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All About Us
Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Feb 2018
#1
All About Us
bespielt von    Elian Montrose
12.02.1819
All about us

12. Februar 1819, früher Abend
Taranis Ives ("Rhys du Coeur") & Elian Montrose

They say don't trust
You, me, we, us
So we'll walk
We must
'Cause of you, me
And it's all about
It's all about us

„Du solltest die anderen sehen.“
Tanis war sich ein wenig unsicher, wie Rhys du Coeur in dieser Situation aussehen würde, also ließ er ihn für den Moment fallen, wie er ihn so oft fallen ließ, wenn er in der Nähe von Elian war. Er grinste und wusste, dass es seine Augen nicht erreichte. Wenn man bedachte, dass er möglicherweise sein Leben lang eine Narbe über dem Auge haben würde, konnte man das ihm wohl verzeihen. Und er konnte sich bereits vorstellen, dass Elian das wohl nicht wertschätzen würde. Die Situation oder irgendetwas anderes daran. Dabei war er auf gewisse Art Schuld an der ganzen Sache.

„Wir wollen nachher in die Silberne Muschel, du Coeur.“
Es war nicht einmal eine Frage, aber Tanis schüttelte nur den Kopf und streckte die Beine von sich, die Nase in dem Buch vergraben, über das er später mit Elian sprechen wollte. „Ich treffe mich später mit Montrose.“
„Bring ihn mit.“
Er schnaubte und lachte dann, kurz und hart. „HA! Sicherlich nicht.“
Richard und Stephen warfen sich Blicke zu.
„Ich bin mir sehr sicher, dass ich kein Interesse daran habe, was ihr zu sagen habt.“
„Einer muss es mal sagen.“ Richard beugte sich vor und legte ihm beide Hände auf die Schultern. „Du verbringst zu viel Zeit mit dem Arzt.“
„Man kann nicht genug Zeit mit guter Gesellschaft verbringen.“
„Dann bring ihn endlich mal mit! Dann können wir uns endlich davon überzeugen, dass ihr nicht irgendwelche Doktorspielchen spielt, hm?“
„…..bitte was?“
„Du weißt doch was man über Doktoren sagt, hm? Stecken ihre Finger überall dorthin, wo sie nicht hingehören. Und dein kleiner Montrose macht es nicht besser mit all seinen weibischen Spielereien.“
„Ich denke, ich habe nicht ganz verstanden, was du meinst.“
„Ich meine, dass der kleine Arzt dir am Ende sagt, dass du dich vorbeugen sollst und –„
Wirklich. Wenn er die Faust in seinem Gesicht nicht erwartet hatte, war sein Kopf nicht mehr ganz in Ordnung. Tanis schüttelte die Hand aus und grinste die beiden an. „Ich denke, die Damen werden nachher nicht viel Spaß an euch haben.“


„Sie hatten es verdient.“, setzte er hinzu. Sein Gesicht war geschwollen, er hatte Schnitte und Prellungen an seinen Armen und Fäusten. Es wäre vermutlich besser gewesen, einfach abzusagen, aber…das konnte er nicht. Er hatte sich darauf gefreut, Elian heute zu sehen und er hatte seinen Zorn weglaufen wollen und dann hatte er plötzlich hier gestanden.
„Wenn man den Status deiner Fingerknöchel bedenkt, sollte ich das vielleicht wirklich.“ Elian gab sich große Mühe, tadelnd zu klingen, aber die Sorge verdrängte jeden Hauch von gespieltem Ärger. Er tränkte einen Baumwolllappen mit klarem Schnaps und fasste Rhys‘ Kinn zwischen seinen Fingern.

