30.04.2019, 22:05
We are the last of us
You and me - last gang in town
It feels like we are one
4. April 1822 |Enrique & Skadi | nachts auf der Sphinx
You and me - last gang in town
It feels like we are one
4. April 1822 |Enrique & Skadi | nachts auf der Sphinx
Sie war vor Stunden aufgebrochen, als die Sonne untergegangen war. Hatte sich bei einem der Anwesenden im Vorbeigehen mit den Worten „Bin gleich wieder da.“ abgemeldet und war mit einem kleinen Beiboot aufs Festland verschwunden. Von Enrique fehlte jedoch weiterhin jegliche Spur. Fast war ihr, als hätte sie bereits jeden Stein und jeden Halm umgedreht und ausgerupft. Nirgends konnte sie den Dunkelhaarigen auftreiben, der sich zu verstecken schien wie eine Ameise. Selbst der letzte Hinweis eines Passanten hatte nichts genutzt – seine Aussage war ebenso vage gewesen, wie jede andere zuvor. Es lagen Stunden zwischen dem Gesehenen und jetzt. De Guzmán konnte demnach überall sein! Sichtlich genervt kletterte Skadi die Leiter zum Schiff hinauf. Fuhr sich durch den losen Haarschopf, kaum dass sie auf dem leeren Deck stand und blickte in die gähnende Dunkelheit des Horizonts. Das konnte wohl echt nicht wahr sein. Wieso hatte sie nicht direkt nach ihrem Fluchtversuch nach ihm gesucht?! Wenn er jetzt irgendwo verletzt in einem Verlies lag… energisch schüttelte die Nordskov den Kopf. Verdrängte damit jeglichen Gedanken an das blutverschmierte Gesicht, das sich so gut in die Toten ihrer Heimat einreihte.
Wandte sich bereits zum Gehen, als ein seltsamer Laut ihre Ohren erreichte. Vom aufkommenden Wind getragen, umspielte es ihr Gesicht, als sie sich Richtung Bug wandte und mit zusammengezogenen Augenbrauen im Schein der wenigen Lampen an Deck versuchte, jemanden zu erkennen. Doch es zeichnete sich keine Silhouette im Halbdunkel ab. Nur das seltsame Geräusch blieb über, das ihr seltsam bekannt und fremd zugleich vorkam.
Mit schnellen Schritten überquerte sie die dunklen Planken, huschte die äußere Treppe hinauf und stand nun perplex auf der Anhöhe. Erst jetzt erblickte sie die Gestalt, die von der Dunkelheit verschluckt im Bugspriet lag und mit dem Gesicht in den Himmel starrte.
“Enrique?“
Fast zaghaft glitt sein Name über ihre Lippen, spiegelte den verwirrten Ausdruck auf ihrem Gesicht, der zwischen Erleichterung, Verwunderung und Sorge schwankte. Sie hatte ihn noch nie SO gesehen. Es musste etwas Schlimmes vorgefallen sein.
“Was ist los?“
Sie näherte sich nur langsam an ihn heran, hob fast schon abwehrend die Hände, sollte er sich auf die Füße schwingen und zu ihr hinüber hechten. Ein reiner Selbstschutz, der sie überkam wann immer sie mit einem Betrunkenen zu tun hatte. Doch Enrique machte keine Anstalten sich von seiner Position zu bewegen – geschweige denn ihr deutlich zu signalisieren, dass er sie gehört hatte.