27.06.2019, 21:43
Manchmal werden die Konturen alter Schatten wieder klar.
Aber im Kampf gegen die Zeitkonnten sie nicht ewig siegen.
Denn auch vom Schnee von gestern bleibt
noch immer irgendwo was liegen.
Du bist nie allein.
Der Schatten holt dich immer wieder ein.
Mittag des 11. Aprils 1822
Shanaya Árashi & Liam Casey
Es war unfassbar, wie schnell die Zeit letztendlich doch verflogen war. Es kam ihm wie gestern vor, dass sie an Milui angelegt hatten und nun befanden sie sich bereits wieder auf See mit Kurs auf ihr nächstes Ziel. Liam war ehrlich – er genoss die Briese im Haar, freute sich aber gleichzeitig bereits wieder darauf, die nächste Insel zu erkunden, die sie erreichten. Es dauerte immer ein paar Tage, bis er sich wieder an den Alltag an Bord gewöhnt hatte. An die Enge und all die Leute, die geschäftig über die Planken der Sphinx wanderten wie auf einem Marktplatz. Dass sie ausgelaufen waren, lag nun bereits einige Stunden zurück, die er geholfen hatte, das Schiff auf Kurs zu bringen. Jetzt aber konnte er es sich erlauben, unter Deck zu verschwinden, Aspen nörgeln zu lassen, dass dies oder das noch nicht erledigt war, während Trevor sich bereits die nächsten Abenteuer ausmalte. Eher als Vorwand griff er sich einige der beschädigten Taue und Netze, um sie in Ruhe – und vor allem in seinem Tempo – so gut wie möglich zu flicken, bis sie wirklich den Geist aufgaben. Als er die erste Treppe hinabgestiegen war, hörte er bereits Rayons und Scortias‘ Stimme aus der Kombüse, hielt kurz inne und entschied sich schließlich, sich ganz hinunter ins Lager zu verziehen. Da würden ihn wohl die wenigsten suchen, um ihn wieder zu anderen Arbeiten einzuspannen. Die Stimme des Kochs wurde leiser und schließlich hörte er nur noch die Wellen, die gegen das Holz schlugen.
Liam atmete durch, genoss für einen Augenblick die Stille, ohne aufzusehen und hielt inne, als er die Gestalt Shanayas hier unten ausmachte. Erst jetzt fiel ihm auf, dass er sie gar nicht am Steuer gesehen hatte, doch während er es an Deck nur beiläufig wahrgenommen hatte, begann er nun, sich darüber zu wundern.
„Was machst du denn hier unten?“, fragte er und bemühte sich gar nicht, die Verwunderung aus seiner Stimme fernzuhalten. Die Taue ließ er auf eine Kiste in der Nähe des Eingangs fallen.