus seinem Schatten herauslockte. So oder so – der Rotbart würde nicht wieder lebendig werden. Egal, wie lange er sich in seiner Trauer abschottete.
Liams Blick glitt kurz über den Haufen mit den geflicken Hemden, während er überlegte, ob er irgendetwas vergessen hatte. Eigentlich aber musste jetzt alles wieder zumindest brauchbar sein – egal ob Tau, Netz oder altes Hemd. „Du willst gar nicht wissen, wie meine Finger damals immer ausgesehen haben.“, lachte er und brachte somit seine Anerkennung zum Ausdruck, während er die Utensilien entgegen nahm und ebenfalls in seiner Holzschatulle verstaute. Bei ihren Worten huschte ein Schmunzeln über seine Züge, doch es dauerte einen kurzen Moment, bis er die Kiste schloss und sich ihr wieder zuwandte. Inzwischen hatte sie bereits weitergesprochen und hinterließ ein angenehmes Gefühl in seinem Inneren. „Mir auch. Aber eigentlich ich bin ja zwangsläufig nie weit weg.“, spielte er abermals auf die begrenzten Räumlichkeiten an. „Und was deine Beschäftigungstherapie betrifft, war das hier eine Art Schnupperstunde. Damit du feststellen kannst, ob dir der… Beschäftiger überhaupt zusagt.“ Er runzelte die Stirn bei seiner neuen Wortkreierung, vermied allerdings unbewusst das Wort ‚Therapeut‘. Damit wollte er absolut nichts zu tun haben. Mit einer Hand drückte er sich schließlich vom Boden ab und erhob sich, streckte den Rücken kurz durch und sah mit einem Lächeln zu Skadi hinunter, ehe er ihr die rechte Hand hinhielt, um ihr aufzuhelfen.
Unweigerlich fielen Skadis Augen auf Liams Hände hinab. Bedachten sie mit einem sanften Schmunzeln, das sich abermals an die Oberfläche wagte, kaum dass der Lockenkopf ohne zu Zögern ihre Empfindungen spiegelte. Vergessen waren die kurzen Gedanken um Enrique, den sie wohl über kurz oder lang in ein Gespräch verwickeln würde – ganz gleich ob ihm das gefiel oder nicht. Auf seine Worte entgegnete sie nur ein unsicheres Schulterzucken. Immerhin konnte man sich auch auf engstem Raum aus dem Weg gehen oder darauf beschränken nur das nötigste miteinander zu kommunizieren. Und körperlich in der Nähe zu sein, bedeutete nicht zeitgleich sich auch geistig so offen und nahbar zu geben. “Gab’s daran etwa Zweifel?“ Skeptisch zog sich die dichte Augenbraue hinauf und musterte den Musiker dabei, wie er sich aufrichtete und den Rücken streckte. Dass er dabei geschickt mit den Begrifflichkeiten jonglierte, fiel für sie nicht einmal wirklich ins Gewicht. Stattdessen musterte sie die feinen Fingerspitzen, die sich schlagartig zu ihr hinab streckten und umfasste wenig später die warme Haut seiner Hand mit ihren Fingern, um sich ruckartig hinauf ziehen zu lassen. Was auch immer er jetzt noch vor hatte. Sie würde ihm wohl ohne Widerworte folgen. Nicht nur weil sie es wollte, sondern weil sie keine spannende Alternative hatte.
Er konkretisierte seine Aussage nicht, nicht mit Worten jedenfalls. Liam war niemand, der sich jemandem anbiederte. Wenn Skadi es wollte, würde sie mit der Zeit ganz von selbst lernen, dass er stets ein offenes Ohr hatte, egal worum es ging. Und eigentlich waren sie ja auf dem besten Weg dorthin. Im Vergleich zu der Nordskov kam sich Liam fast schon sorglos vor. So sehr er ihr also gerne dieses Vertrauen zurückgegeben hätte – ihm fehlten die Sorgen, um sie mit ihr zu teilen. Oder sie waren ihm nicht bewusst genug, als dass er sie zu greifen bekommen hätte. Abwartend blickte er zu ihr hinab, musste allerdings nicht lange warten, bis ihre Hand die seine umschloss und er sie mit einem kraftvollen Ruck zu sich auf die Beine ziehen konnte. Und noch bevor er wirklich darüber nachgedacht hatte, zog sein Arm die Nordskov nicht nur auf die Beine, sondern dicht an sich heran; bettete die Hand, die ihre umschlossen hielt, auf seiner Brust und legte die Linke sachte aber bestimmt auf ihre Hüfte. Ein warmes Lächeln galt ihr, während er zu ihrem Gesicht hinunterblickte. „Immerhin könnte sich auch herausstellen, dass er ein totaler Nichtsnutz ist.“, knüpfte er an seine vorherigen Worte an, viel leiser bloß. Selbst, wenn er diese Handlung nicht wirklich geplant hatte, wunderte er sich keine Sekunde über sich selbst. Es fühlte sich gut an, spornte das Herz in seiner Brust unbewusst zu einem schnelleren Takt an und hinterließ eine wohlige Wärme dort, wo er ihren Blick auf seinem Gesicht spürte. Trotzdem funkelte bereits wieder der Schalk in seinen Augen bei seinen Worten und der Griff, um ihre Hand und der, mit dem er sie zu sich gezogen hatte, ließ nach, ohne dass er sich wirklich von ihr abwandte.
