21.02.2019, 16:18
`Verdammt, so werde ich nie mit den beiden fertig´, fluchte er gerade in Gedanken, als plötzlich eine ihm bekannte Stimme über den allgemeinen Tumult hinwegschallte.
Verdutzt blieb er einen Moment stehen und wandte sich um. Etwas höher war die Stimme als die meiste Zeit, in der er sie kennengelernt hatte, doch unverkennbar. Und dann sah er sie auch schon: Skadi hatte sich an die beiden Wachen und den Passanten gewandt und erklärte wild gestikulierend und mit aufgeregt erhobener Stimme etwas - vermutlich eine Finte, um von ihm abzulenken. Einen Herzschlag lang schickte er ein dankbares Lächeln hinüber, bevor er sich wieder umdrehte und seinen Weg fortsetzte.
Er kam an der Menschentraube vor dem Juwelierstand vorbei, hielt sich jedoch ziemlich an deren Rand und konnte so die Vorgänge bei Gregory und Trevor nicht sehen. Dann war plötzlich Enrique neben ihm und grüßte für die Umstehenden mit völlig belanglosen Worten.
"Enrique...", sagte Cornelis nur und der leicht gepresste Unterton in seiner Stimme, den nur Enrique herauszuhören vermochte, machten seinem Freund nur allzu deutlich, daß etwas nicht stimmen konnte.
Cornelis mußte die Zähne zusammenbeißen, als Enrique ihn plötzlich am Arm packte und ihn mit auf die Ständereihe zog. Er nahm den Kopf etwas nach unten, doch sich allzusehr zu bücken war er derzeit nicht in der Lage.
Dann riß sich sein Freund Weste und Hemd vom Leib und hielt ihm beides hin. Cornelis hob kurz den rechten Arm von seiner Seite ab, so daß Enrique seine Kleidungsstücke darunterschieben konnte, und dabei blitzte kurz das Wurfmesser auf, daß er an der Innenseite seines Unterarms verborgen hielt. Was Cornelis so krampfhaft unter der geschlossenen linken Seite seines Mantels verborgen hielt, konnte er jedoch nicht erkennen. Dann folgte er dem Blick Enriques, als dieser ihm die Lücke zwischen den Ständen zeigte. Er nickte kurz zur Bestätigung und im nächsten Augenblick war sein Freund auch schon davongeeilt, um weitere Verwirrung zu stiften und von ihm abzulenken.
Also huschte der Hüne nun in die Gasse zwischen den Ständen, folgte der bisherigen Richtung eine kleine Weile bis er auf der anderen Seite eine Lücke fand, durch die er die Gasse an der Rückseite der Stände wieder verlassen konnte. Er eilte noch eine Weile in die ausgemachte Richtung weiter.
Nach einer kurzen Weile spürte er jedoch, wie das hohe Tempo der Flucht zusammen mit dem Blutverlust seiner Wunde ihm zu schaffen machte. Aufmerksam suchte er nach einer Möglichkeit eine Pause einzulegen. Er bemerkte, daß am Ende der Marktgasse die Häuser der Stadt an dieser Ecke recht nah an den Marktplatz heranrückten. Er sah kurz zu der Seite, auf der sich Enrique in der parallelen Marktgasse gerade bewegen mußte, als könne er ihm durch Gedankenübertragung mitteilen, was er vorhatte. Dann legte er sich noch einmal ins Zeug um das Ende des Marktes zu erreichen, bog dann zwischen die Häuser ab und noch einmal nach rechts in eine kleine Seitengasse.
Kaum hatte er die Ecke hinter sich gebracht, blieb er stehen und lehnte sich gepresst atmend an die Hauswand hinter ihm. Sein Glück war, daß sich heute die ganze Stadt auf dem Markt und dem Fest tummelte. Als er etwas Atem geschöpft hatte, ließ er Enriques Klamotten fallen und steckte zunächst das Wurfmesser zurück in den Stiefel, da die unmittelbare Gefahr jetzt erst einmal gebannt war. Dann sah er auf Hemd und Weste hinab. Ihm widerstrebte der Gedanke, sich nach beidem bücken zu müssen.
[Zwischen den Buden II Zunächst in Sichtweite von Skadi, dann kurz bei Enrique II Wechsel in die nächste Marktgasse und am Ende derer zwischen die Häuser der Stadt abgebogen II Zum Schluß an der Ecke einer kleinen Seitengasse]