10.06.2019, 09:02
Shanaya kaute auf dem Holz herum, ihr Blick dabei wurde ein wenig nachdenklicher, als Greo eine Frage stellte, mit der sie irgendwie gerechnet hatte. Grüblerisch verzog die Schwarzhaarige etwas die Lippen, antwortete nicht sofort. Sie machte nicht den Anschein, als wolle sie diese Frage nicht beantworten – viel eher überlegte sie, wie sie das alles formulieren sollte. Auch wenn da dieser kleine Funke in ihrem Inneren glühte. Konnte sie Greo etwas davon anvertrauen? Konnte er dieses Wissen irgendwie gegen sie verwenden? Täuschte sie sich so in dem Mann, dem der Hut auf dem Kopf festgewachsen war? Ein leises Schnaufen, mit dem sie diesen Gedanken zur Seite drängte. Es dauerte dennoch einen Moment, bis Shanaya zu einer Antwort ansetzte.
„Kannst du dir mich vorstellen, wie ich den halben Tag damit verbringe, einen Mann zu umsorgen, den ich nicht aus Liebe geheiratet habe, sondern weil meine Eltern diese Hochzeit arrangiert haben? Und wie ich den Rest des dem absolut ehrenvollen Job einer Händlerin nachkomme, die auch hier unter der Fuchtel von ihrem Mann steht und nur das macht, was er erwartet?“ Ein vielsagender Blick galt dem Dunkelhaarigen. „Ich auch nicht.“
Ein erneutes Schnauben. Genau darauf wäre es hinaus gelaufen, wenn sie nicht sie gewesen wäre und sich gegen diese Fesseln zur Wehr gesetzt hätte.
„Ich habe viele Jahre in einem Internat verbracht – um genau das zu lernen. Wie ich mich benehme wie die vornehmsten Damen, darauf achte, dass bloß Nichts den Ruf meiner Familie oder meine Kleidung beschmutzt.“ Ihr Kopf wog sich etwas zur Seite, ihre Stimme klang nicht verbittert, viel mehr zählte sie all das einfach nur auf. Es war ein Teil von ihr, hatte zu dem geführt, wo sie nun war.
„Ich habe mich schon immer viel zu sehr nach Freiheit gesehnt, als dass ich das mit mir machen lassen würde.“