21.02.2019, 14:25
"Ich denke ich würde es sanft bevorzugen. Aber wahrscheinlich habe ich, wenn du dazu sauer genug bist, eh kein Mitspracherecht mehr", grinste er wölfisch und lachte dann erneut auf.
"Ich versuche nur, zur Abwechslung mal, nicht immer mit dem Schlimmsten zu rechnen. Gut zu wissen, dass ich dich dann immer noch als Stimme der Vernunft im Nacken sitzen habe.
"Halten wir uns einfach so lange aus Schwierigkeiten heraus, bis sie zu uns kommen. Wenn wir aufmerksam sind, können wir dann immer noch überlegt handeln."
Und wieder musste er leise lachen, als sie ihn dann knuffte.
'Wann habe ich eigentlich das letzte Mal so viel gelacht?'
Er wusste es nicht aber er wusste, das hier würde noch interessant werden.
***
Als sie an seiner Hand zog schnellte seine Aufmerksamkeit zu ihr herum.
"¿Qué?", fragte er und benutzte wie so oft das shilainische Was, anstelle des üblichen, sah kurz nach vorne, allerdings ohne einen Grund für ihre Besorgnis zu entdecken.
"Dir ist schon klar, dass ihr Frauen dann daran schuld wärt, da ihr sie uns verabreicht?"
Ein bisschen war es Spot, ein bisschen Ernst aber hauptsächlich Besorgnis, was in seiner Stimme zu hören war, als er schon fast reflexartig den Ball zurückspielte.
Sie brauchte ihm nicht zu sagen, was los war, sein Blick folgte erneut ihrem, und auch wenn er immer noch einen Moment länger brauchte um Cornelis zu finden, so erkannte er ihn sofort, presste die Lippen aufeinander, ehe er sich Skadi wieder zuwandte und bestätigend nickte.
Am Liebsten hätte er sofort gehandelt, ihre Hand auf seiner Brust stoppte ihn allerdings und ließ ihn einen Moment lang innehalten:
Genau wie sie wusste er was zu tun war und dass ihnen die Zeit davonlief, was der schrille Pfiff eindringlich bestätigte.
Der Dunkelhäutige wollte zum sprechen ansetzen, ihr seine Überlegung, seine Lösung mitteilen, doch ihm wurde ebenfalls schnell klar, dass Skadi in ihrem Kopf bereits dabei war, ihren Plan zu konkretisieren und umzusetzen, also schaltete er einfach um:
Er hatte ihr gesagt, er würde in diesem Punkt auf sie hören, also würde er das auch tun. Außerdem hatte sie die Situation früher erfasst gehabt als er, war auch nicht auf den Kopf gefallen und sie würden zusammenarbeiten müssen, um das hier erfolgreich über die Bühne bringen zu können.
Und richtig:
Prompt drückte sie ihm ihren Bogen in die Hand. Seine Finger schlossen sich um das spröde Holz und wieder sprang ihn die Frage an, ob sich da nicht doch noch etwas tun ließe. Ihre Worte, genau wie die gesamte Situation, drängten diesen Gedanken jedoch sofort wieder in den Hintergrund.
Ein ernster Blick, ein knappes Nicken, mehr gab er nicht als Antwort und brauchte es wohl auch nicht zwischen ihnen, denn da tauchte er, genau wie sie, auch schon seitlich in die Masse und beschleunigte.
Ihr erster Ausbruch erreichte seine Ohren klar und deutlich und ließ ihn schmunzeln. Wenn Sie in der Weise ähnlich vom Leder ziehen konnte, wie damals als Sergeant, dann tat ihm der Fremde, den sie sich als Ziel auserkoren hatte, wirklich Leid.
Kurz darauf musste er sich jedoch auf Anderes konzentrieren, während sich Sorge um sie und den Hünen in ihm ausbreitete. Hoffentlich fand er Cornelis schnell wieder und hoffentlich käme Skadi allein zurecht!
***
—Stadtwache—
Für Skadi
—Stadtwache—
Für Skadi
"DIESER VERFLUCHTE DRECKSKERL!", schrie der Ältere der beiden Stadtwachen, "HALTET IHN AUF!"
Doch ehe sie richtig zur Verfolgung ansetzen konnten, brach eine schwarzhaarige Furie über den unbescholtenen Bürger herein, der, völlig überrumpelt, die Hände beschwichtigend hob und versuchte, gegen den Redeschwall an, ein paar eigene Worte herauszubekommen:
"Was—?
