08.02.2019, 19:22
Shanaya hatte Luciens Antwort mit einem Schmunzeln hin genommen. Viel mehr erwiderte sie darauf nicht, da der Blick des Mannes in die Menge glitt – und ihr Weg sie bereits voran getrieben hatte. So verschwand sie, mit einem Blick zurück zu dem Dunkelhaarigen, zwischen den Menschen. Perrin reagierte fast wie erhofft. Er wirkte verwirrt und die junge Frau fragte sich still, ob er nur über die Wahl der Worte oder über ihre Stimme verwirrt war. Einen Moment glaubte sie, er würde sich suchend umblicken – was eher für zweiteres gesprochen hätte. Aber wie erwartet, ließ der Mann sich nicht auf derlei dreckige Dinge ein. Er prügelte sich nicht selbst. Natürlich nicht. Aber immerhin war die Menge nun so angestachelt, dass jeder in irgendetwas verwickelt wurde.
Auch direkt neben der jungen Frau, die noch immer grinsend mit verschränkten Armen da stand, rauften sich bereits die Männer. Manche davon wirkten etwas unbeholfen, als wüssten sie nicht, wieso GENAU sie ihrem Gegenüber nun auf die Nase schlugen. Ein anderer taumelte auf sie zu, schwankte jedoch zielgenau an ihr vorbei, womit die Schwarzhaarige dennoch einen Schritt zurück trat. Man wusste ja nie... Aber ihre blauen Augen suchten noch einmal nach dem bekannten Gesicht – und einen Moment glaubte sie, dass Perrins Blick ihren strich. Shanaya zuckte kurz mit den Schultern, hob eine Hand und winkte in die Richtung des Mannes. Ob er sie nun sah oder nicht war ihr vollkommen gleich – vor allem, als einer der Männer direkt vor ihre Füße fiel. Die dunklen Augen des Fremden richteten sich auf sie, einige Herzschläge lang blickten sie einander verwirrt an. Aber schon im nächsten Moment rappelte der Mann sich auf, sprang zurück in die Masse und verschwand aus dem hellen Blickfeld der jungen Frau.
Aber ihr Sold war förmlich getan, nun gab es für sie nur noch den Rückzug. Den Krug, der noch zur Hälfte mit Apfelsaft gefüllt war, umfasste sie nun auch wieder etwas lockerer, passte jedoch gut auf, damit niemand ihr den Krug aus der Hand schlagen konnte. Durch das Gewimmel aus Protestierenden und Prügelnden erkannte sie irgendwie ihren Weg zurück, wich dabei mit eleganten Schritten dem ein oder anderen aus, bis sie ihr Ziel wieder erkannte. Mit ruhigen Schritten hielt sie auf Lucien zu, der just in diesem Moment andere Gesellschaft bekam. Und sein eigenes Getränk verlor. Shanaya hörte noch das Klirren des Krugs, die Stimme des Fremden – und schließlich die Worte ihres Captains, über die sie leicht schmunzeln musste. Seine Laune war ja hervorragend. Nichts, woran sie sich stören würde – oder worum sie sich ausgiebig kümmern musste. Seine bezaubernde Gesellschaft war einen Moment verschwunden, sie konnte es ihm nicht übel nehmen.
Mit diesem Gedanken wollte sie gerade näher zu den zwei Männern treten, als ein dritter auf sie zu kam. Und viel mehr auf sie direkt. Eine wütende Miene hielt genau auf Shanaya zu, ein Gesicht, das Bände sprach und für sie scheinbar Nichts gutes heißen sollte. Hm.
„Du... Du bist auf... seiner Seite!“
Die wirren Worte ließen Shanaya leicht eine Augenbraue heben. Und im nächsten Moment fand sie sich einer gehobenen Faust gegenüber. Die Schwarzhaarige wich nicht zurück, wollte zu einem passenden Konter ansetzen, als der Mann, der zuvor mit Lucien zusammen gestoßen war, herum schnellte und selbst wieder drohend die Hände hob.
„Man schlägt keine Frauen, hast du das immernoch nicht verstanden?!“
Mann Nummer 1 schien den anderen direkt zu erkennen, seine Miene verfinsterte sich augenblicklich und Shanaya war vergessen. Sie war abgeschrieben, während die zwei Männer aufeinander los gingen. Beinahe schade, sie hätte zu gern gesehen, was Lucien mit diesem Typen anstellte. Sie selbst wog nur den Kopf zur Seite, drehte sich zu Lucien herum und setzte ein etwas schräges Lächeln auf. Ob er nun die Pistole noch aufrecht hielt oder nicht, sie achtete nicht einmal darauf.
„Man findet immer einen Grund, wieso man sich prügeln kann.“
Mit der freien Hand klopfte sich die Schwarzhaarige den imaginären Staub von der Corsage, nahm dann die letzten Schritte, um wieder näher bei dem Dunkelhaarigen zu stehen.
„Willst du?“ In einer vollkommen selbstlosen Geste hielt sie ihm den Krug mit dem Apfelsaft hin. „Aber sei vorsichtig, ich will dich nicht einfangen müssen, weil du nackt durch die Stadt rennst.“
Mit vielsagender Miene, die auch theatralisch mahnend war, richteten sich die hellen Augen der jungen Frau auf Luciens grüne Augen. Während jeder um sie herum sich auf irgendwen stürzte, ließ die Schwarzhaarige den Blick scheinbar entspannt schweifen. Jetzt fragte sie sich nur, ob Perrin sie erkannt hatte. Vielleicht überbrachte er die 'frohe' Kunde ja direkt? Zuzutrauen wäre es ihm ganz sicher.
[Brunnenplatz | Erst in der Menge, dann bei Lucien | Nähe Sylas & Talin]