23.04.2019, 21:27
If I Had a Heart
This will never end 'cause I want more
More, give me more, Give me more
5. April 1822 |Talin & Skadi | spät nachts auf den Straßen Milúis
This will never end 'cause I want more
More, give me more, Give me more
5. April 1822 |Talin & Skadi | spät nachts auf den Straßen Milúis
Er hatte dort gehangen wie ein Schwein zur Schlachtbank. Entmannt und für sein Leben als Kinderschänder gebrandmarkt. Skadi hatte keine Sekunde vergeudet ihn spüren zu lassen, was er all die Tage zuvor den kleinen Mädchen und Jungen angetan hatte. Ja, sie würde sogar überzeugt von sich behaupten, dass sie es sichtlich genoss ihn für das Leid zu quälen – ganz gleich ob sie sich dadurch mit ihm auf eine Stufe stellte. Sie machte keine Ausnahmen wenn es darum ging. Und hielt erst recht nichts von den bürokratischen Wegen der ersten Welt. Im schlimmsten Fall – und das taten diese Schweinehunde zu Hauf – redeten sie sich mit irgendwelchem Schwachsinn heraus, diffamierten den Kläger und rächten sich mit einer Tracht Prügel am selben Abend, ohne sich dabei noch die Hände selbst schmutzig zu machen. Die Nordskov hatte genug von solchen Männern, die sich auf den Reichtümern unter ihrem Bett ausruhten und glauben, sie könnten Gott spielen. Und eben deshalb war sie die letzten Abende heimlich in die Stadt geschlichen – um die Gewohnheiten dieses Drecksstücks zu erkunden. Um einen Plan zu entwickeln, wie sie ihn unbemerkt in eben jenes Waldstück locken konnte, indem sie ihm erst mit einer heißen Klinge die Worte „Kinderschänder“ in die Brust schnitt und dann sorgfältig das Glied vom Körper trennte.
Die Jägerin wusste schließlich, dass sie einem Fettwanst wie ihm nicht gewachsen war, sollte er sie unter sich begraben oder mit seiner fleischigen Pranke zu Fassen bekommen. All die harte Arbeit hätte nichts mehr genutzt und der Schmerz der Kinder wäre ungesühnt geblieben. Doch Skadi verstand sich auf ihr Handwerk. Kannte genug Kräuter, die ihr dabei halfen den Mann erst betrunken und leichtsinnig und dann willenlos zu machen. Nicht umhin sagte man das Gift sei die Waffe einer Frau – denn was blieb ihr sonst, wenn weder Muskelkraft noch Schnelligkeit ausreichten?
Mit einem letzten Zug wischte sie ihre blutige Klinge an seinem aufgeschnittenen Hemd ab. Musterte den festen Verband in seinem Schritt, der die starke Blutung im Zaum halten sollte, die ihn sonst binnen Minuten in ein Koma und dann in den sicheren Tod schickte. Die Nordskov wusste sehr wohl was sie hier tat. Es war schließlich nicht ihre erste Kastration gewesen, der sie beiwohnte. Und welchen Effekt sollte ihre Rache denn noch haben, wenn der Kerl bei dieser Aktion draufging? Er sollte für sein Leben lang daran knabbern müssen, was ihm widerfahren war. Denn DAS war eben jene Zukunft, die er den Kindern aufgezwungen hatte. Das und nichts anderes hatte er verdient.
Unwirsch zog sie ihm den Knebel aus dem Mund. Verzog angewidert das Gesicht, als sich ein langer Speichelfaden zwischen Stoff und Lippen zog und schleuderte das nasse Leinen in die Büsche.
- Zeitsprung -
Mit einem letzten Blick hinab, trat sie den massigen Körper in seine Position zurück, vergewisserte sich, dass er selbstständig an der im Schatten liegenden Mauer liegen blieb und zog augenblicklich die Kapuze tiefer ins Gesicht. Hier würde ihn irgendwann jemand finden und sich seiner dunklen Seele erbarmen. Bis dahin wäre sie längst über alle Berge.
Den Karren, der ihr als Transportmittel gedient hatte, stellte sie dekorativ an seine Seite, ganz als habe er es mit seinem Gefährt im „betrunkenen“ Zustand nicht einmal mehr nach Hause geschafft.
Und dann, mit einem letzten Blick in alle Richtungen, verschwand die schmale Silhouette in der Dunkelheit.
- Zeitsprung -
Der Weg zurück zum Schiff entwickelte sich als ausgedehnter Spaziergang durch die Straßen. Nicht etwa, weil sie sich in ihrer Euphorie verlaufen hatte, sondern um mögliche Verfolger abzuhängen, sobald sich eine Möglichkeit ergab. Niemand sollte sie fernab der Stadt aufspüren können – schon gar nicht auf der Sphinx, die gefüllt war mit Menschen, nach denen entweder gefahndet wurde oder ein Kopfgeld ausgesetzt war.
Somit begnügte sich Skadi damit an diversen Schankhäusern vorbei zu laufen und die Rufe zu ignorieren, die ihr betrunkene Gäste hinter spien. Heute Abend wollte sie sich auf keine weitere Konfrontation mehr einlassen, selbst wenn ihre Kehle allmählich austrocknete und nach einem hellen Hopfen verlangte.