23.12.2018, 18:58
There's a cold wind blowing
20.09.1820
and I won't be satisfied 'til they know it's me
They'll be new blood on the leaves
Es war eine erfolgreicher Woche für die Crew der Squall Eater gewesen. Eine, die ihren Ruf in dieser Welt noch weiter festigen würde und dafür, dass man ihren Namen mit noch mehr Furcht in der Stimme flüsterte. Doch nicht überall wurde ihr Namen mit Furcht ausgesprochen, so gab es doch auch den einen oder anderen Ort, an dem er eher mit Ehrfurcht genannt wurde. Wo sie nicht auf Angst trafen, sondern auf Anerkennung. In manchen Erzählungen waren sie der dunkle Geist, der über den Meeren der Welt schwebte und aus dem Nichts auftauchte, um Tod und Verderben zu bringen und in anderen Erzählungen waren sie einfach nur schwer zu fassenden Piraten, die mordend durch die Welt zogen. Ja, sie waren Piraten und sie alle waren stolz auf dieses Leben, doch konnte man keinem von ihnen nachsagen, dass sie einfach nur mordhungrige Menschen waren. Ja, sie überfielen andere Schiffe und nicht immer waren die Captains der anderen Schiffe vernünftig genug sich nicht zur Wehr zu setzen und das war dann der Moment, an dem eine der ältesten Regeln der Menschheit aktiv wurde – Töte oder du wirst getötet. Es gab genug Piraten auf den Meeren der Welt, die aus Spaß töteten, die Gewalt anwandten, wo keine notwendig war, doch sie gehörten nicht zu dieser Sorte. Eine Sorte, die von ihnen allesamt verachtet wurde. Wie hatte Cor einmal gesagt: 'Nur weil das Leben uns keine faire Chance gegeben hat, müssen wir es ihm gleichtun'. In der Tat hatte sich keiner von ihnen aus wirklich freien Stücken für dieses Leben entschieden. Es waren Umstände gewesen, die jedem von ihnen keine andere Wahl gelassen hatte, als diesen Weg zu beschreiten. Bei manchen war es der Wunsch gewesen, ihrem alten Leben zu entfliehen. Manch einem war Unrecht getan wurden und nun wollte er auf diesem Weg die Rechnung begleichen und andere sahen in diesem Leben eine Freiheit, die ihnen kein anderes Leben jemals würde bieten können. Sie alle hatten ihre ganz eigenen und persönlichen Gründe, doch keiner davon war der, andere Menschen töten zu können.
So erfolgreich die Woche auch gewesen war, sie war nicht spurlos an Crew und Schiff vorbeigegangen und was lag in so einem Fall näher, als einen Hafen anzusteuern, von dem man sicher sein konnte, unter seinesgleichen zu sein? Tokara war ein Hafen, der sich fest in der Hand von Piraten befand und gewiss ein schmerzhafter Dorn im Auge aller Gesetzestreuen war und doch hatte es bisher keiner gewagt den Hafen ihrer Kontrolle zu entreißen und sie taten auch gut daran es nicht zu versuchen. Piraten waren sich untereinander nicht immer freundlich gesonnen, doch alle hatten sie einen gemeinsamen Feind und dieser ermöglichte es ihnen, auch ihre größten Differenzen zu überkommen. Zumindest für eine gewisse Zeit. Nun gut, vielleicht auch nicht ganz ohne Schwierigkeiten, aber in der Theorie war es zumindest machbar. Sylas hoffte nur, dass der Tag noch in weiter Ferne lag, an dem seine Theorie auf ihre Praxistauglichkeit getestet wurde. Abgesehen davon, wollte er an diesem Tag auch gar nicht über das wann und wie nachdenken. Heute wollte er einfach nur einen Rum mehr trinken, als gut für ihn war und vielleicht mit einer oder auch zwei Frauen seinen Spaß haben. Er hatte es sich verdient, so wie jeder an Bord es sich verdient hatte und das würde er sich von niemanden vermiesen lassen. Auch nicht von der Mannschaft oder dem Captain des Schiffes im Hafen, welches ihm schon aus der Entfernung sofort ins Auge gestochen war. Es war nicht so, dass er dem Captain die Pest an den Hals wünschte, aber ein paar Tage nicht mehr vom Klo herunter zu kommen lag dann doch im Bereich des wünschbaren. Sie waren gewiss keine Freunde, aber er respektierte ihn als guten Captain, der wusste was er tat. Sie waren Konkurrenten und das schon seit langer Zeit und ein jeder versuchte nicht das Kielwasser des anderen zu kreuzen, wenn es sich vermeiden ließ. Man respektierte einander, aber das war wohl auch das einzige, was sie miteinander gemeinsam hatten. Zumindest aus Sylas' Sicht der Dinge.
Gemeinsam mit Cor verließ Sylas die Squall Eater, doch bereits am Landesteg trennten sich ihrer beider Wege, so hatte Cor ein paar persönliche Angelegenheiten zu klären. Sylas war zugegeben etwas verwundert, dass er ihn nicht dabei haben wollte, so gab es doch so gut wie nichts, an dem er nicht beteiligt war, aber er akzeptierte Cors Entscheidung ohne ein einziges Widerwort. Während Cor in der Menge verschwand, sah Sylas ihm noch für einen Moment nach, ehe er seine Schritte in Richtung Taverne lenkte, um zumindest sein erstes Vorhaben für diesen Tag in die Tat umzusetzen. Mit erhobenem Kinn betrat er den Schankraum und ohne auch nur einen Blick nach rechts oder links zu werfen ging er direkt auf die Theke zu. Ein Verhalten, was sich nicht jeder leisten konnte, so wusste man doch nie, ob nicht irgendwo jemand saß, der einem nicht wohl gesonnen war, doch Sylas wusste, dass sich niemand freiwillig mit einem Crewmitglied der Squall Eater anlegen würde. Nicht solange ihm sein Leben etwas bedeutete.