“Ich—
“Aber—
“Halt!
“Nein! Ich—"
Dann war diese Frau genauso schnell wieder verschwunden, wie sie aufgetaucht war.
"Aber ich kenne die Person gar nicht ...!", kam es verwirrt und ein kleines bisschen wehleidig.
Für einen Augenblick sahen die beiden Soldaten sich an, dann meinte der Ältere zum Jüngeren:
"Du passt auf diesen 'Weltverbesserer' auf, ich helfe der Frau!"
"Warte! Was wenn das doch Feuerbart war?"
"Selbst wenn, dann holen wir uns eben beide. Du tust was ich sage!", kam die wütende Antwort.
Für solchen Blödsinn hatten sie jetzt echt keine Zeit. Er hetzte Skadi hinterher.
Da allerdings schon mit den letzten Worten seines Kollegen ein Verdacht im Raume stand, überraschte ihn das Kommende dann tatsächlich wenig: Denn trotz seiner Rufe hielt die Frau nicht an.
"HE! MISS! WARTEN SIE! ICH HELFE IHNEN!", brüllte er.
Die Größe der Dunkelhaarigen machte es ihm recht schwer, an ihr dran zu bleiben. Deshalb ertönte fast sofort noch einmal sein Rufen:
"SO WARTEN SIE DOCH MISS! ICH HELFE IHNEN!"
Doch ihr Verhalten zeigte, dass mehr an der Vermutung des Anderen dran war, als er hatte glauben wollen. Wütend auf sich selbst blies er abermals in die Trillerpfeife und stieß Leute beiseite, die ihm nicht schnell genug aus dem Weg gingen.
"BLEIBEN SIE S O F O R T STEHEN ODER SIE GELTEN AB JETZT ALS FLÜCHTIG ! ! !", brüllte er aus vollem Halse. "HALTEN SIE DIE FRAU AUF!"
Verbissen blieb er dran. Irgendwie musste diese vertrakte Situation doch noch zu retten sein! Doch so sehr er sich auch anstrengte, der Abstand zu Skadi wurde langsam größer. Ihm blieb nur zu hoffen, dass die vorherigen Pfiffe die Umgebung nicht vollständig von weiteren Soldaten befreit hatte oder sich vielleicht doch der eine oder andere Passant berufen fühlte zu helfen. Zwar sahen sich die meisten, ob seiner Rufe und Pfiffe, nicht wirklich bemüßigt Skadi aufzuhalten, doch viele blieben beobachtend stehen und damit in ihrem Weg, so dass sie sie beiseite stoßen musste. Die Angerempelten protestierten oder verfluchten sie, taten aber sonst nichts weiter. Lediglich ein stiernakiger, untersetzter Mann ließ sich das nicht ohne weiteres bieten:
"HE! PASS GEFÄLLIGST AUF, DRECKSSTÜCK! NA WARTE, DICH KRIEGE ICH!"
***
Enrique
Für Cornelis
Enrique
Für Cornelis
Recht bald wurde ihm klar, dass die Nebengasse ihn zu weit weg bringen würde, da er dann nicht wusste, wann er seinen Freund überholen würde, doch es war ein leichtes hinter den Wachen und deren Aufmerksamkeit hindurchzutauchen, zwischen die Stände zu gelangen und die Gelegenheit zu nutzen, dass die Aufmerksamkeit der Standbesitzer auf die Verfolgungsjagd vor ihnen gerichtet war.
'Ein Glück, dass hier so viel los ist, das wird die Wachen aufhalten und mich recht schnell vor ihnen verbergen ...'
Er würde also nicht lange in den Verkaufsbereichen bleiben müssen und könnte dann sehr schnell zu seinem Freund aufschließen.
Und irgendwie hatte er das ungute Gefühl, dass das dringend nötig war.
"Entschuldigung, könnten sie bitte mal schauen, ob sie uns mit Wechselgeld aushelfen können? Unseres ist gerade sehr knapp", fragte er mit entschuldigendem Lächeln, als er fast in einen Händler hineinlief, und hatte Glück, dass dieses so alltägliche Problem den Herrn sofort nicken und sich umdrehen ließ.
