15.01.2019, 07:59
Besorgt hatte Scortias seine Augen über den Körper von Elian schweifen lassen, nachdem er sich aus dessen Griff gelöst hatte. Zuerst war ihm nichts aufgefallen, stand der Mann ihm ja mit der Front gegenüber. Wie aber auch Farley; wahrscheinlich aus dem selben Grund, da sie beide Diebe waren und das Flüchten zu ihrem Leben dazu gehörte; suchte Scortias nach einem Weg, damit sie verschwinden konnten, oder zumindest für einige Zeit unsichtbar wurden. Es war viel leichter, wenn man alleine unterwegs war. Dieses Mal konnte er nicht einfach durch eine Nische, einem Fenster oder in eines der Fässer krabbeln. Der Junge musste Rücksicht auf die Größen der anderen nehmen. Elian meinte, dass mit ihm alles okay ist, oder zumindest, dass es nichts sei. Bedeutete also, dass er etwas abbekommen hatte. Der Schiffsjunge sah um den Körper von Elian und erkannte nun selber die rote Stelle an seinem Hemd. Mit großen Augen blickte er in das Gesicht des jüngeren Montrose.
Elian kannte ihn überhaupt nicht und trotzdem hatte er die Kugel abgefangen, die vielleicht Scortias getroffen hätte. Vielleicht sogar tödlich. Dieser Gedanke setzte sich gerade in dem Kopf des Jungen fest. Er schuldete dem Mann etwas. Und es war kein kleines Etwas. Farley hatte die Idee von Scortias aufgegriffen, auch wenn er diese etwas anders umsetzen wollte. Aber hier ging es ja nicht um einen Wettbewerb, wer die bessere Idee hatte, sondern um ihre Flucht. Scortias fand die Idee gut, auch wenn Aspen sie wiederum verwarf und erneut abänderte. Der Ältere Montrose hatte aber recht. Würden sie in den Fässern auf dem Fluss treiben saßen sie sozusagen in der Falle. Die Wachen könnten sie einfach heraus fischen. Also lieber nur antäuschen, dass sie in den Fässer hockten.
Auch wenn Scortias Elian sehr dankbar dafür war, dass er ihn aus der Schussbahn gedreht hatte, rannte der Junge nun zu Aspen um ihm bei den Fässern zu helfen. Wenn sie hier geschnappt wurden, dann könnte der Junge sich nicht mehr dankbar zeigen und diese Tat wäre umsonst gewesen. Während Aspen das erste Fass umwarf, ging der Junge ihm dabei zur Hand und stemmte sein Gewicht dagegen. Alleine würde er die vollen Holzgefäße sicher nicht bewegt bekommen. Das Wasser in den Fässern; zum Glück war da nur Wasser drin und kein Wein; ergoss sich über das Pflaster. Es sickerte teilweise in die Fugen und lief am Rand des Weges entlang. Selbiges sollte mit drei weiteren Fässern passieren. Elian hatte sich, unbemerkt von Scortias, bereits auf dem Weg zur nächsten Kreuzung gemacht. Erst, als er meinte, dass die Luft rein war und nach der Richtung fragte, drehte sich der Junge zu dem jungen Mann um.
Der Schiffsjunge wandte sich dann aber an Farley. Schließlich würde er als Dieb seine Gedankengänge wohl am besten verstehen.
“Was meinst Du? In Aelinos bin ich immer ganz gut über die Dächer weg gekommen. Die Häuser stehen nahe aneinander, so dass wir von einem zum anderen springen können.“ fragte Scortias.
Die Frage war nur, ob Elian springen könnte, auch wenn es nur Abstände von etwas mehr als zwei Meter waren.
[Farley, Elian und Aspen | In den Gassen]