Was ist nur in dich gefahren? Er stellte die Frage nicht laut. Musste er nicht. Es war ja nichts Neues, dass Rhys von den anderen manchmal gegängelt wurde. Selbst der beherrschteste, zivilisierteste Soldat wurde irgendwann ausfallend. Außerdem hatten mit Sicherheit die anderen angefangen, und Rhys versuchte jetzt nur, Gesicht zu wahren, indem er sich nicht als Opfer hinstellte. Wenn ich die erwische, werden sie sich wünschen, dass ich sie nur vors Disziplinargericht schleife… Na gut, vermutlich würde er sich um ihre Verletzungen kümmern, weil es seine Pflicht war. Aber er würde dabei alles andere als sanft vorgehen. Sonst lernten sie ja nichts von der Erfahrung! Hoffentlich hast du ein paar gute Treffer gelandet. Hart genug scheinst du ja zugeschlagen zu haben…

Er war so vorsichtig wie möglich, während er die Verletzungen seines Freundes behandelte.
„Und ich zweifle gar nicht daran, dass sie es verdient hatten…“
Er seufzte, tastete mit dem Finger über die Gesichtsknochen und blendete die Schmerzlaute so gut er konnte aus. Es tat ihm trotzdem fast körperlich weh, aber es musste sein.
„Nicht gebrochen, du hast mehr Glück als Verstand. Ich näh‘ die tieferen Schnitte, und dann müssen wir für Kühlung sorgen, sonst bist du in ein paar Stunden faktisch blind. Und ich schreibe dir einen Brief für das Lazarett. Du kannst morgen unmöglich Dienst tun.“
Er strich Rhys‘ die dunklen Locken aus der Stirn, seufzte. „Große Göttin… ich verspreche ich bin vorsichtig, aber wenn das keine Narbe gäbe, wäre es ein Wunder. Mit was haben sie dich geschlagen, einer Flasche?!“
„Ich fürchte, sie lassen sich ihre Wunden lieber von hübschen Mädchen besser küssen.“
Eher von Hafendamen auslecken, aber wofür gab es Worte für die Elianversion, wenn man sie dann nicht auch verwendete? Wobei sich Tanis nicht vorstellen konnte, dass eines der Mädchen oder eine der Frauen so sanfte Hände wie der Arzt hatte.
Aber auch die sanftesten Finger konnten nicht verhindern, dass geprellte Knochen und Schnitte weh taten, wenn sie untersucht wurden.
Rhys wimmerte mehr, als Tanis es sich selbst je gestattet hätte. Schwäche zeigen, das war an und für sich nie eine gute Idee. Aber auf der anderen Seite hatte er gerade sehr viele Ideen, die nicht allzu gut waren.
Wenn wir auf See wären könnte ich dir zeigen, was du mit diesen Fingern wirklich alles anstellen kannst...
Der Gedanke wurde fortgewischt. Aber er war immer noch in Greifweite, lockend, bösartig. Sündhaft. Es war nicht gut, dass Tanis überhaupt an Land über so etwas nachdachte. Er konnte sich nicht einmal einreden, dass es nur die Schuld der beiden Offiziersanwärter gewesen wäre. Diese Gedanken kamen öfter, in unterschiedlicher Colour und er konnte sich selbst nicht gut belügen, um alle Träume zu vergessen, die ihn schweißgebadet und mit pochendem Herzen aufwachen ließen.
„Vielleicht ist eine Narbe ganz gut. Damit wirke ich gefährlich.“
Vielleicht konnte Elian es dann lesen, wenn es ihm nahezu auf der Stirn stand. Gefahr. Schlecht. Lauf.
Oder du könntest es ihn endlich einfach sehen lassen.
Zumindest ein wenig. Nicht genug, um die Violin- und Zeichenstunden zu verlieren, aber vielleicht ausreichend, damit der Mediziner ihm nicht mehr so sanft die Haare aus dem Gesicht strich.
„…..vielleicht sollten wir ein wenig….vielleicht sollten wir einmal etwas anderes tun.“
Deine Gedanken und Perversitäten sind dein eigenes Problem, Ives. Schleppen wir nicht den Schund aus dem Hurenkopf zu unserem platonischen Studenten des menschlichen Körpers.
Das war leichter gesagt als getan. Man bekam einen Jungen durchaus aus dem Hurenhaus, aber das Hurenhaus nicht aus dem Jungen. Vor allem nicht aus jemandem, der so verdorben war wie er selbst und dann...dann…
Tanis schluckte. Wenn Elian nicht so durch und durch gut und rein gewesen wäre, dass er ihn manchmal nahezu mit Andacht ansah...vielleicht hätte er dann nachgegeben. Es wurde so oder so mit jedem Tag schwerer.
Elian konnte sich nur mit großer Mühe ein Lachen verkneifen. „Gefährlich?!“ Er räusperte sich, wollte schließlich die Gefühle des anderen nicht verletzen.
„Ich zittere jetzt schon in den Stiefeln, Lieutenant,“ fügte er deutlich ernster an, aber das schalkhafte Funkeln verließ seine Augen dann doch nicht ganz.
Ich wünschte es wäre so einfach, aber falls sie dich mit einem Schlitz im Gesicht endlich in Ruhe lassen, soll’s mir recht sein, schätze ich…
Er wollte es sich ungern eingestehen, aber während die Vorstellung eines gefährlichen Rhys ihn eher belustigte, machten der Anblick vom Blut seines besten Freundes und der Klang seines Wimmerns ihn eher nervös. Unprofessionell, Montrose. Reiß‘ dich gefälligst zusammen, um seinetwillen!
Dieser Gedanke ernüchterte ihn schlagartig. „Hoffen wir mal, dass meine Hand dennoch ruhig bleibt.“
Er arbeitete konzentriert, langsam – auch wenn es so leider länger dauerte, das hier war Rhys‘ Gesicht und er wollte es auf keinen Fall noch schlimmer verunstalten als es diese Grobiane bereits getan hatten. Vor jedem Stich atmete er aus, und hielt dann die Luft an, seine Zungenspitze ragte dabei leicht zwischen seinen Lippen hervor und über seiner Nase bildete sich eine kleine, schmale Falte. Erst wenn er den Faden durchzog und verknotete, atmete er wieder normal. Es war ein netter kleiner Trick, der zum Glück wirkte.
Erst nachdem er den letzten Knoten gesetzt und den letzten Faden abgeschnitten hatte, wagte er es wieder, zu sprechen.
„Etwas anderes als den Nachmittag mit medizinischen Arbeiten außer der Reihe zu verbringen, oder etwas anderes als literarische Gespräche? Wir müssen das Buch nicht besprechen. Sag einfach, falls es dir nicht gefallen hat – wir müssen ja nicht in allem einer Meinung sein.“

