11.05.2019, 18:03
Statt einer Antwort bekam er Cornelis Hand auf die Wange gelegt und schmiegte sich an sie. Seine Rechte hielt sie fest. Eine stumme Träne löste sich, von ihm unbemerkt, und rann ihm über die Wange, bis sie auf Blut und Zeigefinger stieß. Enrique spürte den Drang, sich wie früher mit beiden Händen am Handgelenk des Rotbartes festzuklammern und einfach nur zu weinen und zu klagen, doch er wusste, dafür hatte er gerade keine Zeit.
Stattdessen nickte er und lauschte, mühsam das Beben, das seinen Körper erschüttern wollte, unterdrückend, den Worten seines Freundes. Mit einem schiefen Lächeln antwortete er:
"Das habe ich dir doch schon zugesagt, als ich zehn war, Dummkopf! Glaubst du etwa, ich hätte das vergessen?"
Nach Atem ringed beobachtete der Schwarzhaarige wie jener sich mühte, ein Beutelchen aus seiner Tasche zu ziehen. Zwei Ringe purzelten zu Boden, doch Enrique fragte nicht, sondern griff die Hand wieder, sowie er den Stoff erkannte und nahm ihn samt der Kette darin an sich.
"Das ist doch jetzt nicht wichtig! Komm! Lass uns aufstehen, dann bring ich dich zurück und du kannst das alles später selber tun!"
Unterdrückte Schluchzer ließen die Worte nicht so flüssig über seine Lippen kommen, wie er es beabsichtigt hatte. Derweil setzte er sein Knie neben Cornelis Hüfte auf den Boden, legte sich dessen Arm über die Schultern und griff ihn mit der linken Hand. Seine rechte schob sich zwischen Wand und Rücken um den Hünen herum um ihn zu greifen. Dabei scheuten seine Finger zurück, sowie sie den Nassen Stoff spürten, rutschten etwas nach oben und kamen so oberhalb der Wunde auf den unteren Rippen zu liegen.
Trotz seiner Aufforderungen nickte er, ein unausgesprochenes, tränenschwangeres Versprechen, dass er alles tun würde, wie van der Meer wollte.
[ An der Ecke einer kleinen Seitengasse | Bei Cornelis ]