03.04.2019, 15:09
Ein Hauch von Gnade ...Nur zu bald wurde der Dunkelhaarigen klar, dass sie in einer verzwickten Situation feststeckte. Sie hatte den Marktplatz bereits verlassen, der nahtlos in eine der großen Zulaufstraßen nach Nordosten übergegangen war. Gesäumt von Wohnhäusern und Handwerksläden gleichermaßen. Aber auch hier tummelten sich Festbesucher und Schaulustige und die Auslagen der Händler und Ladenbesitzer blockierten immer wieder den Weg. Der einzige Lichtblick bestand darin, dass sie sich deutlich geschickter durch die Menschenmassen manövrieren konnte, als der behäbige Soldat hinter ihr, und der Abstand zwischen ihnen dadurch beständig wuchs. Wenn sie sich schlau genug anstellte – und ihr ein wenig Glück beschienen war – konnte sie in einem günstigen Moment hoffentlich aus dem Sichtfeld ihres Verfolgers verschwinden und sich aus dem Staub machen. Denn eines stand fest: Stehen bleiben und die Geschichte weiter spinnen war jetzt keine Option mehr. Es mochte für den Moment hervorragend funktioniert haben – doch einem Nachhaken hielt das Schauspiel nicht stand.
Im ersten Moment wirkte es jedoch nicht so, als sollte ihr das, was auch immer über das Leben aller wachte, freundlich gesonnen sein. Immer mehr Menschen blockierten ihr den Weg, schauten voller Neugier von ihren Tätigkeiten auf. Niemand setzte dazu an, sie aufzuhalten – aber sie hielten auf ihrem Weg inne und blockierten damit Skadis Marschrichtung. Immer öfter musste sie sich zwischen ihnen hindurch drängeln. Der eine, dem die raue Behandlung ihrerseits dann doch so überhaupt nicht gefiel, brüllte ihr wütend nach.
Doch dann wendete sich das Blatt für die Jägerin. Der gedrungene Choleriker machte Anstalten, ihr nach zu setzen – und prallte in dem Moment, in dem er herum wirbelte, mit einer jungen Frau zusammen, die seinen Weg kreuzte. Kurz zuvor war diese mit einem Korb voller Wäsche aus einem Tor auf der Rechten getreten, hinter dem sich ein kleiner Innenhof verbarg. Dort hing sie an schönen Tagen die noch nassen Kleider auf. Musste dann, um wieder ins Haus zu gelangen, allerdings ein kurzes Stück der Straße folgen.
Nichts anderes hatte sie heute zu tun beabsichtigt und nun ergoss sich das heillose Durcheinander aus frisch gewaschenen Damenkleidern auf dem verdreckten Kopfsteinpflaster. Und nur für diese wenigen Sekundenbruchteile versperrten flatternde Laken, eine entrüstete junge Frau und der stämmige Trampel das Sichtfeld des Soldaten, der der Jägerin folgte.
Als Skadi einen kurzen Blick über die Schulter warf, fiel ihr unwillkürlich die offen stehende Tür zu jenem Innenhof auf. Eine leere Wäscheleine spannte sich dort quer über einen ungepflasterten, erdigen Boden und dahinter trennte ein hölzerner Palisadenzaun diesen Hof vom nächsten. Unmittelbar davor hatten die Hausbewohner einen Stapel Feuerholz aufgeschichtet, der gerade halb so hoch war und ein hervorragendes Trittbrett zu sein schien.
Fünf weitere Gärten schlossen sich diesem einen an. Beim letzten – was sich Skadis Wissen in diesem Augenblick jedoch noch entzog – führte eine offen stehende Tür in den unteren Flur einer mittelständigen Erdgeschosswohnung. Eine Treppe dort zur Rechten führte in die erste Etage und eine geschlossene Tür am anderen Ende des Korridors würde sie hinaus auf eine weitere Straße bringen, die die Stadt nach Osten hin durchschnitt.
Spielleitung für Skadi
[Zulaufstraße zum Marktplatz]
Ein Hauch von Mysterien ...Der Abgang des alten Mannes und seines vorlauten, gefiederten Freundes mochte nicht mehr als Verwirrung, maximal ein Kopfschütteln hinterlassen – dann war er auch schon zwischen den Menschenmassen verschwunden. Nur kurz noch ragte das Banjo über eine vorbei eilende Schulter hinaus, dann war auch davon nichts mehr zu sehen und die merkwürdige Begegnung wurde zu nicht mehr als einer beiläufigen Erinnerung.
Zumindest hätte sie es werden können. Nur kurz warf der Lockenkopf noch einen Blick zurück in die Richtung, in die der alte Seemann seines Weges gezogen war,bevor er zu seiner eigentlichen Aufgabe zurück kehren wollte – als ihm ein kleiner, länglicher Gegenstand auf dem alten Pflaster ins Auge fiel.
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Eine stabile, kostbar wirkende Rolle aus festem, braunen Leder. Viel zu teuer, um einem alten Bettler zu gehören. Kleine, runde Ziernieten wanden sich ein mal um die Kappe herum und in die Mitte der großen Prägung war ein goldenes Siegel eingelassen. Sie lag an eben jener Stelle, an der Pepe zuvor auf dem Boden gesessen hatte und musste dem alten Kauz aus seinem Seesack gefallen sein, als dieser gestürzt war.
Niemand sonst schenkte dem ledernen Behältnis Beachtung. Doch die Sonne fing sich in einer der edlen Metallbroschen und blinkte Liam lockend entgegen.
Spielleitung für Liam
[Seitenstraße zum Brunnenplatz]