Wobei es ihn schon hart treffen würde, wenn das der Fall wäre. Er persönlich hatte Die drei Musketiere von Alejandro du Masti regelrecht verschlungen. Vielleicht ein wenig vorhersehbar, und die Figuren etwas überzogen… aber das hatte erst den Spass ausgemacht!
Rhys seufzte leise und deutete ein Drehen der Augen an. Dass Elian nicht der Ansicht war, dass er gefährlich war, war nichts neues, auch wenn dieser Punkt Tanis manchmal verwirrte. Rhys du Cour war ein Offiziersanwärter und keiner, der sich schlecht anstellte. Es hatte nie in seinem Repertoire gelegen, ihn HARMLOS zu machen, aber offenkundig waren sie an diesem Punkt angekommen und wenn er ehrlich mit sich selbst war, hatte er nie sonderlich stark versucht, diesem Eindruck entgegen zu wirken. Er mochte es, dass Elian sich als der Stärkere von Ihnen vorkam. Nun, stärker war er vermutlich tatsächlich. Allerdings war es NIEDLICH, wie er manchmal Rhys zu Unsinn anstiftete und sich dabei vermutlich selbst als den bösen Jungen sah, der den guten Offizier zu Schabernack verführte.
„Ich fürchte, du wirst niemals vor irgendetwas Angst haben.“ Nein. Elian Montrose hatte noch nicht genug Schlechtigkeiten in seinem Leben erlebt, um Angst vor etwas zu haben. „Wenn du irgendwann auf Piraten triffst, wird das ein Problem werden.“
Er hatte nicht erwartet, dass Elian derart vorsichtig werden und lange brauchen würde. Es war ein wenig verwunderlich. Er ging mit einer Sorgfalt heran, die Tanis nicht einmal dann erwartet hätte, wenn sie bei ihm zu Hause gewesen wären und es um die Einkommensquelle des Hauses gegangen wäre. Alles in allem war Tanis selbst dankbar für jeden weiteren Punkt, der in Zukunft verhindern würde, dass er im Fall der Fälle für verfügbar gehalten wurde.
Ohnehin kein Problem mehr oder? Du bist zu alt mittlerweile und du wohnst auch nicht mehr im Bordell.
Ein Schiff war natürlich nicht allzu viel anders, aber Piratenschiffe und auch Marineschiffe hatten ein Gutes: Wenn Männer einen einmal dabei gesehen hatten, wie man jemanden umbrachte, hielten sie einen nicht mehr für leichte Beute. Zumindest darum musste er sich also keine Sorgen machen.

