16.12.2018, 19:56
„Da wäre ich mir an deine Stelle nicht so sicher. