04.05.2019, 21:27
Sie fürchtete fast ein wenig zu fordernd gewesen zu sein. Bei dem Gedanken hätte sie sich am liebsten selbst getreten. Es war lachhaft, wie sie sich aufführte, aber was sollte sie tun? Sie konnte nicht...Als er ihr antwortete, riss er sie aus ihrem ewigen Teufelskreis und sie erlaubte sich kurz so etwas wie Freude darüber, dass er es spielen würde.
Langsam trat Talin noch ein wenig näher, als er die Musik vor sich hinsummte. Sie strahlte ihn an, weil er es spielen würde, bis ihr die Gesichtszüge gleich wieder entgleisten.
„Nein, warte! Ich kann nicht...“
Sie wollte sagen, sie konnte nicht singen. Nicht vor all den Leuten, nicht einfach so, nicht nachdem, was passiert war. Aber er überrumpelte sie einfach, in dem er anfing auf seiner Geige zu spielen. Und auch wenn sie den Teil von sich verloren glaubte, übernahm doch ihr Wunsch zu singen, ihren Körper.
Die Blonde trat noch näher zu ihm, stellte sie neben ihn, schloss die Augen und ließ seine Musik sie wieder einlullen.
„Of all the money that e'er I had
I spent it in good company
And all the harm I've ever done
Alas it was to none but me
And all I've done for want of wit
To mem'ry now I can't recall
So fill to me the parting glass
Good night and joy be to you all
So fill to me the parting glass
And drink a health whate'er befalls
And gently rise and softly call
Good night and joy be to you all
Of all the comrades that e'er I had
They're sorry for my going away
And all the sweethearts that e'er I had
They'd wish me one more day to stay
But since it fell unto my lot
That I should rise and you should not
I gently rise and softly call
Good night and joy be to you all
Fill to me the parting glass
And drink a health whate'er befalls
And gently rise and softly call
Good night and joy be to you all
But since it fell unto my lot
That I should rise and you should not
I gently rise and softly call
Good night and joy be to you all“
Der junge Mann, dem sie sich angeschlossen hatte, spielte noch einmal die erste Strophe, aber Talin fiel nicht noch einmal mit ein. Ihr Blick war ins Nicht gerichtet, während ihr die Tränen übers Gesicht liefen. Sie hätte nicht geglaubt je wieder so befreit singen zu können, aber seine Musik hatte sie befreit, zumindest für diesen einen, kurzen Moment.
Als er schließlich den Schluss-Akkord anstimmte, hob sie die Hände und wischte sich heftiger als nötig übers Gesicht, um die Tränen verschwinden zu lassen. Vermutlich sah sie noch furchtbarer aus, als vorher, aber trotzdem wandte sie ihm ihr Gesicht zu und lächelte ihn zögerlich an.
„Danke.“
Ihre Stimme brach am Ende, also sagte sie nicht mehr. Aber in dem einen Wort schwangen all die Emotionen mit, die sie gerade empfand. Traurigkeit, aber auch unendliche Dankbarkeit. Ihr Blick glitt noch einmal in die Ferne, bevor sie sich auf die Lippe biss, noch einmal kurz zögerte und schließlich ihren Mut zusammen nahm.
„Mein Name ist Talin.“