„Ich mochte das Buch.“, verbesserte er und fuhr sich neugierig mit einem Finger über die Naht, nur um bei dem Gefühl zusammen zu zucken. Ouch.
Das Buch war tatsächlich gut gewesen, auch wenn er den armen D‘Artoro manchmal hatte anschreien wollen. Wie ein Welpe in einer Welt voller Wölfe.
„Lady Autumn ist ein herausragender Charakter, aber…“ Er zögerte. Nun. Alles in allem musste es irgendwann einmal gesagt werden, wenn er nicht wollte, dass am Ende… Wenn er nicht wollte, dass Elian am Ende ein Ruf anhing, den man wahrlich nur sehr schwer wieder los wurde und den der Mann nicht verdiente.
„…aber wir sollten vielleicht….fechten oder Schießen üben oder etwas dergleichen.“ Er seufzte tief und strich sich etwas Blut vom Gesicht. „Die Göttin weiß, dass ich offenkundig Übung brauche und…nun….es….“ Sowohl Rhys als auch Tanis taten sich für den Moment schwer, die richtigen Worte zu finden. „Es wäre weniger gefährlich, denke ich. Die Menschen fangen an zu reden.“
Elian schnaubte. „Mir machen eine ganze Menge Dinge Angst, keine Sorge. Aber es wird in der Regel besser, wenn man sich dagegen wehrt.“ Wird es das, wirklich? Vater war nicht ‚besser‘ geworden, er hatte nur irgendwann Elian abgeschoben. Und Piraten, wurden die ‚besser‘, weil die Marine sich ihnen immer wieder entgegenstellte? Nein. Ein paar starben, neue rückten nach. Es nahm nie wirklich ein Ende. Aber was haben wir schon, wenn wir die Flinte in den Urwald werfen und uns wehrlos drangsalieren lassen? Genauso viel Ärger, aber er fühlt sich auch noch so an als wäre er unsere Schuld. Da lass ich mir lieber nichts gefallen und stelle mich den Konsequenzen, die ich mir selber ausgesucht habe.

Er schwieg für eine Weile, konzentrierte sich auf die Naht in Rhys‘ Gesicht, während er diesen Gedanken nachhing. Letzten Endes war es auch egal, wer wie viel Angst hatte und wie man damit umging. Geplänkel unter Freunden, nichts von langfristiger Konsequenz.

Viel interessanter als diese Debatte war da schon der Roman, den Elian Rhys empfohlen hatte – und der glücklicherweise wohl doch positiv angekommen war. „Oh, gut!“ Der Arzt hob die Hand und klapste leicht auf die Finger seines Patienten. „Hey, nicht anfassen! Warte, ich decke das noch ab…“ Er suchte nach einer Bandage, die er auf die Stelle binden konnte, fand aber letztlich nichts, was bei einer so geringfügigen Kopfverletzung nicht vollkommen lächerlich ausgesehen hätte. „Oder… na gut, wir lassen es offen, aber tu‘ mir den Gefallen und kratz nicht durch meine Naht durch, ja? Du machst es nur schlimmer, und wenn sich das entzündet… urgh, es ist besser wenn es das nicht tut. Also sei‘ bisschen vorsichtig.“