Ihr Körper fühlte sich in der Aufwärtsbewegung federleicht an, als das allzu bekannte Rauschen an ihren Ohren einsetzte. Eigentlich erwartete die Nordskov lediglich den sicheren Stand ihrer Füße zu spüren. Fand sich kurz darauf jedoch in einer Situation wieder, die sie nicht hatte kommen sehen. Gab Liams Druck ohne eine Gegenwehr nach und spürte, wie das sanfte Pulsieren ihres Magens erneut zurückkehrte. Es erstaunte Skadi selbst, wie gelassen sie ob dieser Nähe blieb, die sich wie ein warmer Sommerregen auf ihrem Körper niederließ. Hob wortlos den Blick in die braunen Augen ihres Gegenübers und lächelte verschmitzt. Diese Initiative war erfrischend und angenehm zugleich. Stand ihm sogar, wenn sie so recht darüber nachdachte und brachte sie auf Gedanken, die sich sichtbar in dem Funkeln ihres Augenpaares spiegelte. Fast von allein biss sie sich bei seinen Worten auf die Unterlippe. Zog eine Augenbraue amüsiert und skeptisch gen Haaransatz, während sie sich bereits gegen seine Brust zu lehnen begann. Umschloss den hellen Stoff seines Hemdes fest mit ihren Fingern und stahl sich einen sanften Kuss von seinen Lippen, kaum dass sie sich langsam zu ihm hinauf streckte. “Ich kenne deine Vorzüge mein Lieber… und ich wäre dumm mich nicht darauf einzulassen.“, wisperte sie ihm leise entgegen und schmunzelte. Sogar eine Spur zu breit.“Denn...“ Hatte sie die freie Hand stützend gegen seinen Brust gepresst, wanderte diese spielerisch zu seinem Bauch hinab. “Du steckst voller Überraschungen.“
Weil es sich gut anfühlte. Mehr Gründe dafür brauchte er eigentlich gar nicht. Und dem kurzen Haarschopf in seinem Armen nach zu urteilen, war er nicht der einzige, der den Moment genoss – etwas, was den Augenblick noch ein bisschen angenehmer machte. Als er sie freigab, war es ihre Entscheidung, sich weiterhin gegen ihn zu lehnen und sie verlockte ihn damit dazu, auch die rechte Hand auf ihre Hüfte zu legen, ohne den Blick vom dunkel funkelnden Braun ihrer Augen abzuwenden. Langsam beugte er sich nach vorne, während sich der Griff ihrer Hand um den Stoff an seiner Brust zuzog und sie sich emporstreckte. Es war keine Frage, dass er den Kuss erwiderte, den sie ihm sanft auf die Lippen legte. Auf seinen Lippen zurück blieb ein zufriedenes Lächeln, welches ob ihrer Worte nur noch ein wenig breiter wurde, während sich das wohlige Gefühl der vergangenen Nachtschicht wieder zurück in seine Magengegend stahl. Genau dorthin, wohin auch Skadis Hand einen Augenblick später aufbrach. „Sagt die Frau mit den tausendundein Geheimnissen.“, entgegnete er leise, nachdem er sich einen flüchtigen Blick ihre Körper hinab erlaubt hatte, mit einem charmanten Lächeln. Ihre Hand hinterließ auf ihrem Weg eine schmale Welle aus gereizten Nerven, ließ ihn tief durchatmen, ehe er die Rechte wieder hob, um ihr eine Strähne aus dem Gesicht zu wischen, die ihm den Blick auf ihre Augen erschwerte. Er wusste noch immer nicht, was genau an ihr ihn so ihn seinen Bann zog, aber so lange es sich derart angenehm anfühlte, konnte er mit seinem Unwissen ziemlich gut leben. „Nun, Prinzessin. Wie kann ich Euch zu Diensten sein?“, hauchte er schließlich in die Stille zwischen ihnen, ehe er den Kopf nach vorne beugte, um sanft ihr Ohrläppchen zu liebkosen.
