05.05.2019, 21:09
Was für eine Reaktion erwartete sie von einem ihr völlig Unbekannten, mit dem sie mitten auf der Straße in einer ihr unbekannten Stadt gesungen hatte und dem sie einfach so ihren Namen verriet? Vielleicht, dass er sie auslachte, sie am Ende doch wegschickte, weil es ihn nicht interessierte wer sie war. Und das hätte sie ihm nicht einmal verübeln können. Ihre verheulten Augen waren im Moment sicher nicht das Hässlichste an ihr. Aber er erfüllte ihre Erwartungen nicht.
Völlig verdattert, starrte das Mädchen auf die ihr dargebotene Hand und für einen kurzen Moment wollte sie wieder davon laufen. Egal, wie sehr ihr seine Musik gefiel, er sollte sie nicht anfassen. Aber dann gab sie sich einen Ruck. Es war nur ein Händeschütteln. Er würde nicht gleich ein Messer zücken und sie abstechen...Ha, ha.
Vorsichtig legte sie ihre Hand in seine und drückte leicht zu, bevor die Blonde sie auch schon schnell wieder zurückzog.
„Freut mich, Elian.“, nuschelte sie leise. Sie blickte kurz zur Seite und wurde bei seinen nächsten Worten leicht rot.
Es schien Jahre her zu sein, seit ihr jemand gesagt hatte, dass sie eine schöne Stimme hatte. Eine Hand, die ihr liebevoll übers Haar strich, sie lobte, wie schön sie aussah...
Talin schüttelte leicht den Kopf, um ihre Gedanken zu verscheuchen, auch wenn es wohl so aussah, als wollte sie seine Worte verneinen.
„Deine Musik ist wundervoll. Ich hab schon lange keinen so gut spielen hören.“
Sie wich seinem Blick noch einmal aus, sah zu Boden. Er schien ehrlich besorgt zu sein. Seine Mimik, seine Gestik, alles deutete darauf hin. Und trotzdem konnte sie ihm nicht glauben. Er hatte keinerlei Ähnlichkeiten mit denen, aber trotzdem...wie konnte sie einfach so einem Fremden vertrauen.
Ihr Blick fiel auf seine Geige. Er schien die Musik zu lieben, wenn er einfach so auf der Straße anfing für andere zu spielen. Konnte er da wirklich böse sein? Zögerlich hob sie die Hände und wischte sich noch einmal über die Augen, bevor sie wieder zu ihm aufsah.
„Ich kenn dich kaum, um mit dir über meine Probleme zu reden. Aber wenn du was zu essen hast, wär' ich dir dankbar.“ Wie auf Kommando, fing ihr Magen an zu knurren.