25.04.2019, 13:41
Vielleicht hatte Scortias die ganze Situation falsch eingeschätzt, aber er fand, dass sie im Moment jede gute Hilfe brauchen konnten. Der Fremde, der sich in der Marineuniform genähert hatte, schien keinen Alarm zu schlagen, oder Verstärkung anzufordern. Er wäre ein sehr dumm er Mensch, würde er sich mit ihnen allen alleine anlegen. Außerdem hatte er etwas davon gesagt, dass er sich um ihre Visagen kümmern würde, sollte einer Steckbrieflich gesucht werden, so wie Aspen. Also ließ für den Jungen doch alles darauf schließen, dass dieser Mann nicht feindlich gesinnt war. Es war mehr ein Reflex, als eine wirklich gedachte Handlung, als der fast Dreizehnjährige sich an den Arm von Aspen klammerte, um weitere Schläge des großen, blonden Hühnen zu unterbinden. Dieser jedoch schien so in seiner Wut zu sein, dass er Scortias nicht wirklich registrierte, oder es ihm schlicht weg egal war, dass der Junge an seinem Arm hing. Scortias landete neben dem fremden Mann mit der Uniform auf dem Boden. Etwas erschrocken sah er zu Aspen auf, der großgewachsen über ihnen stand. Der Junge sagte nichts, sah nur erschrocken zu dem Mann auf, als er einen Ruck an seinen Kragen spürte: Sein kleiner Körper hob sich vom Boden ab, schwang etwas durch die Luft, bevor die Füße wieder Kontakt zu dem Pflaster aufnahmen und Richtung Elian und Farley stolperten. Die Jacke etwas schief am Körper sitzend und das weiße, dreckige Hemd über einer der Schultern hängend, kam er in Elians Armen zum Stehen.
Scortias sah zu Aspen, dann zu Elian, der ihn einfach weiter zu Farley schob. Scortias kam sich gerade vor, wie ein Spielball, der von einem zum anderen gereicht wurde. Sein Rücken hatte Kontakt zu Farley aufgenommen, während er die Szene vor sich beobachtete. Es schien so, als würden sich hier alle irgendwie kennen, oder hatte der Junge das falsch aufgefasst? Aber das war eigentlich total egal. Sie mussten endlich hier weg. Oder wollten sie jetzt den Rum auspacken und das Wiedersehen feiern. Gut Aspen wohl eher nicht, war er gerade in Stimmung für eine Tavernenschlägerei. Elian hatte recht, denn genau so sah Scortias das gerade. Wäre er nicht mit der Gruppe zusammen, wäre der Junge schon untergetaucht und unauffindbar verschwunden. Darin war er eigentlich recht gut gewesen, als er noch ein Straßenkind in der Hafenstadt Aelinos war. Aber mit drei erwachsenen Männern war das durchaus schwieriger. Und es sah so aus, als würde sich ihre Gruppe nun vergrößern.
Endlich schien jemand die Initiative zu ergreifen, denn Elian bot Scortias eine Räuberleiter an, um auf das Dach zu kommen. Mit einem ernsten Blick sah der Junge noch einmal Aspen an, der ihn zuvor noch durch die Gegend geschleudert hatte und nahm das Angebot von dessen Bruder an.
“Okay!“
Er trat mit dem Fuß auf die Hände und wurde an die Dachschräge gehoben. Von dort zog Scortias sich hinauf. Ausgerechnet Elian half ihm dabei, der angeschlagen war. Eigentlich hätte Scortias das auch alleine geschafft, mit etwas mehr Mühe. Er war wie ein kleines Äffchen, was klettern betraf. Schnell und flink konnte sich der Junge auf Bäume hieven, oder in den Seilen des Schiffes bewegen, wog er ja nicht sehr viel.
Auf dem Dach angekommen schaute Scortias nach unten zu Elian und Farley. Dann drehte er seinen Kopf von rechts nach links, um sicher zu gehen, dass sie niemand hier oben sehen würde. Es schien ein guter Plan zu sein. Niemand würde sie hier sehen können. Die Dachschräge vermied dies. Der Junge würde versuchen den Nächsten, der auf das Dach kommt, an den Arm etwas hinauf zu ziehen, auch wenn er eigentlich nicht die Kraft besaß, einen ausgewachsenen Mann zu heben.
“Die Luft ist rein, los kommt.“
[Mit Elian, Aspen, Farley und Taranis in der Gasse und als erstes auf dem Dach.]