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Whispers In The Dark
Cornelis Feuerbart
Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Keine Angabe
#2
Schweigen breitete sich abermals aus, doch dieses Mal war es ein nachdenkliches und gemeinsames. Trotzdem zeigte es, dass Enrique derzeit nicht von sich aus zum Angesprochenen zurückkehren würde.
Irgendwann bat der Dunkelhäutige den Rotbart dann, ihm ins Wasser zu helfen, wo er sich an einer recht flachen Stelle in die Brandung kauerte, an der das Meer ihm half seinen Brustkorb zu entlasten.

"Geh schwimmen! Ich bleibe hier und schone mich für den Rückweg", forderte er sanft. "Aber gib auf dich acht, ich kann dich derzeit kaum aus dem Wasser ziehen."

Nachdem Cornelis sich wieder gefangen hatte, genoß er einfach dieses gemeinsame Schweigen. Und als Enrique ihn bat, ihm ins Wasser zu helfen, tat er dies natürlich. Er ließ es sich nicht nehmen, ihm noch kurz das Blut von der Schulter zu waschen, mit dem er ihn beschmiert hatte.

"Keine Sorge, die See tut mir nichts. Sie beschützt mich und irgendwann wir sie mich in ihre tiefe Weite behütet aufnehmen."

Er schenkte ihm ein kurzes Lächeln, dann ließ er ihn allein. Vor zwei Tagen hatte er gelernt, daß er Enrique Pausen von sich gönnen mußte, daß dieser von dieser "Lawine des Glücks" sonst überfordert wurde.

Zunächst watete er nochmals in das flache Wasser, in dem sie sich zuvor aufgehalten hatten. Er brauchte einen Moment, bis er sein Messer wiedergefunden hatte, dann brachte er es zurück an den Strand, bevor er in ein wenig Entfernung an Enrique vorbeiwatete in das tiefere Wasser hinein. Als es ihm bis zur Brust reichte, tauchte er zunächst unter und fuhr sich unter Wasser mit den Fingern durch Haare und Bart, um den ärgsten Dreck zu lösen. Dann tauchte er wieder auf und schwamm mit kräftigen Zügen der unendlichen See entgegen und es schien fast so, als würde sie ihn mit einem wunderschönen Lied locken und doch gleichzeitig mit einer sanften Hand halten.
Cornelis und die See... beides gehörte zusammen und es hieße ihn zu töten, würde man ihn von ihr trennen.

"Bis jetzt hat sie mich auch immer getragen", antwortete er leise, hatte aber sofort wieder das Gefühl in ihr zu versinken, wie damals, als über ihm das Schiff brannte.
Doch dieses Mal lag das alles hinter ihm und da kam kein Einschlag, der neben ihm in der Tiefe verschwand und ihn aus dem Zustand des Schwebens riß.
Schweben ...
Einfach loslassen, treiben, vergessen und dann irgendwann einschlafen ...
Er bekam gar nicht mit, dass Cornelis längst gegangen war.

Wann war er ins Wasser gelitten? Er wusste es nicht und in seinem Dämmerzustand war es auch nicht wichtig. Entspannend schluckte das Meer sämtliche Geräusche, leuchteten die Sterne über ihm, warm und stützend hielt ihn das Wasser.
Keine Schmerzen mehr, nie wieder, stattdessen Ruhe und Schlaf, versprach es. Was für eine Verlockung!
Gerade jetzt, wo er Cornelis wiedergefunden hatte. Ihm einfach all das übel verschweigen, aus der Schusslinie Lowells verschwinden und damit Isa beschützen, die wahrscheinlich eh schon glaubte, dass er in das weiße Land gegangen war.
Eine Träne vermischte sich mit dem Salzwasser, als er an sie dachte.
Außerdem würde Yaris sich um den Bastard kümmern.
Auch Skadi wäre sicherer, war sie als Frau, und ohne ihn, doch kaum noch mit Kaladar in Verbindung zu bringen.
Isabella und Samuel folgen, seine Schwester wiedersehen —

'Keine Sorge, ich kümmere mich um sie!'

Bu-bumm.

Ein erster, wütender Herzschlag.
Er hatte einem Sterbenden sein Wort gegeben und so lange er nicht sicher war, dass dessen Tochter versorgt war, konnte er nicht einfach abtreten.

Bu-bumm!

