19.03.2019, 21:31
Ein interessanter Vergleich. Ein Stück Treibholz, dass mit dem Wind reiste. Ja, so stellte sie sich Liam vor. Er ging mit dem Wind und ließ sich dabei von nichts aufhalten. Wenn er nicht mehr mit ihnen reisen wollte, dann war es eben so. Dann würde er sich das nächste Schiff suchen, dass ihn mitnahm. Sie bewunderte und beneidete ihn auch ein wenig für diese Einstellung. So vollkommen frei mussten einige – sie mit eingeschlossen – erst einmal denken. Für Talin war es im Moment einfach schlichtweg nicht wichtig, geradezu egal, wohin sie als nächstes reisten. Am wichtigsten war es ihr gewesen Lucien zu finden. Was danach kam würde sich zeigen. Entweder sie hielten an ihren Kindheitsträumen fest oder sie würden neue Ziele stecken oder vielleicht auch getrennte Wege gehen. Bei diesem Gedanken huschte kurz ein dunkler Schatten über ihr Gesicht, aber sie verscheuchte ihn schnell. Wenn sie es einfach wie Liam hielt, dann sollte sie sich vom Wind treiben lassen. Es war erfrischend und verscheuchte ihre Sorgen.
„Ich finde es schön, dass du noch Ziele hast. Ich dachte schon, du bist so weit rum gekommen, dass du gar keine Legenden mehr finden willst.“ Sie schmunzelte leicht, bevor sie nachdenklich aufs Wasser hinaus sah. „Der Norden...warum eigentlich nicht? Klingt verlockend. Vermutlich gibt es da auch Meerjungfrauen. Es wäre schon welche zu sehen, wo sie doch meinen Bruder fast einmal ertränkt hätten.“, meinte sie ein wenig trocken in Kindheitserinnerungen schwelgend. „Du nimmst es mit einem ganzen Schiff voller Marinesoldaten auf, aber den Kraken willst du nur aus der Entfernung sehen? Ich finde gerade dem sollten wir näher kommen!“
Sie lehnte sich ein wenig zurück, sah noch einmal in den Himmel, bevor sie ein leichtes Frösteln überkam. Obwohl der Regen nicht kalt war – was war das schon in dieser Welt? - meinte ihr Körper, dass sie durch den leichten Regen durchnässt genug war, um zu frieren. Ein Zustand, den sie nicht besonders mochte.
Fragend sah sie wieder in Liams Richtung, während sie sich leicht über die Arme rieb. „Wollen wir vielleicht unter Deck weiter reden? Im warmen und trockenem? Und vielleicht mit noch einer Tasse Kaffee?“ Sie klang hoffnungsvoll, vor allem beim letzten Teil.