02.02.2019, 20:33
Erst als Rhys ihn fragte ging ihm auf, für wie unverdorben – beziehungsweise naiv – er hier gehalten wurde. Er konnte nicht ganz entscheiden, ob er es schmeichelhaft oder beleidigend finden sollte, und entschied sich dann für leichte Irritation.
„Nein, habe ich nicht. Ob du es glaubst oder nicht, ich bin Arzt. Ich weiß, was Sex ist.“ Es fühlte sich immer noch falsch an, das Wort einfach so in den Mund zu nehmen. Es gehörte nicht in gute Gesellschaft. Aber er hatte sich gleichzeitig angewöhnt, Rhys gegenüber weniger Blätter vor den Mund zu nehmen als beim Rest der Welt, und wenn er zeigen wollte, dass ihn das Thema nicht unangenehm berührte, musste er seine Hemmungen abbauen. Vielleicht würde Rhys sich dann künftig auch weniger genieren, mit ihm über solche Sachen zu reden. Jemand versuchte ihn zur körperlichen Nähe zu zwingen. Es war… widerwärtig, wie man es auch drehte und wendete. Nicht zwingend der Akt als solcher (Sodomie… na gut, jedem das seine, aber wirklich, Sodomie… wie langweilig konnte einem werden?!), sondern die Unfreiwilligkeit eines der Beteiligten. So wenig reizvoll Elian sich Geschlechtsverkehr vorstellte, diesen mit jemandem zu haben, der sich schreiend wehrte oder ganz offenkundig keinen Spass dabei hatte, war nochmal eine Stufe abstoßender.
„Du meinst, mehr als die, die ich dir ohnehin schicke?“ Elian seufzte. „Ich wette, dass davon ohnehin nur die Hälfte ankommt. Aber ich habe noch ein paar Erzählungen für Charleen, die ich noch nicht abgeschickt habe, die du dir gerne später durchlesen kannst.“ Er hob selten Geschichten auf, sondern verschickte immer alles an Rhys und seine Geschwister… abgesehen von ein paar wenigen Schriften, die er niemandem zeigte. Vielleicht, weil er sich in ihnen verwundbarer fühlte als in den anderen, oder weil er Angst hatte, dass man zu viel von ihm selbst zwischen den Zeilen würde lesen können. Ein wenig Projektion war schön, aber zu viel, und das Ganze wurde zu einem Geständnis von Sachen, die keinen etwas angingen.
„Aber zurück zum Thema… womit willst du ihn erpressen? Wenn wir annehmen, dass eure… Affäre seinen Ruf als Offizier schädigen würde,“ was sie tun wird, bei aller Liebe… Rhys, was habt ihr euch dabei gedacht? „dann wird sie das für dich ebenso tun. Und das ist keine Option.“