Hinter ihm vorbei und, als der Händler sich zurückdrehte, zwischen dessen und dem nächsten Stand wieder auf die Gasse schlüpfen, anschließend zwischen den Menschen verschwinden und weitereilen funktionierte fast schon zu gut. Doch er beschwerte sich nicht.
Jetzt hieß es für ihn Cornelis wiederzufinden.
Das letzte, was er von ihm gesehen hatte war, dass der Hünen nach Skadis Ausruf kurz innegehalten hatte und einen Blick über seine Schulter warf, ehe er sich dann weiter entfernte. Wenn er also richtig rechnete, dann müsste Feuerbart, bereits an dem nächsten Tumult vorbei sein.
Wieso sah er ihn dann dort nicht?
Irritiert suchte er die Masse ab, während er voranschritt, bog um eine Gruppe von Leuten und fürchtete schon, ihn verloren zu haben, da tauchte Feuerbart überraschend nah vor ihm in der Menge wieder auf.
'Er hat sich gebückt?'
Oder war er am taumeln?
Enrique hätte nicht sagen können, was genau diesen zweiten Gedanken hervorbrachte, auch wurde er von möglichen Fluchtplänen und anderen Überlegungen bei Seite gewischt, wußte doch auch er, dass Cornelis Gestalt in dieser Menschenmenge einem Leuchtturm gleichkam. Er begann Weste und Hemd zu öffnen, dann hob er kurz die Hand zum Gruß.
"MARINUS! Natiao!"
Schnell schloss er zu dem Älteren auf, konnte er sich doch jetzt einen kurzen Spurt erlauben.
"Hey, lange nicht gesehen alter Freund! Was macht die Kunst?", äußerte er für die, aus der Masse, die auf sie achteten.
Besorgt musterte er den Hünen und schaute sich erneut um, während seine Finger weiter von Knopf zu Knopf huschten.
"Kannst du laufen?"
Während er fragte sprang ihn eine Gelegenheit förmlich an, ließ ihn Cornelis am Arm packen und meinen:
"Kopf runter und hier rüber! Bleib an mir dran!"
Damit zog er ihn ein kleines Stück hinüber zu den Ständen auf der anderen Seite der Gasse, wo ein Händler, wohl für den Transport von Waren, etwas Platz zwischen seinem und dem Nachbarstand gelassen hatte, deutete dort hin und wies ihn an:
"Da lang! Wir treffen uns auf der anderen Seite. Lauf da einfach in die selbe Richtung weiter!"
Dabei riss er sich sein Hemd und die Weste endgültig vom Leibe, drückte beides Cornelis in die Hand und meinte:
"Gib sie mir nachher wieder."
Danach löste er das Haarband, packte übergangslos den nächsten Passanten und stieß ihn in die Menschen vor der Auslage des Händler und beschimpfte ihn in seiner Muttersprache, ehe er das tat, was man den Wilden sowieso nachsagte:
Die Beine in die Hand nehmen.
Dabei rempelte er auf den nächsten fünf bis zehn Metern absichtlich die Leute an, warf Waren von den Tischen, schwenkte Skadis Bogen und stieß Schimpfwörter auf Ara'tayu aus, während der Rotbart sich hoffentlich auf die gewiesene Weise absetzte, ehe er sich dann darauf konzentrierte wieder unauffällig zu werden und zwischen den Marktbesuchern zu verschwinden.
'Las die Leute sehen, was sie sehen wollen:
'Einen braunhäutigen Dieb und Querulant, dann achten sie hoffentlich nicht auf einen Riesen, der still von der Bühne verschwindet ...'
[ Zwischen den Buden auf dem Marktplatz | auf dem Weg in Richtung des Tumults um Trevor und Gregory, dann wahrscheinlich daran vorbei |
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| erst unmittelbar bei Skadi, dann kurz bei Cornelis | am Ende auf dem Weg von Cornelis weg, eine Ablenkung schaffend ]
[ Skadi am Ende allein | die ältere Stadtwache in Sichtweite hinter ihr, der neue Passant etwa zwei Schritte neben ihr ]
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| erst unmittelbar bei Skadi, dann kurz bei Cornelis | am Ende auf dem Weg von Cornelis weg, eine Ablenkung schaffend ]
[ Skadi am Ende allein | die ältere Stadtwache in Sichtweite hinter ihr, der neue Passant etwa zwei Schritte neben ihr ]