06.05.2019, 17:47
Es war sicherlich nicht das erste Mal, dass Greo sich den Kopf im Frachtraum stieß, aber der Rums war so laut, dass er fürchtete, man würde ihn noch auf dem Hauptdeck hören. Er ging vor Schmerz in die Hocke, weil sich seine Beine plötzlich labberig anfühlten und sein Körper mächtig zu schwanken begann. Ach, verdammt, er war nicht für den verfügbaren Raum konstruiert worden. Vorsichtig tastete er mit den Fingern seine Stirn ab und betatschte eine Beule der Größe Elanoras. Wunderbar, dachte Greo sich, irgendwann gleicht mein Schädel einer illustren Landkarte. Halb blind klopfte er mit der anderen Hand auf dem Boden rum und suchte seinen Hut, der ihm vom Schopf gerutscht wär – es hätte ihm eine Warnung sein sollen, dass da irgendetwas niedrig hing und dumpfes Weiterlaufen ein Risiko für seine Gesundheit darstellte. Mittlerweile hätte er eigentlich jeden Winkel, jeden blöden Nagel und Splitter im Bauch des Schiffes kennen müssen. Wenn er noch mehr Zeit hier verbrachte, würde er noch anfangen den Dialekt der Ratten zu sprechen. Und wachsweiße Haut bekommen.
Auf der anderen Seite konnte er hier immer wieder rumsortieren, reparieren und werkeln und seinen Geist durch Tätigkeit in Bewegung halten. Das tat gut. Zudem verfügte er dadurch über einen Rückzugsort, den er brauchte, nachdem nun doch deutlich mehr Personen an Bord lebten und er noch ein wenig überfordert damit war, sie alle einzuordnen.
Alle – so schien es ihm – kannten sich irgendwie von irgendwo und jeder hatte den Bezug zu irgendeiner Insel der ersten Welt. Greo fühlte sich fremd unter diesen Menschen, die so fern von seiner Heimat geboren und aufgewachsen waren. Ihm war klar, dass sich das nur bessern würde, wenn er auf sie zuging. Doch bisher hatte er sich nur freundlich reserviert zurückgehalten, sein Ding durchgezogen und sich an Aspen, Shanaya und Rayon orientiert, die ihm bisher am nächsten und sympathischsten waren.
Um nicht in naher Zukunft als Eigenbrötler ohnegleichen zu gelten, beschloss er, es für heute bleiben zu lassen und zu schauen, was die anderen Mannschaftsmitglieder so trieben.
Sich immer noch die Stirn reibend, kämpfte er sich die Decks bis nach oben durch, schob sich dann den Hut wieder über den Kopf und verbarg damit das offensichtliche Unglück, was ihm am Haaransatz widerfahren war.
Interessiert linste er zu der kleinen Gruppe, die unübersehbar zu einem Spiel versammelt war und näherte sich. Die Gesichter waren ihm zweifelsohne vertraut. Er erkannte Shanny, was ihn erleichterte, und auch die Frau-die-mal-ein-Kerl-und-jetzt-nicht-mehr war. Der Braunhaarige war Aspens Bruder, wenn er sich richtig erinnerte, und der vierte im Bunde dieser Katzenjunge, der doch schon länger mitsegelte. Levi. Oder so.
Er hatte die letzten Sätze lose mitgehört, legte Shanaya kurz zum Gruße eine Linke auf die Schulter und stieg gleichzeitig mit seinen langen Beinen über die Kiste, um sich neben sie zu quetschen. Da der Platz für ihn nicht recht nicht passte, ließ er sich stattdessen auf den Boden rutschen.
„Darf der Gewinner den Inhalt des Topfes behalten?“
fragte er und sah dann Elian an. Ohne groß zu überlegen reichte er ihm die Hand, denn er war das neueste Mitglied im Bunde, wenn er sich recht entsann.
„Greo.“, stellte er sich kurz vor und blickte kurz allen anderen Anwesenden ins Gesicht. Wenn er sich nur diese Namen merken konnte. Skadi. Skadi. Skadi. Elian. Elian. Elian. Herrje.
„Abend zusammen.“
Ich komm mal bei euch bei.