17.12.2018, 12:32
Der schuldhafte Zug, die verschränkten Arme vor der Brust, als müsste er sich selbst vor den Vorwürfen schützen – beides verwandelte sich in in sanften Zorn, als Elian nachträglich nach einer Einweihung forderte. Selbst wenn Aspen seinem Bruder das Versprechen auf Offenheit gegeben hätte, so wäre es niemals eingehalten worden. Es war damals keine Absicht gewesen: Niemals hatte Aspen geplant, dass das Gespräch mit Montrose Senior so ausarten würde. Vielleicht waren seine Gedanken zu Elians Aufenthalt genau deswegen so besinnlich gewesen: Ein Bruder, weit fern von all dem Geschehen, in Sicherheit. Und Carli? Diese sollte bereits auf dem Schiff in Richtung ihres Gemahls unterwegs gewesen sein. Es war schwierig all die Gedanken an den Tag zuzulassen, während Elian so viel forderte... Wollte er eine Entschudigung? Und das schnelle Laufen tat sein übriges, auch wenn es auf eine ganz eigene Weise beruhigend war: Besändftigend, beinahe reinigend. Aspen hörte zum ersten Mal, dass Elian am Unfallort gewesen war, hatte diese Vorwürfe immer auf die Pressekreativität geschoben. Er murmelte nur ein entschuldigendes „das wusst' ich nicht.“, bevor er die Augen für einen Moment schloss und sich dazu zwang, sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Jedes weitere Wort konnte auch später geklärt werden, wenn sie sich nicht in Ketten gegenüber saßen.
Die erzwungene Konzentration half ihm, wieder klarer zu sehen: Weiter bhinten am Ende der Gasse zeigte sich Licht und Grün. Die Möglichkeit in die Ländereien abzutauchen? Für und wieder wägten sich in dem blonden Kopf noch ab, während sein Gang langsamer wurde und er mit einem Mal stehen blieb, als ein Kopf direkt vor seinem auftauchte. Ein schneller Griff an seinen Hosenbund, an den Dolch, bevor er Scortias zuerst nur als Straßenkind identifizierte, das seinen Anteil an dem Tumult abluchsen wollte, kurz darauf jedoch Wiedererkennung in Aspens Gesicht erschien. Erst viel zu spät konnte er nach der Überrumplung das Angebot verstehen, dass ihnen Scorti machte: Kleidung? Für Frauen? Und ein Fluss. Und noch bevor diese Gedanken ihre Ordnung fanden und Aspen mit mehr als einem Nicken auf Elians Freunde-Frage antworten konnte, tauchte auch bereits ein vierter Mann in ihrer Runde auf. Farley! Zumindest war der Montrose in so weit geordnet, dass er sich über die erfolgreiche Flucht des Rotschopfs freuen konnte und kurz erleichtert ausatmete. Lange hielt diese Erleichterung jedoch nicht an: Wenn sowohl Scortias als auch Farley sie so leicht hatten verfolgen können, würde es den Soldaten nicht allzu schwer fallen es ihnen gleichzutun.
Es war etwas viel: Das Weidersehen mit Elian, die Flucht, die neue Information, dass sein Bruder nicht in Sicherheit gewesen war, Farleys Rückkehr und Scortias schwebender Kopf. Und die Frauenunterwäsche. Wie sollte er sich unter diesen ganzen Informationen einen Weg nach oben freikämpfen?! Tief schnaubte Aspen, fuhr sich mit der Hand durch die langen Haare und besah sich den ehemaligen Straßenjungen mit der Damenunterwäsche in der Hand. Sie bräuchten wirklich ein Versteck und im besten Falle eins, das sie näher zur Sphinx brachte. Im besten Falle eins, das nicht innerhalb der nächsten Stunde von Soldaten blockiert wurde.
„Die Idee istg gar nicht so schlecht.“ murmelte er in Gedanken und nahm dem Jungen ein Laken ab. „Wir könnten verkleidet dem Fluss folgen in Richtung Meer. Wenn die Soldaten uns aus der Ferne sehen, würden sie uns niemals kontrollieren. Wir suchen schließlich nur unseren Waschplatz.“
Damit hätten sie Flucht und Versteck in einem gefunden. Und falls der Fluss in die richtige Richtung um die Stadt herum floss, würden sie vielleichtg sogar in der Nähe ihres Schiffes heraus kommen. Fragend besah er sich Farley, der den Plan zuvor abgelehnt hatte.
(Elian, Scortias, Farley - Gasse)