19.12.2018, 12:04
Menschen, große, wie kleine, waren an ihrem Stand vorbeigelaufen, als ob es ihn gar nicht gäbe. Sie lachten und erfreuten sich an den vielen Kleinigkeiten, die jeder andere Händler anbot, nur ihre Ware wollte niemand sehen. Lissa hatte sich gerade vor ihren Stand mitten auf den Weg gestellt, nachdenklich den Kopf schief gelegt und ihr Angebot betrachtet, als der Lärm ertönt war.
Neugierig und schaulustig, wie sie nun einmal war, hatte sie ihren Pferdeschwanz festgezogen, sich ihren Umhang angelegt und war gemächlich in Richtung des Tumultes geschlendert. Da sie sich nicht erinnern konnte, dass je jemand etwas von ihrem Stand geklaut hätte, ließ sie ihn unbeaufsichtigt zurück. Die meisten Leute interessierten sich eh nicht für ihre wertvolle Ware.
Nach nur wenigen Schritten – bei denen sie einen jungen Mann hektisch auf die Stadtwache einreden sah – hatte sie eine große Menschentraube und damit den Ort des Trubels erreicht. Es handelte sich dabei um einen Juwelierstand, der einem Händler namens Garnet gehörte. Seine Auslagen waren genauso falsch wie sein schmieriges Lächeln, wenn er mit Kunden sprach, aber niemand schien das zu bemerken.
Mit ausgefahrenen Ellenbogen schob sie sich durch die Gaffer, nur um letztlich vor einem sehr, sehr großen Chaos stehen zu bleiben. Die junge Frau brauchte ein paar Augenblicke, um die Szene auf sich wirken zu lassen. Überall lagen Glasscherben herum, zwei Männer waren offensichtlich verletzt, einer kümmerte sich um einen verwundeten, einer schien sich im Turnen zu probieren und Garnet wedelte mit einem Stofftier herum. Dieser Anblick schien ihr so absurd, dass sie vermutlich auch die Stadtwache geholt hätte.
Hin und her gerissen, ob sie sich einmischen sollte oder nicht, stand sie unschlüssig an Ort und Stelle, bis der Mann mit der blutigen Nase und der Turner ihr die Entscheidung abnahmen. Der Kampf schien ihr nicht wirklich ausgeglichen, immerhin lag der eine, nach einem Schubs von einer der Zuschauer, auf einmal auf dem Boden und das Holzbrett würde ihm vermutlich den Schädel einschlagen. Und auch, wenn sie an einer guten Schlägerei nichts auszusetzen hatte, so störte sie ein Blutbad umso mehr.
Kurzerhand schnappte sie sich ein nahegelegenes Holzbrett, hob es und schlug dem Mann mit der blutigen Nase über den Hinterkopf, bevor er sein eigenes Brett auf den liegenden Turner sausen lassen konnte. Das Geräusch des brechenden Holzes war lautstark zu hören, gefolgt von einem dumpfen 'Hmpfh', bevor der Mann vorn überfiel und Lissa auf den braunhaarigen hinuntersehen konnte. Achtlos ließ sie die Reste des Brettes fallen und beugte sich dann neugierig zu dem schuhlosen Mann vor. Ihr Blick huschte einmal über ihn hinweg, bevor sie den Kopf leicht schief legte und sich nachdenklich mit Zeigefinger gegen ihre Unterlippe tippte.
„Das sieht aber gar nicht gut aus, mein Hübscher.“
Sie ließ offen, ob sie damit die leichten Schnittwunden an seinen Füßen meinte, oder die Situation an sich.
„Du und dein Begleiter könntet ein bisschen Hilfe gebrauchen, hm?“
Der dritte Mann, der bis vor ein paar Minuten noch da gewesen war, schien clever genug gewesen zu sein, sich schon ein wenig von dem Tumult zu entfernen.
Bei Trevor und Gregory
[Am Schmuckstand]