04.07.2019, 19:30
Ohne etwas davon nach außen dringen zu lassen fragte Shanaya sich, was der Dunkelhaarige wohl noch fragen würde. Es gab genug, was er noch hinterfragen konnte.
„Definitiv nicht. Es reicht schon, dass ich einen von diesen Kandidaten jeden Tag in meiner Nähe habe. Aber... er ist ein gutes Beispiel für all die Kerle, denen ich versprochen war.“
Ein leises, verächtliches Schnaufen folgte. Aspen war... Aspen eben. Niemand, den sie für den Rest ihres Lebens an ihrer Seite wissen wollte. Zumal sie noch niemandem begegnet war, von dem sie sich das wünschte. Dazu gehörte so viel mehr. Aber Lucien schien vorerst genug gefragt zu haben, vielleicht wartete er auch nur auf die Sicherheit, die ihnen diese offene Straße kaum bieten konnte. Wieder folgte sie ihm, erwischte sich jedoch bei, wie sie inzwischen öfter blinzelte. Die Wunde blutete weiter und allmählich spürte sie den leichten Schwindel. Ihr Körper war vorher schon erschöpft gewesen, dazu musste sich nun die Wunde und das Adrenalin, das langsam abklang. Sie wollte einfach nur noch einen Ort erreichen, an dem sie die Wunde versorgen konnte.
Mehr am Rande nahm die junge Frau wahr, wie Lucien das Fenster öffnete. Sie hatte die Umgebung halbherzig im Blick behalten, noch immer fest auf die Wunde drückend. Erst als der Dunkelhaarige sich wieder an die wandte, richtete sie die blauen Augen zu ihm, musterte kurz das geöffnete Fenster. Sie trat näher zu ihm, bei seinen Worten jedoch legte sich eine wenig begeisterte Miene auf ihr Gesicht. Aber sie leistete trotzdem keinerlei Widerstand, nickte widerwillig. Allein weil sie wusste, dass ihre Kräfte allmählich aufgebraucht waren. Sie ließ sich also hochheben, nahm dafür die Hand von der Wunde und griff im nächsten Moment nach dem Fenstersims. Sofort spürte sie das Ziehen an ihrer Seite, unterdrückte jedoch ein schmerzvolles Aufstöhnen. Mit ihrer letzten Kraft zog sie ihren Körper nach oben, spürte wie ihre Arme unter dieser Anstrengung zitterten, dennoch schaffte sie es, sich durch das Fenster hoch zu ziehen und sich auf der anderen Seite fallen zu lassen. Ihre Füße kamen auf dem Boden auf, trotzdem taumelte die junge Frau leicht. Instinktiv lehnte sie sich an die Wand in ihrem Rücken, schloss kurz die Augen.
„Hier haben sie uns ausnahmsweise nicht aufgelauert.“
Ihre Stimme war leiser geworden, klang erschöpfter. Trotzdem kramte sie nun in ihrer Tasche, vorbei an der Flasche, die unter ihren Bewegungen leise gluckste. Hier gab es genügend Möglichkeiten, diese verdammte Wunde endlich zu nähen.