09.07.2019, 19:41
Solange Shanya Nichts von Lucien hörte, hielt sie die Augen geschlossen, konzentrierte sich für den Moment nur auf ihren Herzschlag, auf die Stille, die sie umgab. Erst als der Mann neben ihr auf dem Boden aufkam, blickte sie ihm wieder entgegen. Er selbst sah sich einige Momente um, betrachtete ihren Zufluchtsort. Etwas, was sie selbst getan hätte, hätte dieser verdammte Typ nicht eine zweite Pistole bei sich gehabt. Auf die Worte des Mannes hin lachte sie leise auf.
„Ich glaube, so viel Gegenwehr hat ihn ziemlich überrascht.“
Als Kind, ohne Waffe hatte sie einfach nicht die Möglichkeiten gehabt, sich zur Wehr zu setzen. Aber bevor sie genauer darüber nachdenken konnte, kam Lucien ein Stück näher, legte noch einmal die Hand an ihre Wange. Zuerst hob ihr Blick sich in seine Augen, ehe sie die eigenen schloss und sie sich nur auf die sanfte Wärme konzentrierte, auf das sanfte Gefühl, den schnellen Herzschlag, der nicht nur durch die Schmerzen angetrieben wurde. Beinahe vorsichtig legte sie ihre freie Hand auf seine, strich sanft mit den Fingern über seine Haut. Seine Worte nahm sie wahr, ging jedoch vorerst nicht darauf ein. Erst, als er von Verbandszeug sprach, zog sich ein munteres, wenn auch erschöpftes Lächeln auf ihre Lippen. Langsam zog sie die Hand, die die ganze Zeit in ihrer Tasche geruht hatte, wieder hervor und hielt ein hölzernes, rundes Döschen und ein Stück Holz, um das ein Faden gebunden war nach oben.
„Auf solche Fälle bin ich jederzeit vorbereitet.“ Eine kurze Pause, ein vielsagender Blick. „Und dass du so eine Situation nutzen willst, um mich auszuziehen...“
Sie lächelte, strich sich dann mit den Fingern über die Augen. Jeder Herzschlag schien sie mehr zu erschöpfen, also ließ sie sich ohne Widerwillen von dem Mann helfen, die Corsage los zu werden. Die Tasche hatte sie auf dem Boden abgestellt, dann folgte sie selbst. Mit dem Rücken gegen die Wand gestützt ließ sie sich auf den Boden sinken, holte im nächsten Moment die Flasche aus ihrer Tasche und öffnete sie. Eigentlich war das das schlimmste an der ganzen Sache... Sie lehnte die Flasche gegen ihre angewinkelten Beine, hob dann leicht ihre Bluse an. Die Wunde saß recht weit oben... ein Seufzen, ehe sie die Arme ein wenig anhob, um mit langsamen Bewegungen den Stoff über ihren Kopf zu ziehen.
„Du guckst mir ja Nichts weg, oder?“
Ein vollkommenes, schüchternes Lächeln schlich sich auf ihre Lippen, als sie den Blick zu Lucien herum wandte. Irgendwie glaubte sie nicht, dass er diese Situation ausnutzen würde. Nicht, solange die Wunde noch vor sich hin blutete. Trotzdem weckte die Tatsache, dass sie halbnackt vor ihm saß die Erinnerung an den Stand, an seine Berührung und seine Nähe. An das Verlangen, mehr davon zu wollen. Die Erregung, die sie auch jetzt mit diesem Bild im Kopf wieder leicht durchflutete... Da half nur eins... Also griff sie erneut nach der Flasche und hob sie leicht die über die Wunde, ehe sie mit einem leisen „Cheers“ etwas von dem Alkohol darüber kippte. Sie kniff die Augen zusammen, gab jedoch keinen Ton von sich. Bevor sie sich nun dem Faden und der Nadel widmete, hob sie die Flasche an ihre Lippen, trank ein, zwei (kleine) Schlücke und stellte die Flasche neben sich. Dann griff sie nach der kleinen Dose, holte eine Nadel hervor und trennte ein Stück vom Faden ab, fädelte es in das Oer ein. Ein kurzer, wahnsinnig leidender Blick galt Lucien, ehe sie ansetzte, um den ersten Stich zu setzen.