03.06.2019, 23:08
„Ich möchte sehr viel von Rhys übernehmen.“ Rhys. Es war nicht der Name, natürlich. Der Name gehörte einem Toten, den er nicht einmal getroffen hatte und dem er den Namen ebenso genommen hatte, wie er sich immer alles nahm, was er brauchte, um es sich als eine neue Haut überzustreifen. Aber Rhys war diese Idee gewesen, die Idee von einem Mann, der er einmal hatte werden wollen. Der Mann, den sich seine Mutter und er erträumt hatten. Mutter. Sie hätte Elian vergöttert. Nicht, dass er ihr viel Auswahl mit anderen Freunden gegeben hätte. „Es ist nur keine Blindheit. Ich habe immer das Gefühl, dass eher jeder andere blind ist in dem Zusammenhang. Du vor allen Dingen.“
Die Entfernung zwischen ihnen brannte. Sie war ein Eis in ihm und es war merkwürdig und falsch, Eli so nahe zu haben und gleichzeitig so weit von sich entfernt.
Sich entschuldigen…
Nein, das war nichts, was Elian tun musste. Es war Tanis Schuld. Und es war seine Sünde, dass es bittersüß war, dieser Gedanke. Elian und Rhys. Es war fast möglich es sich vorzustellen, in Kerzenlicht gehüllt, irgendein Blick, eine Geste und – aber nein. Nein. Es würde nicht unschuldig bleiben. Nicht gut. Nichts von dem, was Elian verdiente. Tanis wusste nicht, wie er es geschafft hatte, ihn mit hinab zu ziehen, diese Bürde auf ihn zu laden, aber es war seine Schuld. Vielleicht war es eine Strafe für all die Gedanken, die er nie hatte verdrängen können. Er würde mit dem Wissen leben müssen, dass es möglich gewesen wäre, wenn auch nur mit Rhys. Dass Tanis einen Mann geschaffen hatte, der gut genug gewesen war, dass sich Elian… Es war immer noch ein merkwürdiges Konzept. Elian log nicht. Er log nie. Aber er wusste nicht, was er sagte. Zuneigung. Fred hatte keinen Funken Zuneigung in sich gehabt. Elians Zuneigung hatte nichts mit dem zu tun, vor dem er Tanis nun beschützen wollte.
Du hast diese Worte offenkundig nie in der Laterne gehört… Immer noch ein wenig Unschuld. Vermutlich mehr, als ich mir je hätte vorstellen können.
Tanis sah seinen Freund….sah Elian an, nahm den leicht gekrümmten Körper in sich auf. Er war so ganz und gar anders als Fred. Er war ganz und gar anders als dieser Schatten seiner Kindheit, der Feuer und Furcht mit sich gebracht hatte und alles in Tanis abgetötet hatte, was jemals kindlich darin gewesen sein mochte.
„Du bist so ein naiver Idiot.“ Vermutlich nicht das richtige zu sagen, wenn man bedachte, was Elian heute alles erfahren hatte, aber es war genauso wahr, wie es immer gewesen war. Tanis ignorierte die warnende Stimme in seinem Kopf, dass es später nur noch mehr weh tun würde und überquerte die Distanz zwischen ihn und drückte Elian an sich. „Du würdest keine von den Dingen tun, für die man sich entschuldigen müsste. Ich weiß das genauso gut, wie ich weiß, dass dich dein Bruder offenkundig in gehörige Scheiße reingeritten hat, was euren Vater angeht und du vielleicht allen Grund hattest, aber nichts getan hast. Ich kenne dich Eli.“