Rhys schien ihn nicht gehört zu haben, sondern kommentierte stattdessen einen Buchcharakter (der Elian eher wütend gemacht hatte, was für ein Miststück von Frau!), und wollte dann eine andere Aktivität vorschlagen. „Kämpfen? So wie du hier angerobbt gekommen bist?!“ Er schnaubte direkt noch einmal. „Soweit kommt’s noch! Ich sollte dir Bettruhe verordnen, du Wahnsinniger.“ Vielleicht wäre das gar nicht so dämlich. Von selber würde Rhys sowieso nicht stillhalten. Und als fertig ausgebildeter Arzt hatte Elian das Recht, ihn dienstuntauglich zu erklären, zumindest für eine kleine Weile. Würde ihm auf jeden Fall ein baldiges Treffen mit seinen Bullies ersparen… Erst da ging ihm die zweite Hälfte dessen, was sein Freund gesagt hatte, auf.
„Moment mal… wer sagt was?!“ Er blinzelte, aber es machte schlicht keinen Sinn in seinem Kopf. „Leute reden über uns? Warum?“
„In aller Regel eskalieren sie eher.“ Er stellte es leise fest. Tanis war immer dafür gewesen, sich zu wehren. Es lag ihm nicht im Blut, Dinge einfach auf sich beruhen zu lassen. Aber er wusste, dass es oft genug einfacher gewesen wäre und seine Art sich zu wehren war nichts, was er mit Elian geteilt hätte. Es brachte einem Blut und dunkle Befriedigung. Und im schlimmsten Fall ein abgebranntes Bordell und eine tote Mutter. Nein, davon sollte Elian bitte gut die Finger lassen.
Rhys du Coeur war auch niemand, der sich wirklich gewehrt hätte. Nicht so wie Tanis. Er sollte unauffällig sein – kein allzu leichtes Ziel, sicherlich, aber es war leichter, seine eigenen Rachegedanken im Zaum zu halten, wenn es nicht um ihn, Tanis, ging sondern um eine fiktive Person, die er spielte. Ganz davon abgesehen, dass er sich durchweg rächte, wenn wieder irgendwo ein Marineschiff verzweifelt nach Piraten suchte, die plötzlich verschwunden waren, als hätten sie geahnt, dass sie gesucht wurden oder aber wenn sie angegriffen und versenkt wurden. Wenn es nach ihm ging, würde die ganze verdammte Marine irgendwann brennen.
Nun…vielleicht nicht die ganze Marine. Aber vielleicht bekam er Elian ja auch irgendwann dazu, sich doch bitte einen Posten auf dem Festland zu suchen, weit fort von dem ganzen Schlamassel. Der Mann war so oder so nicht für ein Leben auf See gebaut. Er genoss weiche Kissen und heiße Schokolade zu sehr dafür.
„Es ist nicht meine erste Verletzung, Sir.“, gab er leise lächelnd zurück. Nein, Entzündungen konnte niemand gebrauchen, aber er hatte dennoch…er hatte dieses merkwürdige Bedürfnis, die Narbe zu betasten. Und wenn sie aufginge, müsste Elian sie neu behandeln…
Wir entwickeln merkwürdige Vorlieben, Ives… Reiß dich bitte zusammen, es wird peinlich.
Es half natürlich nicht, das Wort Bettruhe von Elian zu hören. Aber auf der anderen Seite war es knuffig genug, dass der Mann annahm, ihn dazu verdonnern zu können. Er warf ihm einfach nur einen Blick zu, der ausdrücken sollte, dass seine Verletzungen nun wirklich nicht SO schlimm waren.
Rhys seufzte leise, versuchte eine Augenbraue hochzuziehen und verzog dann das Gesicht, als das nur seine Wunden zu stark belastete.
„Wir sind zwei Männer, die sich zu zweit die Zeit mit Poesie und Musik vertreiben. Was denkst du, warum sie über uns reden?“ Auf der anderen Seite… „Vielleicht besser, wenn du nicht drüber nachdenkst.“ Er schüttelte den Kopf. „Es ist nicht…es lässt sich sicherlich in den Griff kriegen, aber gerade für deine Karriere wäre es sicherlich besser, wenn wir uns zumindest teilweise andere Beschäftigungen suchen würden.“
„Dann sollten Sie es inzwischen ja wohl besser wissen, nicht wahr, Lieutenant?“ Elian hob herausfordernd die Augenbrauen. „Wenn Sie in zwei Tagen mit einer Entzündung im Gesicht hier auftauchen, werde jedenfalls sehr ungehalten mit Ihnen sein.“ Lange hielt er die gespielte Strenge jedoch nicht aus, sondern musste unwillkürlich lachen. „Keine Sorge. Es sieht harmloser aus als vermutet. Fass einfach nicht andauernd dran herum, auch wenn es juckt. Und sag sofort Bescheid, wenn es sich heiß oder gespannt anfühlt!“

