09.07.2019, 21:03
Auch während sie ihre Utensilien vorbereitete, wich das warme Gefühl nicht von ihrer Wange. Sie blickte Lucien nicht einmal an, trotzdem ließ er ihr Herz einige Takte schneller schlagen. Sie war diese Nähe, diese Fürsorge nicht gewohnt. In keiner Art und Weise. Aber Lucien war hier und... tja. Verwirrend. Als er sich neben sie hockte, auf ihre Worte antwortete, entlockte er ihr ein flüchtiges Lachen.
„Willst du mir etwa sagen, meine Brüste sind nicht dein Highlight?“
Gespielt beleidigt ließ sie den Blick auf seinem Gesicht ruhen, verzog die Lippen zu einem leichten Schmollmund, ehe sie resigniert seufzte, sich wieder der Wunde zuwandte. Sie wollte das endlich erledigt haben...
„Nur einen kleinen Verband, der wird vermutlich aber nicht reichen.“
Sie dachte einfach nicht darüber nach, dass er jetzt noch nach Verbänden suchen ging. Seine Abneigung gegen das, was sie in der Hand hielt, fiel der jungen Frau nicht einmal auf. Erst, als er sich schon zum gehen gewandt hatte und sie noch einmal ansprach, hob sie den blauen Blick. Ein warmes Lächeln galt ihm, ein müdes Nicken. Sie musste all das vermutlich nicht verstehen. Lucien ging und sie machte sich endlich an die Wunde, setzte den ersten Stich und hielt dabei mit einem leisen Schmerzlaut die Luft an. Egal, wie oft sie selbst ihre Verletzungen nähte... das machte es nicht besser. Und die Erschöpfung, die sich durch ihre Glieder zog, machte es nicht besser.
Die Minuten, die vergingen, fühlten sich wie Stunden an. Jeder Stich schien eine halbe Ewigkeit zu dauern, bis der letzte Faden von ihrem Dolch durchtrennt wurde. Geschafft. Die Wunde blutete nicht mehr, nach einer kurzen Verschnaufpause wusch die Schwarzhaarige das Blut von ihrer Haut und zog mit langsamen Bewegungen die Bluse über ihren Kopf. Eigentlich hätte sie sich nun eine kleine Pause gönnen sollen, aber kaum dass der Stoff ihren Oberkörper wieder bedeckte, machte sie sich daran, aufzustehen. Sie konnte gerade nicht still sitzen bleiben. Also zog sie sich mit langsamen Bewegungen an der Wand hoch, ließ den Blick über die unzähligen Regale schweifen. Den Verband würde sie auch anlegen können, wenn sie die Bluse trug, so musste sie hier nicht nackt herum rennen. Auch wenn weder sie, noch der werte Herr damit ein Problem gehabt hätte. So steuerte sie, sich mit einer Hand an der Wand abstützend, auf die Regale zu, in denen kleine Gläser mit Flüssigkeiten darin aufbewahrt wurden. Was auch immer das war, es lockte sie automatisch an, immerhin konnte dieser Gedanke sie ablenken. Bis hinter ihr Schritte erklangen, die sie den Kopf zur Vorsicht herum wenden ließen. Sie blinzelte.
„Fündig geworden?“