Angenehm breitete sich die Wärme von Kopf bis Fuß zwischen ihren Gliedern aus. Pulsierte in einem angenehmen Rhythmus über ihre Nervenbahnen und Muskeln und hinterließ ein amüsiertes, sowie verruchtes Lächeln auf Skadis vollen Lippen. Diese ungefragt Nähe und der mehr als eindeutige Versuch des Älteren sie um den Verstand zu bringen - alles hätte sie Liam nicht zugetraut. Nicht so unvermittelt und aus dem Nichts heraus. Und es hinterließ ein angespanntes Aufatmen in ihren zitternden Lungen, kaum dass sich die weichen Lippen an ihrem Ohr wiederfanden. Trieben ihre Finger erneut unmissverständlich in die warmen Bahn seines Hemdes und zwangen sie regelrecht sich kontrolliert auf die Unterlippe zu beißen. “Du bist... unmöglich, Liam.“
Hauchte sie ihm entgegen und wandte den dunklen Schopf zur Seite, um die feinen Züge mit ihren braunen Augen zu fixieren. “... sowas gehört sich für Prinzen nicht.“ Musterte sie ihn für etliche Herzschläge schweigend, lösten sich die langen Finger lautlos von ihm. Strichen sanft und liebevoll von seiner Brust, über seinen Hals zu seinem Gesicht. Nur um dieses zaghaft zu umschließen und zu sich heran zu ziehen. Mit einem erneuten, intensiveren Kuss, der sie selbst kurz erschaudern ließ. Wieso eskalierten ihre harmlosen Begegnung immer wieder nach einer gewissen Zeit? Skadi konnte und wollte es sich nicht erklären.
Im Grunde holte er sich bloß das, worauf er das letzte Mal hatte verzichten müssen, als sie sich am Morgen ihrer gemeinsamen Schicht getrennt hatten. Es war ein eigenartig schmaler Grad, wenn man gemeinsam arbeitete, gemeinsam reiste, wie der Lockenkopf allmählich feststellen musste. Derartige Angelegenheiten waren eindeutig einfacher, wenn man sich nicht ständig sah und zwischen Nähe und Distanz balancieren musste. Sein Glück war es, dass er kein Freund davon war, sich groß Gedanken zu machen. Er handelte und das meist intuitiv. Und so, wie sie ihn an Deck ‚überrumpelt‘ hatte, lag es nun an ihm, zumindest einen Teil davon zurückzugeben. Immerhin schien diese kleine Liebelei alles andere als einseitig. Das Lächeln auf seinen Lippen bei ihren Worten war hörbar, als sie den Kopf zur Seite wandte und ihn damit kontrolliert dazu zwang, von ihr abzulassen. Und ob er sich den leisen Widerwillen in ihrer Stimme nur einbildete oder nicht – es gefiel ihm. Als sie fortfuhr, hob er den Kopf für einen kurzen Moment wieder etwas zurück und erwiderte ihren Blick mit einer ungläubig gerunzelten Stirn. „Was genau? Einer Prinzessin das Gefühl geben, dass er sie begehrt?“ Ein Schnauben folgte. „Das halte ich für ein Gerücht.“ Langsam beugte er sich abermals nach vorne, hauchte ihr einen weiteren Kuss zwischen Schulter und Hals, bis ihre Hand seine Aufmerksamkeit auf sich zog, deren Bewegung er bereitwillig folgte, um den Kuss mit geschlossenen Augen zu erwidern. Ein sanftes Lächeln nistete sich auf seinen Zügen ein, während er langsam wieder die Augen öffnete. Ein gar unschuldiger Ausdruck mischte sich dazu, als er leise wieder die Stimme erhob. „Mehr will ich gerade nämlich gar nicht.“
