06.05.2019, 12:34
Weit kam der Ältere nicht.
Zwei Schritte brachten ihn an Cornelis heran, dann krachte seine Faust mit voller wucht gegen dessen Kinn.
"FALLS DU ES NOCH NICHT KAPIERT HAST: ICH _BIN_ MARINEOFFIZIER!"
Wutschnaubend stand er über ihm und predigte ihm weiter mit dem erhobenen Zeigefinger:
"WENN DU DAS NICHT AKZEPTIEREN KANNST, DANN KANNST DU DICH GLEICH ZUM TEUFEL SCHEREN! ENTWEDER DU FINDEST DICH DAMIT AB, DASS DU DICH DERZEIT MIT EINEM ABGEBEN MUSST ODER DEIN GANZES GEWÄSCH VON EBEN IST KEINEN PFIFFERLING WERT.
"FALLS ICH DIR ALSO ERZÄHLEN SOLL, WIE ES MIR ERGANGEN IST, DANN AUF DIESE WEISE. ICH _KANN_ ES, VERDAMMT NOCHMAL, NICHT ANDERS!"
Abwartend und die Fäuste kampfbereit erhoben starrte er finster in Cornelis Gesicht. Er hatte sich entschieden es zu versuchen, und wenn er diese Tatsache nur so in van der Meers Dickschädel hinein bekäme, dann war dem eben so!
Da Cornelis den Angriff nicht hatte kommen sehen, traf ihn Enriques Faust mit voller Wucht am Kinn und schmiß ihn um, hinein in das flache Wasser, das bei seinem Sturz aufspritzte. Einen Moment zögerte er und dachte nach, was zu tun sei, doch dann rappelte er sich auf und seine Miene verriet in keinster Weise, was er vor hatte. Es sah fast so aus, als wolle er gar nicht tun, als er wieder stand, doch dann schoß seine Faust unvermittelt nach vorn, ebenfalls auf Enriques Kinn zielend.
"UND DU MUSST EBEN AKZEPTIEREN, DAß ICH PIRAT BIN UND NICHT NUR IRGENDEINER! AUßERDEM HAST DU DIE SEITEN GEWECHSELT, WENN ICH MICH RECHT ERINNERE!"
Er war gar nicht sonderlich wütend auf seinen Freund, doch wollte er ihm Gelegenheit geben, seine Wut und seinen Frust mal so richtig abzulassen.
Das Blut kochte in seinen Adern, ließ seinen Zorn brodeln und dieser Zustand hielt lange genug an, dass er dem kommenden Schlag, wenn auch nur knapp, trotz seiner Verletzung, ausweichen konnte, indem er darunter hindurch tauchte und mit seinem Ellenbogen kurz darauf auf Cornelis Nierengegend zielte.
Er sagte nichts, knurrte lediglich und hielt sich, im Gegensatz zum Älteren, nicht zurück.
Diesmal war Cornelis auf einen neuerlichen Angriff gefaßt und so sprang auch er zur Seite, so daß Enriques Ellbogen zwar noch traf, aber nur noch so leicht, daß er keinen Schaden mehr anrichtete. Er seinerseits setzte nun einen Schlag an, der Enrique am Hinterkopf treffen sollte. Trotz allem versuchte er, der Rippe seines Freundes nicht zu nahe zu kommen.
Den Schwung ausnutzend beschleunigte er sich rückwärts und außer Reichweite. Deutlich spürte er wie Cornelis Arm durch seine Haare fuhr.
Der musste gerade erkennen, dass er, trotz dessen Verletzung, Enriques Gewandtheit, mit dieser halbherzigen Kampfweise kaum etwas entgegensetzen konnte.
Denn kaum stand der Schwarzhaarige wieder, da ging er schon wieder zum Angriff über. Ein erneuter Schlag kam auf seinen Kopf zu, der war allerdings nur eine Ablenkung von dem eigentlichen Ziel, nämlich dass er ihm das Bein für die Ausweichbewegung blockierte oder wegzöge ...
Durch den meisterlichen Degenkampf war Cornelis es gewohnt, den ganzen Körper seines Gegenübers im Auge zu behalten. So bemerkte er auch, wie sich die Muskeln in Enriques Bein spannten, bevor dieser die Bewegung tat und ihm dasselbige stellen wollte. Also sprang er nicht zur Seite oder nach hinten, sondern wich dem Schlag aus, indem er nur den Oberkörper zur Seite bog, und setzte dann seinerseits zu einer Vorwärtsbewegung an, um voll in Enrique reinzurammen. Ja, damit konnte er dessen Rippe nicht schonen, doch blieb ihm jetzt nichts anderes übrig, wenn er nicht völlig dämlich im Kampf dastehen wollte.
Die Erkenntnis, dass die Finte nicht funktionieren würde, kam schnell, seine Abfangmöglichkeiten waren wegen seiner Einschränkung nicht gerade reichlich, dennoch bewegte er sich seitlich weg und brachte den Arm erfolgreich dazwischen, allerdings hatte Cornelis viel zu viel Masse und Schwung, um ihn gänzlich von sich fernzuhalten. Und allein das Abprallen zwang ihn, sich in der verdrehten Haltung anzuspannen, und der Einschlag riss auch an der Rippe. Dann setzte sein Bewusstsein aus. Er bekam nur noch mit, dass er sich plötzlich drehte, dann schlug er hart auf dem Boden auf. Der Schmerz brannte sich durch seinen Körper und raubte ihm die Sinne.
***
Cornelis hörte, als er gegen den Arm krachte, das Knacken, als der gerade zu heilen angefangende Knochen nachgab.
Prompt verlor der Körper vor ihm jegliche Anspannung und bot ihm damit keinerlei Wiederstand mehr.
Cornelis verzog das Gesicht, das hatte er nicht gewollt. Er hatte zwar seinen Schwung nicht so stark angesetzt, wie er gekonnt hätte, doch dadurch, daß Enrique den Arm dazwischengezogen hatte, kam zu viel Druck auf zu kleinen Raum und brachte die Rippe, nach dem Geräusch zu urteilen, erneut zum Brechen.
"Verdammte Scheiße", fluchte er leise, dann beugte er sich zu Enrique hinunter und hob ihn aus dem flachen Wasser auf. Der junge Mann brachte zwar etwas Gewicht auf die Waage, doch war es für Cornelis auch in seinem leicht geschwächten Zustand kein Problem, ihn ein Stück weit zu tragen. Er brachte ihn also aus dem Wasser auf den warmen Sand und legte ihn sehr behutsam ab. dann nahm er Enriques Hemd, faltete es und schob es ihm unter den Kopf, danach deckte er ihn mit seinem eigenen Hemd zu.
Er setzte sich neben ihn, sah mit bedauerndem Blick auf seinen bewußtlosen Freund hinab und strich ihm einmal über das Haar, als es ihn plötzlich in die Vergangenheit zurückschmiß, wie er damals am Krankenlager des Jungen gesessen hatte. Sein Verstand wußte, daß es dafür keinen Grund gab, und doch verspürte er in diesem Moment erneut die große Angst von damals.
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