30.04.2019, 23:49
Das Schmunzeln auf ihren Lippen bohrte sich regelrecht in ihre Mundwinkel. Dieses kleine Spiel hatte schon etwas für sich und es amüsierte sie, wie spielend leicht es sich zwischen ihnen ergab. Der Musiker wusste wohl sehr gut, wie er mit Worten umging. Auch wenn er allem Anschein nach nicht so recht durch ihre Konstrukte hindurch sehen konnte. Dass er kein Metzger war, sah sie auf den ersten Blick. Seine Hände waren bei weitem nicht so sehr mit Narben übersät wie sie sollten. Doch gemeint hatte sie das mit ihrer Aussage wohl kaum.
“Eigentlich war das nicht im Ansatz was ich meinte…“, murmelte sie daher und verkniff sich ein herzhaftes Auflachen.
“Du hast die feinen Hände eines Musikers… die können viel schönere Dinge bewerkstelligen.“
Wie von selbst schob sich der spielerische Unterton in ihre Stimme und überzog die amüsierte Miene mit einem Hauch von Verruchtheit. Er durfte ruhig wissen, dass sie sich von ihm in naher Zukunft gern wie eine seiner Geigen spielen lassen würde. Oder sie zumindest von der Vorstellung allein nicht abgeneigt war. Doch ob sie sich wirklich dazu verleiten ließ… blieb abzuwarten. Sie wusste nicht, wie es bei ihm in Sachen Liebe stand und wollte nicht riskieren während eines langen Seegangs mit einer Klette an Board gefangen zu sein. An einer Beziehung war sie weiß Gott nicht interessiert, geschweige denn überhaupt dazu fähig. Womöglich würde sie jeden Mann binnen weniger Stunden oder Tage vergraulen, umbringen oder verstören. Doch noch viel schlimmer war die unergründete, fest sitzende Angst, wieder jemanden zu verlieren, den sie liebte.
“Ganz offensichtlich.“, entgegnete sie seinen letzten Worten mit einem prüfenden Blick zu ihren Beinen, die sich kurz darauf wie bei einem „Pliés“ senkten und die Knie durch die Spalten ihres Kleides drückten. Nun war es perfekt! Sollte sie also zu einer Hetzjagd ansetzen, war sie dafür bereit.
Mit einem zufriedenen Ausdruck auf den Zügen schenkte sie Liam einen Knicks und sog zufrieden die warme Luft des Tages in ihre Lungen.
“Ich fühle mich schon gleich viel beweglicher. Tausend Dank, der Herr.“
Genüsslich stopfte sie den letzten Rest ihres Brotlaibs in den Mund und wandte augenblich sich auf den Zehenspitzen herum, als der Lockenkopf an ihr vorbei Schritt. Kaute einige Male, ehe sie schluckte und die Hände hinter den Hüften verschränkte.
“Also… wie lautet dein Plan, Maestro? Ich gehöre ganz dir.“
Eine fast kindliche Neugierde durchströmte ihre Adern, während sie auf eine Antwort wartete. Hielt ihren Blick aus braunen Augenpaaren fest auf seiner Miene fixiert.
[Parallelstraße zum Brunnenplatz | auf dem Weg in eine weitere Gasse | direkt vor Liam]