Sie sah die gespielte Ernsthaftigkeit auf seiner Stirn. Spürte, dass seine Wortwahl womöglich oberflächig amüsant gemeint, die Bedeutung dessen, was er ihr entgegen hauchte, aber ehrlich über die Lippen gekommen war. Instinktiv schluckte die Nordskov, sog tief die angestaute Luft unter Deck in ihre Lungen und versuchte das alarmierend Pulsieren in ihrem Schädel zu ignorieren. Diese Situation war so berauschend wie konfus. Es kostete Skadi etliche Augenblicke, ehe sie sich von dem Anblick losreißen konnte und die Augen unter dem zärtlichen Kuss verschloss, der sich eine gefühlte Ewigkeit hinzog. Sie genoss diese Nähe spür- und hörbar. Ihr war auch kaum daran gelegen es zu verheimlichen oder Liam von sich zu stoßen. Und doch blickte sie mit einem Auflachen ob seiner Worte unter den schweren Augenlidern erneut zu ihm hinauf. Fuhr die Kontur seiner Unterlippe mit einem ihrer Daumen nach und musterte den Älteren auf eine seltsam verträumte Weise. Schmunzelte tiefenentspannt, ehe sie die vollen Lippen aufeinander presste und dann unter einem tiefen Atemzug entgegnete. “Hör auf mit dem Süßholzraspeln und küss mich einfach.“ Ruckartig lösten sich die Fingerspitzen von den feinen Zügen, wanderten seinen Hals hinauf, ehe sich der hochgewachsene Körper der Nordskov in einer spielerischen Welle gegen ihn drückte und die Arme in seinem Nacken zusammen zog. Erneut legten sich die vollen Lippen auf die seinen. Gaben sich der liebevollen Zweisamkeit hin ohne mehr zu verlangen, als eben jene Umarmung und die zärtlichen Küsse. Genüsslich schloss Skadi die Augen und umspielte mit ihren Fingerspitzen stetig Liams Nacken und Lockenpracht.
Das hier war kein Spiel. Kein falsches, jedenfalls. Liam musste nicht groß darüber nachdenken, welche Worte ihn am ehesten an sein Ziel brachten, denn so gesehen hatte er gar keines. Er sprach aus, was ihm in den Sinn kam, was ihn bewegte, was sich richtig anfühlte. Und ja – selbst wenn das ein Spiel zwischen ihnen war, war es keines, für das er sich verbiegen musste. Das Wohlwollen, mit dem er sich der Berührung ihrer Hand an seiner Wange hingab, war echt. Und gerade die Spontanität, aus der ihre jetzige Situation entstanden war, machte ihm abermals bewusst, wie wertvoll Geborgenheit und Nähe waren. Ihr Daumen kitzelte seine Lippen, hielt ihn allerdings nicht davon ab, ihr leise sein Vorhaben zu offenbaren. Und noch bevor seine Züge auf ihre Forderung wirklich reagieren konnten, spürte er, wie ihre Finger zielstrebig über seinen Hals zu seinem Nacken wanderten und sich die Nordskov holte, was Liam ihr in diesem Augenblick zweifellos nicht verwehrt hätte. Und für den Moment fegte sie seine Gedanken leer, drängte alles, was nichts mit diesem Augenblick zu tun hatte in die Bedeutungslosigkeit ab und zwang die Zeit in einen unregelmäßigeren, langsameren Takt. Nach einer gefühlten Ewigkeit erst lösten sich seine Lippen endgültig von ihren. Seine Hand war langsam ihren Rücken hinauf gewandert und sein Gesicht war nicht in der Lage, die Zufriedenheit, die ihn erfüllte, zu verbergen. „Wir sollten unsere Arbeit zu Ende bringen.“, flüsterte er schließlich und leckte sich ihren Geschmack von den Lippen. „Sonst muss ich mir wieder fehlenden Arbeitseifer nachsagen lassen.“ Er hatte es nicht vergessen, was eigentlich auch schon wieder erstaunlich war.
