19.12.2018, 22:34
Schon vor ein paar Stunden hatte sie von Bord gehen wollen. Eine bevölkerte Insel – auf der sie nicht gesucht wurden – erschien ihr sehr reizvoll und sie sich einmal die Zeit nehmen, sich allein umzusehen. Aber wie es eben immer so war, fiel einem Dies und Das noch ein und schon brach die Nacht herein, als sie sich endlich von ihren Aufgaben loseisen konnte.
Ihr Magen knurrte leise, als Talin aus der Captainskajüte trat und sich herzhaft streckte. Kurz ließ sie die Schultern kreisen, um sie zu lockern, als sie überlegte, wie sie weiter vorgehen sollte. Machte es überhaupt noch Sinn bei Dunkelheit zum Festland zu fahren? Es erschien ihr ein wenig unsinnig. Und so verschob sie ihre Pläne traurig auf den nächsten Tag und begab sich stattdessen auf die Such nach etwas zu Essen.
Das Holz der Planken knarzte leise, als sie die Treppe zum Kanonendeck hinunter stieg. Während sie leise an der schlafenden Mannschaft vorbei schlich, überlegte sie sich noch einen Kaffee zu machen und es sich auf am Bug bequem zu machen und ein bisschen vor sich hin zu starren, als sie erkannte, dass auf dem Mannschaftsdeck noch jemand wach war. Überrascht sah sie den Mann an, der sich dort befand. Cornelis Feuerbart. Natürlich kannte sie den Namen, wie jeder Pirat, der sich über die Konkurrenz informierte. Sie wusste auch, was ihm widerfahren war und genau deshalb zögerte sie näher zu treten oder mit ihm zu sprechen. Er war gemeutert worden, wie konnte sie da nicht skeptisch sein. Vor allem, wenn sie darüber nachdachte, dass sie selbst auch eine Meuterei angeführt hatte, um sich ihres unliebsamen Captains zu entledigen. Aber letztlich musste sie auch irgendwann mit ihm reden, oder nicht?
Als hätte es ihre Gedanken gar nicht gegeben, setzte sie sich wieder in Bewegung und ging Richtung Kombüse, um sich ein wenig Trockenfleisch zu holen. Als sie an dem Mann vorbei kam, schielte sie nur kurz in seine Richtung.
„Ich hatte nicht damit gerechnet, dass noch jemand wach ist“, meinte sie zur Begrüßung.