29.01.2019, 23:55
Rhys sah aus wie ein begossener Pudel, oder zumindest als ob er die vorherige Nacht in etwa so genossen hatte, wie Elian. Vielleicht sogar noch weniger. Eigentlich hätte der Arzt grimmige Genugtuung spüren müssen, aber Rhys so zu sehen, machte ihn eher traurig.
„Setz dich… irgendwohin, wo du willst.“ Er übersah das Chaos in seinem Zimmer, dessen einziges aufgeräumtes Element gerade die Arzttasche war, und zeigte dann auf den Stuhl neben dem Bett, in einer mach-was-du-willst-Geste.
„Dachte mir schon, dass du keine Lust hattest, die ganze Nacht dort herum zu sitzen. Entschuldige, dass ich so lange gebraucht hab. Ich wollte dir eine Nachricht schicken, aber ich hatte Sorge, dass die anderen sie hören, also habe ich lieber eine für alle formuliert.“ Elian seufzte, ging zu seinem Waschkrug, goss etwas von dem Wasser darin in die zugehörige Schale und reinigte zumindest sein Gesicht. Während er es sich abtrocknete, überlegte er, was er als nächstes sagen könnte. War es schön mit--- nein. Nein, das will ich nicht wissen. Gehst du öfter dort--- nein. Noch eine Information, die ich wirklich nicht haben muss. Und die mich auch nichts angeht, herrje. Er ist ein erwachsener Mann und es ist ein Bordell. Der Sonderling hier bin ich.
Rhys‘ nächste Worte überraschten ihn dann aber doch, vor allem, da er selber noch mitten in einem inneren Monolog war, um den besten Gesprächsaufhänger zu finden und die sonderbare Anspannung zwischen ihnen zu brechen.
„Nein, das ist nicht…“ Er schluckte. „Hör zu, es geht mich absolut nichts an, was du in deiner Freizeit machst oder mit wem. Du bist erwachsen und sehr wohl in der Lage, deine eigenen Entscheidungen zu treffen.“ Er setzte sich auf die Bettkante und versuchte auszublenden, wie sehr ihn das unordentliche Laken an die Laterne erinnerte.