02.02.2019, 20:08
Oh Elian…
Tanis machte sich Sorgen um seinen Freund. Er machte sich wirkliche, große Sorgen. Wie sollte der Junge jemals auf die Art zurecht kommen? Auf der anderen Seite schien es ihm oft so, dass Elian bei ihm um einiges blinder war, als bei den meisten anderen Menschen. Wenn Fred sich die Hälfte von den Dingen erlaubt hätte, die Tanis sich innerhalb der letzten Jahre in Elians Nähe geleistet hatte, wäre ihm um einiges früher die Nase gebrochen worden. Oder er wäre angezeigt worden. Wer wusste schon, wie Elian auf manche Dinge reagierte.
„Hm. Du erlebst meine gezähmte Seite mit Poesie und Musik.“
Was tatsächlich nicht falsch war. Er war die beste Version seiner selbst, wenn er bei Elian war und in manchen Fällen war er BESSER als die beste Version seiner selbst, einfach, weil er GUT sein wollte, wenn Elian dabei war, aber er machte sich keine Illusionen darüber, dass er ein durch und durch verdorbener Mensch war. Er war damit ganz zufrieden. Es hieß allerdings auch, dass der gute Doktor Montrose keine Nase für Schlechtigkeit in den Menschen hatte.
Er rechnete allerdings damit, dass Elian ihn HIERFÜR wirklich verachten würde. Es war deutlich geworden, was er von Bordellen hielt, von übermäßig viel Sex mit Frauen, auch wenn er mittlerweile Dauerkunde hier war und sich Tanis das immer noch nicht verzeihen konnte. Margaret für ihren Teil sprach immer nur gut über Elian, auch wenn der sie ganz offenkundig nicht mochte. Die Frage, ob sie ihn schon einmal bedient hatte, hatte sie nie beantwortet. In seinen dunklen Stunden stellte sich Tanis das Arrangement als leidenschaftlich und hitzig vor, fand keinen Schlaf und hasste sich selbst dafür.
Verachtung und Ekel waren nicht das, was ihm entgegen geschleudert wurde. Nur die Frage nach seiner Partnerwahl, was nicht von der Hand zu weisen war, auch wenn man dabei bedenken musste…eine Hand war eine Hand. Und wenn er Fred weit ab vom Pfad der Tugend führte, war das von weitreichender Konsequenz, als wenn er sich irgendeinen hübschen Matrosen gesucht hätte. Attraktivität wurde überbewertet und wenn er danach gegangen wäre, hätte er ohnehin niemanden gefunden, der auch ansatzweise so attraktiv gewesen wäre wie El- nun, so oder so…
Warum wurde er JETZT rot?
Tanis blinzelte. Seine Hand war kalt und er sah Elian mit schiefgelegtem Kopf an, ehe es ihm langsam klar wurde. Oh.
„Du hast wirklich bis eben angenommen, dass ich von Poesiestunden spreche oder?“ Er verzog das Gesicht. „In dem Fall hätte mir wirklich sehr langweilig sein müssen. Fred bevorzugt Klassiker, wenn man das glauben möchte. Er versteht kein Wort davon, nimmt alles wörtlich und ich fürchte es ist alles, was er als Schuljunge gezwungen worden ist zu lesen.“
Eigene Geschichten hätten sich am Ende nur um Elian gedreht und danke, nein. Er brauchte niemandem noch mehr Zündstoff geben. „Du könntest mir auch einfach von deinen Geschichten ein wenig mehr zu lesen geben.“
Das wäre vermutlich ganz angenehm. Vor allem, wenn Elian jetzt wirklich plötzlich Probleme damit hätte, ihn zu berühren. Es war nicht so, als ob Tanis abseits eines Schiffes irgendetwas versucht hätte! Er war nicht derart pervers, wie Fred das war…