Immer wieder hüpfte ihr Herz in einem angenehmen Takt gegen ihre Brust. Zauberte einen roten Schleier auf Wangen und Lippen, der nicht einmal verschwamm, kaum dass sich der Musiker von ihr löste. Während ihr Atem noch rasselnd und aufgeheizt gegen seine Miene stieß, lösten seine Worte ein sanftes Lächeln auf ihren Zügen aus. Noch während Skadi tief einatmete und die Finger mehr als widerwillig von seinem Nacken auf seine Brust zurück gleiten ließ, öffneten sich die braunen Augen. Lugten verschmitzt unter dem dichten Wimpernkranz empor und musterten den Älteren mit einer Spur Schalk und Verspieltheit. Es blieb kaum mehr ein Zweifel daran, dass sie das hier ewig vorführen konnte, wenn nicht sogar wollte. “Ich finde schon, dass du sehr eifrig warst heute.“, entglitt es glucksend ihren Lippen, die sich in einer letzten, sehnsüchtigen Berührung auf seinem Mundwinkel niederließen und dann dem Rest ihres Körpers folgten, der sich Herzschlag um Herzschlag vom wohlig duftenden Körper Liams lösten. Nur die Fingerspitzen glitten nach wie vor langsam über seine Schultern und Arme. Verkeilten sich für einen kurzen Augenblick zwischen seinen Fingern und gaben der Nordskov einen kurzen Moment, um mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen zu ihm hinauf zu sehen, ehe sie sich endgültig abwandte und nach den Hemden auf dem Boden bückte. “Meinst du wir können ein paar Stoffreste auch zu Mullbinden umfunktionieren?“
Es dauerte seine Zeit, bis seine Gedanken wieder aus dem Loch hervorsprudelten, in dem Skadis Nähe sie verbannt hatten. In seinem Magen rollte sich das wohlige Gefühl zusammen und auch, wenn seine Worte absolut nicht das widerspiegelten, was sein Körper ihm sagten wollte, wusste er, dass es besser war. Er machte kein Geheimnis daraus, dass er nicht unbedingt das Verlangen danach hatte, sich von ihr zu lösen; verharrte trotzdem in ihren Armen und löste auch seine eigenen Hände nicht von ihr. Seine Mundwinkel zogen sich zu einem amüsierten Schmunzeln nach oben, ehe er die Stirn gegen ihre lehnte und abermals für einige rasche Herzschläge die Augen schloss. „Für das Allgemeinwohl.“, konkretisierte er, obwohl ihm die Unnötigkeit dessen durchaus bewusst war. Gedehnt erwiderte er die letzte Geste ihrer Lippen und erschauderte schließlich unter der langsamen Berührung, die ihre Finger seine Arme hinabtrieben, festigte flüchtig den Griff, als ihre Finger zwischen seinen hindurchglitten, als würde er sie festhalten wollen, ehe er sie gehen ließ, um seinen Worten Taten folgen zu lassen. Unbewusst fuhr er sich mit der rechten Hand über den linken Oberarm, um die Gänsehaut zu vertreiben, die ihre Finger dort hinterlassen hatten. „Keine schlechte Idee. Wenn die Reste lang genug sind.“, gab er zu bedenken und sammelte den Stapel aus Resten vom Boden auf, um sie auf die nächste Kiste zu legen. „Wir können sie Gregory ja anbieten. Im Zweifel kann er sie immer noch entsorgen. Oder für andere Verwendungszwecke freigeben.“ Während er sprach, hob er eines der Stücke in die Höhe, damit es nach unten hin seine gesamte Pracht entfalten konnte. Ein paar konnte man sicher als Verband benutzen. Sollte sie nur vielleicht vorher einmal in heißem Wasser kochen. Schließlich ließ er den Fetzen Stoff wieder auf die Kiste fallen, angelte sich lieber eines der Hemden aus Skadis Armen und begann, es mehr schlecht als recht zusammenzulegen.
Dieses Gefühl. Es hallte angenehm und seltsam zugleich in ihrer Brust nach und hätte sie wohl an jenen eigenartigen Moment ihrer letzten Nachtschicht erinnert, wäre sie nicht so sehr damit beschäftigt, die Hemden vom Boden aufzusammeln. Skadi wäre der bittere Nachgeschmack dessen nicht entgangen. Genauso wenig wie dem tief sitzenden Bedürfnis es von sich zu wischen – weil es das einzige war, was ihr wirklich Angst machte. In ihrem Unterbewusstsein, das sie wie einen dampfenden Kessel hinter einem festen Deckel verschloss. “Wir müssten sie wahrscheinlich nur noch auskochen.“ Und letztlich waren ausgekochte Lumpen besser als nichts. Bei ihrem letzten Besuch im Medizinschrank hatte sie nicht sonderlich viele Binden entdecken können, die die Anzahl der Anwesenden abdeckte. Womöglich hielt Greg sie aber auch tunlichst von fremden Händen versteckt. In einer knappen Drehung wandte sich der hoch gewachsene Körper der Nordksov herum und lächelte, kaum dass Liams Hand eines der Hemden aus ihren Armen klaubte. “Andere Verwendungszwecke? Das muss du mir jetzt aber erklären.“, huschte es mit einer hinauf schnellende Augenbraue über ihre Züge und Lippen. Und noch ehe Liam so recht antworten konnte, ließ Skadi lachend den Haufen in ihren Armen auf eine der höheren Kisten nieder und ging selbst dazu über, die Lumpen sorgsam zusammen zu legen.
