02.05.2019, 10:36
We are hunting like wolves
In the deep of the forests
2. April 1822 |Farley & Skadi | nachmittags im Wald und auf der Sphinx
In the deep of the forests
2. April 1822 |Farley & Skadi | nachmittags im Wald und auf der Sphinx
Vögel zwitscherten in den Wipfeln der hohen Bäume, deren leises Rascheln dem Klangteppich des Waldes eine angenehme Note verliehen. Vereinzelt schimmerten Sonnenstrahlen durch das tiefgrüne Blattwerk und hinterließen flackernde gelbe Punkte auf dem Waldboden, deren Lichtkegel kleine Fliegen und Schmetterlinge umtanzten. Dieser Teil des Waldes auf Milui war fernab der üblichen Wege gelegen und schien nahezu unberührt. Atmete fast wie ein lebendiger Organismus, dessen Adern tief unter Moos und dunkler Erde verwurzelt waren.
Ein Reh durchbrach jäh die friedliche Idylle, als es sich panisch seinen Weg durch das Unterholz suchte. Schlug unermüdlich Haken in seinem Lauf und preschte nur knapp an Mannes dicken Baumstämmen vorbei. Der Pfeil in seinem Hinterlauf hinterließ bereits rote Spuren auf seinem Fell und erzitterte, kaum dass das elegante Tier erneut über einen jungen Ginsterbusch hinweg setzte.
Zischelnd schoss der nächste Pfeil durch die Luft, verfehlte das Tier um wenige Millimeter am Kopf und schlug krachend in die dunkle Rinde eines Baumes ein.
Leise fluchend hechtete die Nordskov dem Tier nach und zog kraftvoll den Pfeil aus dem Stamm. Kleine Brocken der Rinde rieselten auf den Boden, während sie sich bereits wieder abwandte und den plattgedrückten Gräsern und tief hängenden, abgeknickten Ästen folgte. Lieber hätte sie das Reh schnell und lautlos erlegt, um ihm unnötige Schmerzen zu ersparen - doch das plötzliche Geräusch, dass ohne Frage das Pfeifen eines Menschen gewesen sein musste, hatte es in jenem Moment aufgeschreckt zurückweichen lassen, als der Pfeil ihre gespannte Sehne verließ.
Somit hechtete sie dem Tier hinterher und versuchte sich nicht noch bei der Hetzjagd über frei liegende Wurzeln und unebenen Boden sämtliche Knochen zu brechen. Wenn sie sich nicht bald etwas einfallen ließ, zerplatzten ihre Lungen und zwangen sie regelrecht dazu stehen zu bleiben. Somit verlangsamte Skadi ihr Tempo, fokussierte die deutlichen Anzeichen der Flucht, die das braune Huftier hinterließ und fischte sich einen neuen Pfeil aus ihrem Köcher. Der fremde Bogen fühlte sich immer noch wie ein Wechselbalg in ihren Händen an und verlangte ihr weitaus mehr Kraft für einen Schuss ab, als der geliebte Bogen ihres Vaters. Doch besser überhaupt ein Bogen, als gar keiner. Denn mit Pistolen schoss sie niemals auf ein Tier. Ihre Ahnen hätten sie dafür auf ewig verflucht.
An der nächsten Lichtung ging die Dunkelhaarige in die Hocke, als sie das gefleckte Fell des Tieres erkannte. Scheinbar hatte der Blutverlust und die lang anhaltende Flucht reichlich Kraft auf seinen Gliedern gepumpt. Und ermöglichte es der Nordskov somit den Moment zu nutzen. Ohne lang zu überlegen schlich sie in die richtige Position, spannte die Sehne kraftvoll mit einer Hand und schickte einen letzten zielgerichteten Pfeil auf den Hals des Tieres. Und traf dabei fast das Gesicht des Rotschopfes der vollkommen unerwartet ihren Weg kreuzte und mit mehr Glück als Verstand der tödlichen Pfeilspitze entging. Hinter ihm viel das Reh mit einem schrillen Laut zu Boden. Und dann kehrte Stille ein. Eine brennende Ruhe, in der Skadi sichtlich erschrocken zu Farley hinüber sah.