22.04.2019, 17:14
Als er sah, wie der junge Mann ihm gegenüber die Hand mit der Pistole bewegte, spannten sich in seinem Körper sämtliche Muskeln an, während er in seinem Kopf sämtliche Möglichkeiten durchspielte, wohin die Kugel fliegen könnte. Allerdings gab es verdammt viele Möglichkeiten und letzten Endes zu wenig Zeit sie alle durchzuspielen und somit war es nicht weiter verwunderlich, dass er von dem Ausgang ziemlich überrascht wurde. Er versuchte mit den Armen seinen Kopf zu schützen und zu einem kleinen Teil mit seinem Körper auch die junge Frau neben sich, die ihm so viel Ärger eingebrockt hatte und es noch immer tat. Nachdem sich der Staub gelegt hatte funkelte er den jungen Mann mit wütendem Blick an.
„Sehr gut gemacht“, zischte er und seine Worte trieften in diesem Augenblick nur so von Sarkasmus. „Du hast gerade die Aufmerksamkeit aller im Umkreis von 500 Fuß auf uns gelenkt, deine eigene Schwester getroffen und das nur, weil du dein verdammtes Ego nicht unter Kontrolle hast.“
Leise fluchte Sylas vor sich hin und fuhr sich mit den flachen Händen über den Kopf. Konnte der Tag eigentlich noch beschissener werden?
„Du bist echt ein toller Bruder und Freund, der du da so leichtfertig alle in Gefahr bringst“, wandte er sich direkt an Lucien und ging langsamen Schrittes auf ihn zu. „Und ich gebe dir jetzt einen ganz kostenlosen Rat – Lerne Verantwortung zu übernehmen und deinen Hitzkopf unter Kontrolle zu bekommen, ansonsten wirst du in dieser Welt nicht lange am Leben bleiben.“
Er blieb wenige Schritte vor Lucien stehen und wandte seinen Kopf zu der Talin um.
„Und du halte deine Zunge im Zaum bevor ich vergesse was mir Cor van Reeves in all den vielen Jahren beigebracht hat und dich übers Knie lege.“
Er ließ sich wirklich vieles gefallen, aber auch bei ihm war irgendwann der Punkt erreicht, an dem seine Geduld zu Ende war und sie hatte mit ihren letzten Worten diesen Punkt mehr als nur erreicht. Er hatte ihr geholfen, sie hatte ihm Ärger eingehandelt und nun besaß sie auch noch die Arroganz ihn beleidigen zu müssen. Überheblichkeit und Selbstverliebtheit war wirklich sehr dominant in dieser Familie vorhanden und der Wunsch sie für ihre spitze Zunge wirklich übers Knie zu legen, wurde mit jeder Minute größer.
„Steckt euch eure Almosen dahin, wo die Sonne nicht scheint“, kam es dann von Sylas, welcher dabei Bruder, wie auch Schwester gleichermaßen anblickte. Ja, er wollte von dieser Insel herunter, aber gewiss nicht mit Personen, die keinerlei Respekt und Anstand besaßen, sondern einfach nur der Illusion unterlagen, dass sie besonders toll waren. Ohne noch ein weiteres Wort zu verlieren, setzte sich Sylas in Bewegung, welcher sehr gut über diverse Schleichwege Bescheid wusste und somit keinerlei Probleme hatte ungesehen aus der Gefahrenzone zu kommen, aber nicht ohne dabei Lucien mit der Schulter anzurempeln. Sie würden schon noch sehen, was sie sich mit ihrem Verhalten eingebrockt hatten.
[Nahe Brunnenplatz | In einer Seitengasse | Mit Lucien, Sylas und Shanaya]