Das Lächeln auf seinen Lippen blieb, wo es war. Fast so, als hätte Skadi es feinsäuberlich darauf genäht wie eben noch die Hemden, die sie in der Hand hielt. Liam hatte keinen Grund, es zu hinterfragen. Ihm reichte das Wissen, dass er sich in ihrer Gegenwart wohl fühlte, wie man sich eben in Gegenwart eines Freundes wohlfühlte. Damit schwand auch ein bisschen das unterbewusste Heimweh. Nicht nach einem Zuhause, aber nach den Menschen, die er bislang eigentlich immer an seiner Seite gewusst hatte. Und gerade, weil er diese Art von Wohlwollen zu kennen glaubte, stellte er nicht in Frage, dass es das war, wofür er es hielt: Freundschaft. Etwas überrascht blickte er auf, als Skadi jäh seine Gedanken aussprach, als hätte er sie mit ihrer Stimme gedacht. „Mal abwarten, ob er das lieber selbst macht oder ob wir ihm zur Hand gehen können.“, folgte seine Stimme auf ein kurzes Nicken. „Ich weiß nicht, ob er zu den Menschen gehört, die Dinge lieber selbst erledigen, um zu wissen, dass sie richtig gemacht sind.“ Er hätte kein Problem damit – mit keiner der beiden Optionen. Dass sie dann aber auf seine unbedachten Worte ansprang, hätte er sich tatsächlich denken können. Liam gluckste leise, übte sich aber den ersten Moment in Schweigen, während er den neugierigen Blick der Nordskov auf sich spürte und das Hemd in seinen Händen in aller Ruhe zusammenlegte. „Ich weiß ja nicht, woran du dabei denken musst, aber ich wollte das eigentlich jedem selbst überlassen, was er damit anstellen will.“ Prüfend musterte er das amüsierte Antlitz der Jüngeren, um zu sehen, ob sie sich aus der Reserve locken ließ oder nicht. „Vielleicht kann Rayon neue Lumpen in der Kombüse gebrauchen. Oder jemand braucht sie, um seine Waffe zu reinigen.“
Sie kannte Greg nicht gut genug, um sich ein Urteil darüber erlauben zu können. Nichts desto trotz war es eine gute Idee ihm zumindest ihre Hilfe anzubieten. Nein sagen konnte er schließlich immer noch. “Einen Versuch ist es wert.“, entgegnete sie dem Lockenkopf daher entspannt und legte bereits das erste Hemd zur Seite. Musste in sein Glucksen einsteigen, als er ernsthaft versuchte seine unbedachten Worte noch mehr zu verharmlosen. Schüttelte nur noch den Kopf, kaum dass er es wirklich zu Stande brachte nun sie selbst als versautes Früchtchen zu entlarven. “Tja… erwischt würde ich sagen.“ In einer fließenden Bewegung griff sie in den Wäschestapel hinein und faltete den ausgeblichenen Stoff zusammen. “Oder man braucht sie, um jemand Unartiges ans Bett zu fesseln.“ Es klang so unschuldig und beiläufig aus ihrer Kehle, dass man kaum mehr nach dem breiten Grinsen Ausschau hielt, dass sich jäh über ihre Mundwinkel bis zum Ansatz ihrer Ohren ausbreitete.
