05.07.2019, 20:47
Ein Hauch von Pulver ...
Als der Blick der beiden Crewmitglieder über die Reling in die Dunkelheit glitt, sahen sie für den ersten Moment nichts. Erst als Gregory mit der Laterne nach unten leuchtete, konnten die beiden ein hauchdünnes Seil erkennen, was von der Reling zum Wasser zu führen schien. Als der Lichtschein einen größeren Bereich erleuchtete, bewegte sich darin ein unförmig aussehendes...Etwas. Der Körper wirkte wie der eines Menschen, nur vollkommen in Leder gehüllt, von dem schwere Tropfen zurück ins Wasser tropften. Aber insgesamt war das noch gar nicht das seltsame. Statt eines Kopfes saß einen große Metallkugel auf den Schultern des Wesens und als diese nach oben ruckte, um den Ursprung des Lichtes zu erkennen, konnten Gregory und Elian das 'Gesicht' sehen. Ein seltsames Gebilde aus Gitterstäben schien es zu haben. Und statt Ohren ragten drei Öffnungen aus dem oberen Teil der Metallkugel. Von einer dieser Öffnungen führte ein Schlauch ins Wasser. Es ertönte wieder dieses Schaben, aber das Wesen, das die beiden Männer ansahen, hatte sich nicht bewegt. Als Gregory mit der Laterne zur Seite erleuchtete, erkannte er, dass unweit neben dem Wesen ein zweites das Schiff erklomm. Und gleich daneben noch eines. Als er sich zur anderen Seite drehte, erkannte er, dass auch da welche an Seilen hinauf kamen.
Nach einer weitere Schreckenssekunde wollten sich beide Crewmitglieder hektisch umwenden, der Gefahr entkommen und wenn möglich der restlichen Crew Bescheid geben, als hinter ihnen ein 'Plonk' ertönte. Mit einer schnellen Bewegung drehte Gregory sich um und leuchtete damit einem hochgewachsenen Mann – ebenfalls in ein seltsames Lederkostüm gekleidet – ins grinsende Gesicht. Neben und hinter ihm standen noch fünf weitere Personen. Eines der Metallkugelwesen war auch dabei. Dieses hob die Hände, fummelte an seinem kaum existenten Hals herum, bevor es die Kugel anhob, als würde es seinen Kopf abnehmen wollen. Kurz darauf tauchte darunter ein rundliches, rattenähnliches Gesicht auf. Der Mann ließ den Helm achtlos zu Boden fallen.
„Euch hat wohl niemand beigebracht, nicht auf seltsame Geräusche zuzugehen, wie?“ gackerte er laut, bevor der hochgewachsene Mann an der Spitze seinen Männern ein Zeichen gab, um Elian und Gregory gefangenen zu nehmen.
Gegen die sechs Leuchte vor ihnen hätten sie vermutlich noch eine gute Chance gehabt, aber im Moment der Ablenkungen kamen auch die restlichen fünf hinter ihnen über die Reling geklettert und nahmen sie in die Mangel. Nur kurze Zeit später knieten die beiden gefesselt auf den Planken. Drei der Männer verschwanden auf leisen Sohlen vom Deck und durchsuchten das Schiff nach weiteren Besatzungsmitgliedern.
„Bist du sicher, dass die uns was einbringen werden, Boss? Sieh dir die doch mal an.“. Das Rattengesicht hockte sich vor die beiden jungen Männer und betrachtete sie skeptisch. „Sei still, Elmo.“ Der hochgewachsene Mann – ganz offensichtlich der Anführer der Truppe – sah zu einer Frau mit raspelkurzen Haaren, die sich bis jetzt in der Dunkelheit gehalten hatte. „Gib den anderen das Zeichen, Momo.“ Die Frau nickte schweigend und verschwand kurz darauf vom Schiff.
Nur ein paar Minuten später, kamen die drei Männer mit einem bewusstlosen Greo zurück und der Nachthimmel wurde von hellem Licht und einem lauten Knall erleuchtet. Das Spiel hatte begonnen...
Während die drei vor der Taverne noch überlegten, wie sie mit den dunklen Gestalten in der Gasse weiter vorgehen sollten, wurde es für einen kurzen Moment taghell über dem kleine Dörfchen. Talin, Taranis und Skadi sahen in den Himmel, in dem es zu einer Farbexplosion kam, als auf einmal Fußgetrappel laut wurde. Die sieben Männer, die sich bis eben noch in der Gasse aufgehalten hatten, kamen mit gezückten Waffen auf die drei Mannschaftsmitglieder zu.
In der Taverne selbst wurde es still, als durch die milchigen Fenster das Licht hinein schien. Am Tisch unserer betrunkenen Herrenrunde, wurden noch die Becher gehoben, während der Rest der Gäste – so um die elf Mann – ihre Stühle wie auf Kommando zurückschoben und sich alle in die Richtung von Lucien, Sylas, Enrique und Caellagh wandten. Unter den Tischen holten einige vereinzelt ihre Waffen hervor.
Die Drei, die zum Nachschub holen eingespannt wurden, waren gerade der Gasse ein bisschen tiefer gefolgt, als der Himmel erleuchtet wurde. Die zwei Einwohner, die schon vorgegangen waren, blieben stehen und sahen aufmerksam in die Schwärze der Nacht, bevor einer von ihnen ein leises Pfeifen ausstieß. Plötzlich öffneten sich links und rechts Haustüren, aus denen eine unüberschaubare Anzahl Männer – bis an die Zähne bewaffnet – hinaus drängte.
Kurz entschlossenen traten die drei den Rückweg an, denn gegen die zwei in ihrem Rücken kamen sie leichter an. Als sie zu der Unfallstelle zurückeilten, um sich einen Weg über die Fässer zu bahnen, fanden sie sich einem anderen Problem gegenüber. Nicht mehr der Nachthimmel leuchtete, sondern die Fässer standen in Flammen und verscheuchte die Dunkelheit um sie herum. So sahen sie leicht, dass ihnen die Männer aus der Gasse mit gezückten Waffen folgten.
Die einzigen, die das Licht sahen, aber nicht davon betroffen waren, war die Gruppe um Aspen herum. Statt also von bis eben noch freundlichen Mitbürgern angegriffen zu werden, bemerkten sie Runnar, der sich bis eben in der Dunkelheit aufgehalten hatte. Für eine längere Vorstellung war an diesem Punkt aber keine Zeit, denn auch wenn bei einigen von ihnen der Alkohol heftiger geflossen war, so erkannten sie doch, dass das seltsame Licht aus Richtung Hafen gekommen sein musste. Aus Sorge um ihren jeweiligen Bruder, entschieden sich Trevor und Aspen, sich schnell wieder auf den Weg zu machen. Dabei nahmen sie den seltsamen Mann, der in den Schatten gestanden hatte, einfach mit. Scortias, der leicht unentdeckt bleiben konnte, sollte zurück zur Taverne rennen und den anderen Bescheid geben, dass vielleicht etwas mit der Sphinx geschehen war.