11.08.2019, 14:15
Shanayas Herz raste, schien damit jeden Gedanken zu übertönen. Nur dieser eine drang immer wieder in ihr Bewusstsein, jagte ihr einen Schauer durch den ganzen Körper. Die ganze Sache auf Milui war jetzt vier Wochen her, Mardocs Wunde konnte, genau wie ihre eigene, schon gut verheilt sein. Es war also möglich, dass die Männer, die jetzt hinter ihnen her waren, von ihm geschickt worden waren. Oder... von jemandem, der mit dem Mann gemeinsame Sache machte. So fest es ging biss die Schwarzhaarige die Zähne aufeinander, um sich nicht von diesem Gefühl einnehmen zu lassen. Sie musste sich konzentrieren. Sie reagierte also nur halbherzig auf Liams Worte, nickte aber als Zeichen der Zustimmung. Weg von dieser Straße, auch wenn sie genug Abzweigungen bot. Das Knallen der Pistolen hinter ihr schien der jungen Frau einen Moment die Kehle zu zuschnüren, ließ es doch die Bilder ihrer letzten Begegnung dieser Art in ihr aufleben. Und damit auch den Gedanken, dass sie eigentlich nicht mehr weglaufen wollte. Aber das hatte sich im nächsten Moment so oder so erledigt.
Sie bogen nach links ab, in der Hoffnung, dort eine Fluchtmöglichkeit zu finden – aber genau das Gegenteil war der Fall. Eine Sackgasse, und kaum hatte sie das reagiert, positionierten sich die vier Angreifer hinter ihnen. Für einen Moment schien es keinen Ausweg zu geben – aber aufgeben kam in keinem Fall in Frage. Ihre Gedanken rasten, nur aus den Augenwinkeln blickte sie zu ihren beiden Begleitern entgegen, während ihre Hand sich auf den Knauf ihres Degens legte. Sie hatten eine Möglichkeit... Die blauen Augen ruhten auf dem Fass, das Liam noch immer geschultert hielt. Das war eine Möglichkeit. Sie wich also ein wenig näher an seine Seite, sodass ihre Tasche, und die Hand, die darin verschwand, von vorne kaum zu sehen waren. Im nächsten Moment knallte ein Schuss durch die Dunkelheit, dessen Kugel sie verfehlte und in die Mauer hinter ihr einschlug.
“Keine Spielchen, ihr könnt euch ergeben!“
Nur ein leises, verächtliches Schnauben, dann ein Flüstern an Liam und Farley gerichtet, während sie dem Mann direkt neben ihr kleine, hölzerne Stäbchen in die Hand drückte.
„Ich lenke sie ab, macht was draus.“
Sie wartete nicht weiter auf eine Reaktion, sie mussten schnell handeln. Und vielleicht konnten die zwei etwas mit den Streichhölzern und dem Alkohol anfangen – Shanaya hoffte nur, dass sie nicht sie selbst anzünden würden. Aber sie versuchte den Kopf frei von ihren Gedanken zu machen, zog ihren Degen und war im nächsten Moment auf dem Weg zu den vier Männern. Einen Moment würde sie die vier auch allein beschäftigen können, aber sie hoffte, dass die zwei Männer sich nicht all zu viel Zeit lassen würden. Drei der Männer reagierten, zogen nun selbst ihre Klingen, aber nur zwei kamen ihr entgegen und vielleicht war das auch ganz gut so. Der ersten Klinge wich sie aus, hob in der Bewegung den eigenen Degen, um den Hieb des zweiten Mannes zu parieren. Sie sollten sich bloß beeilen.