06.05.2019, 16:07
„Es ist kein Idealbild, wenn du es ständig noch übertriffst. Und ich fürchte, die alten Götter hätten sich einen derartigen Sohn nur wünschen können.“ Er grinste breit und zwinkerte, aber es steckte wie immer viel zu viel Wahrheit darin, wenn er Elian über Gebühr lobte. Er tat es manchmal bewusst übertrieben oder hatte es getan, um davon abzulenken, wie ernst es ihm alles war. Man konnte schlecht übertreiben, wenn man über diesen Menschen sprach. Es war ein Ding der Unmöglichkeit, wirkliche Fehler an ihm zu finden.
„Nun, vielleicht können wir deinen Geschmack bezüglich Vorbildern als ernsthaftes Problem festhalten. Funkel. Er mag seine klassische Phase gehabt haben, aber was ist eine klassische Phase anderes als eine Phase des größenwahnsinnigen Optimismus, in dem man versucht, die Welt zum Besseren zu verändern, anstatt zu akzeptieren, dass der Mensch an sich ein intrigantes und bösartiges Tier ist, das man ebensowenig zum Besseren erziehen kann, wie einen Fuchs zum Vegetarier?“
Er genoss es zu sehr. Natürlich genoss er es so sehr. Er hatte diese Gespräche vermisst, er hatte sie nachts in seinem Kopf durchgespielt, er hatte schon begonnen damit zu rechnen, für immer und ewig eine Elianstimme in seinem Kopf zu haben und daran zu verzweifeln, weil alles, was er sich vorstellen konnte, am Ende doch nicht an die Realität heranreichen würde.
Tanis schloss die Augen.
Taranis.
Es klang besser, als er erwartet hatte.
Sein Blick folgte Elians Fuß und er seufzte, drehte sich halb um und lehnte sich dann gegen Elians Schulter, sodass er in seinem ganzen Rücken spürte, seine Haare seine Wange kitzelten, er aber auf den Horizont starren und sich sammeln konnte.
„Es ist schwer, weil du Rhys mochtest.“ Er brauchte einen Moment, schluckte. „Ich mochte ihn auch.“, gab er dann leise zu, einem Gedanken Ton und Gewicht verleihend, den er lange vor sich her geschoben hatte. Er wäre gerne Rhys geblieben. Zumindest dann, wenn er auch weiterhin Elian hätte behalten können. Es wäre…es wäre vielleicht ein besseres Leben gewesen. Die Monate seitdem hatte sich durchweg grau und trist angefühlt. Der Sonnenuntergang wirkte…irgendwie schöner als die letzten Male, wenn er einen gesehen hatte.
„Abgesehen von der Marine war er so ziemlich alles, was sich Ma und ich uns immer vorgestellt haben.“