Er beobachtete Rhys dabei, wie er eine Grimasse zog, und seufzte dann. „Sollen wir dir was gegen die Schmerzen suchen? Alkohol oder so?“ Der Schnitt fühlte sich trotz fachmännischer Behandlung sicher nicht gut an, vor allem, wenn Rhys darauf bestand, weiterhin ungehemmt seine Mimik zu benutzen.

Was genau den anderen Soldaten im Kopf herum ging, konnte er sich jedenfalls nicht vollkommen ohne Weiteres erschließen. „Dass sie gerne mehr wie wir wären?“ Elian massierte sich die Nasenwurzel. „Nur weil wir nicht der tumben Masse entsprechen, heißt das noch lange nicht, dass wir Waschlappen sind… aber na gut. Wenn es dich beruhigt, können wir zur Fechthalle gehen. Aber du fasst mir heute keinen Degen mehr an, außer, um ihn in deine Truhe zu packen. Dass das gleich klar ist.“

Rhys‘ zweite Bemerkung machte für ihn allerdings überhaupt keinen Sinn. „Für MEINE Karriere? Ich bin nicht derjenige von uns, der sich als möglichst tougher Kerl an die Front stellen muss. Für einen Arzt ist es tatsächlich von Vorteil, wenn er Bildung hat.“ Manchmal sagte Rhys schon komische Dinge.
„Ich trinke nicht ausreichend, um Schmerzen zu betäuben.“ Das war eine der wenigen Sünden, die er sich wirklich nicht auf die Fahnen schreiben konnte. Er mochte Alkohol, er mochte das Surren im Kopf, die Schwere in den Gliedern. Aber er hasste den Gedanken an Kontrollverlust oder daran, so zu sein, wie die ungepflegtere Klientel es einmal ein wenig gewesen war.
Die Unschuld von Elian war nahezu besorgniserregend. Tanis machte sich Gedanken darum, wie es sein würde, wenn der Mann einmal mit den falschen Männern auf einem Schiff wäre, weit, weit fort von jedem, der ihm helfen könnte.
Im schlimmsten Fall war er irgendwann mit TANIS auf einem Schiff und er wusste gut genug, dass er kein Heiliger war. Wochen mit Elian vor der Nase und keinem Bordell in der Nähe, in dem er die Frustration auf gesunde Art loswerden würde?
Nein, das wäre etwas, was für sie beide übel ausgehen würde. Elian würde... nun, vermutlich viel von dem verlieren, was ihn ausmachte, abgesehen davon, dass er Tanis nie verzeihen würde und Tanis selbst… Es war eine Sache, wenn es geschah, um sich zu erleichtern. Das war auf hoher See nützlich und üblich und es zählte nicht.
Mit Elian würde er sich an Land an alles erinnern. Mit Elian… es würde zählen. Vermutlich.
Es war einer der Gründe, warum es besser war, nicht darüber nachzudenken.
Tanis spürte, wie die Röte auf sein Gesicht kroch, während ihm kurz Bilder durch den Kopf schossen, was genau…. Nein, nein, NEIN! Er starrte zu Boden und fuhr sich mit einer Hand durch die Haare. „Nun. Du bist derjenige, der Männer anfassen muss. Und Soldaten haben etwas dagegen, wenn… wenn sie annehmen, dass du es zu sehr genießt… also… verstehst du, was ich sagen will?“
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All About Us - von Elian Montrose - 28.01.2019, 19:13
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RE: All About Us - von Taranis Ives - 30.01.2019, 10:49

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