Auch hatte er seiner Tochter versprochen, dass er nach Hause kommen würde, hatte die Kluft zu seinem wiedergefundenen Bruder noch nicht überwunden und still für sich beschlossen, dass er Skadi weiter beschützen würde und dass er vorher wissen wollte, dass Lowell ein hässliches Ende genommen hatte. Aufgebracht riss sich sein Verstand von der einlullenden Atmosphäre los.

Bu-bumm, Bu-bumm, Bu-bumm!

Die Anspannung des, aus dem Wegdämmerns, Hochfahrens ließ ihn untergehen und Wasser schlucken.
Hustend kämpft er sich an die Oberfläche und versuchte das Brennen der Rippe zu ignorieren.
'¡Idiota! Im Wasser einzuschlafen!'
Er versuchte sich aufzurichten und hoffte, dass die Strömung, hier außerhalb der Bucht, nicht so stark war, dass er also noch nahe genug am Strand war, dass er noch stehen konnte ...

Cornelis hatte nach nicht allzu langer Zeit wieder umgedreht, für allzu weite Strecken reichten seine Kräfte noch nicht wieder aus. Zwischendurch ging sein Blick zu Enrique... oder dorthin, wo dieser eigentlich sein sollte. Irritiert hielt er inne, trat Wasser und sein erster Blick ging zum Strand hinüber, doch auch dort konnte er seinen Freund nirgends entdecken. Aber Enriques Sachen waren noch da, wenn er es richtig erkannte.

Dann sah er aus den Augenwinkeln plötzlich Wasser spritzen und einen schlagenden Arm.

`Verdammt, das ist ja fast auf meiner Höhe... da ist es doch viel zu tief mit der Rippe!´

Sofort schwamm er nun auf Enrique zu, zog richtig am Tempo und erreichte ihn so recht schnell. Bei ihm angekommen packte er diesen von hinten unter den Armen, legte sich auf den Rücken und schleppte ihn auf den Strand zu, bis er Boden unter den Füßen fühlte. Er zog ihn noch ein wenig weiter, bis auch Enrique wieder bequem stehen konnte, dann drehte er ihn zu sich um und wollte diesen ebenfalls auf die Füße stellen, während er ihn immer noch an den Schultern festhielt.

"Enrique! Alles in Ordnung? Was ist passiert?"

Die Angst um seinen Freund, die er zunächst durch die Anspannung gar nicht gemerkt hatte, ließ ihm nun die Farbe aus dem Gesicht weichen und seine Hände zittern. Und seine Stimme zitterte ebenso, als er nun sagte:

"Verdammt, Natiao, jag mir doch nicht so einen Schrecken ein!"

Sein Kopf durchbrach die Oberfläche, was es ihm erlaubte kurz Luft zu holen und sich zu orientieren — zumindest was oben und unten betraf. Dann ging er wieder unter.
Seine Füße fanden trotzdem keinen Boden.
'¡Joder!'
Einen Moment lang befiel ihn Panik. Dann zwang er sich zur Ruhe und pendelte sich durch. Zwei kräftige Stöße mit den Beinen brachten ihn nach oben, ließen ihn aber auch Sterne sehen.
'Ganz ruhig!'
Hustend und benommen konzentrierte er sich darauf nicht wieder Wasser zu schlucken, dann darauf sich auf den Rücken zu drehen. Sowie der Schmerz nachließe, könnte er immer noch versuchen herauszufinden, in welche Richtung der Strand lag.
Plötzlich berührte ihn etwas. Mühsam unterdrückte er den Impuls um sich zu schlagen. Für einen Augenblick ging er abermals unter, doch dann wurde er auch schon nach oben bewegt und bekam Luft.
'Cornelis. Er muss es sein.'
Also ließ er seinen Körper erschlaffen und sich ziehen. Welch ein Glück, dass er das als Kind geübt hatte, so gelang es ihm ruhig zu bleiben und abzuwarten.

Am Strand musste der Hüne erkennen, dass er mit Enrique noch weiter musste, so weit, dass sie problemlos im Wasser sitzen konnten.
Dort angekommen brauchte es eine geraume Weile, bis Enrique nicht mehr Husten musste, und dann, bis der Schmerz weit genug abklang, bis er nicken konnte.

"— Einge—schlafen. — Rausge—trieben. —"

Schwindel ließ ihn gegen den Rotbart sacken.
'¡Maldita mierda!'

"— Ich — 'cusar —“

Mehr brachte er im Moment nicht heraus und er wäre froh, wenn er es noch irgendwie aufs Trockene schaffen würde.
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Whispers In The Dark - von Cornelis Feuerbart - 06.05.2019, 12:45
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