Er machte sich nicht sonderlich viel aus den Eigenarten der übrigen Crewmitglieder. Wer seine Hilfe nicht wollte, konnte tun und lassen, wonach ihm war. Er war zwar hilfsbereit, drängte sich aber gewiss niemandem auf. Demnach war er durchaus bereit dazu, ihrem Schiffsarzt die Lumpen auszuhändigen und ihm anzubieten, das Auskochen für ihn zu übernehmen oder es zumindest Skadi zu überlassen. Wenn er nicht wollte, war er selbst schuld. Auch Liam griff nach dem nächsten Hemd, nachdem er das erste unsauber zusammengefaltet auf einen neuen Stapel gelegt hatte und nicht wirklich erfolgreich bei dem Versuch war, der Nordskov die Gedanken zu entlocken, die sie erstaunlich gut hinter ihrem Antlitz zu verbergen wusste. Doch sie blieb unberührt, unterstellte ihm weiterhin einen Gedankengang, den er bislang noch nicht gehabt hatte und dachte gar nicht daran, ihn nun von der Angel zu lassen. Der Lockenkopf allerdings hätte auch gut damit leben können, sich mit ihr still auf etwas zu einigen, von dem nur sie wusste, was es war: er lächelte also möglichst vielsagend, während er den Blick abwandte und den Stoff zusammenlegte – bis ihn das, was sie danach aussprach, prompt innehalten ließ. Liam blinzelte, ließ sich ihre Worte abermals durch den Kopf gehen, bis er aufblickte. Ihr Gesicht kam gerade dem eines kleinen Mädchens gleich, dass es faustdick hinter den Ohren hatte. Der Blick seiner Augen wurde allmählich schmaler, das Grinsen breiter und seine Reaktion ließ unweigerlich erkennen, dass er daran wirklich nicht gedacht hatte. „… Stimmt.“, stellte er fast schon nüchtern fest. Langsam fiel sein Blick wieder auf den Stapel aus Lumpen, die indirekt eigentlich schon Gregory versprochen waren. „… Was meinst du, wie viele Gregory davon braucht?“
Liams Blick war ein Bild für die Götter. Fast verschluckte sie Skadi vor Lachen, kaum dass der Musiker die Augen verengte und breit zu grinsen begann. Hielt sich das Hemd vor den Mund, um das heftige Glucksen zu ersticken, das er mit dieser Reaktion in ihr auslöste. Und musste feststellen, dass es mit jedem Atemzug schlimmer wurde. Immer wieder fehlte ihr die Luft zum Atmen, während ihr bereits Tränen in die Augen schossen. Hilfe suchend klammerte sie sich an die Kiste mit den Lumpen, nur um dann mit dem Gesicht voraus in den Haufen zu kippen. “Ich kann nicht mehr… das tut weh… das tut sooo weh.“, kleckerte es nur Bröckchenweise unter den Lachern hervor, die erst nach einigen Atemzügen verklangen. “Hach… tschuldige… aber dieses Gesicht.“ Langsam richtete sich die Nordskov auf und wischte sich mit dem Handrücken ein paar Tränen aus den Augen. Blinzelte zu Liam hinauf, dessen Silhouette leicht verschwommen blieb und sich erst aufklarte, als sie mehrere Male blinzelte. “Wo waren wir gerade?“
Mit einem Mal wirkte es fast wie geplant. Als hätte die Nordskov ziemlich genau gewusst, dass Liam alles, aber nicht das durch den Kopf gegeistert war. Als hätte sie gewusst, dass sie ihn mit dieser kleinen Bemerkung völlig auf dem kalten Fuß erwischte. Statt einer Antwort brach die Dunkelhaarige in schallendes Gelächter aus, noch bevor er seine (rhetorische) Frage überhaupt beendet hatte, obwohl sie sich anfangs noch so gut im Griff gehabt hatte. Liams Augenbraue schob sich langsam nach oben, während er mit einem verhaltenen Grinsen beobachtete, dass die Jüngere schier um Luft rang. Fast schon bedauerlich, dass er seinen Blick nicht selbst hatte sehen können – er schien ja ein Erlebnis wert gewesen zu sein. Doch der Lockenkopf wartete geduldig, bis sich Skadi wieder gefangen hatte und fast schon unschuldig die Stimme erhob, als wäre sie sich ihrer Schuld kein bisschen bewusst. Kurzerhand duckte sich der Lockenkopf nach dem Kissen, welches noch immer unweit von ihm auf dem Schiffsboden lag und warf es Skadi ohne zu zögern mit einem lachenden „Ich dich auch!“ entgegen.
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We share what's in our hearts - von Liam Casey - 27.08.2019, 22:34
RE: Share what's in our hearts - von Liam Casey - 27.08.2019, 22:36
RE: Share what's in our hearts - von Skadi Nordskov - 27.08.2019, 22:37
RE: Share what's in our hearts - von Liam Casey - 27.08.2019, 22:38

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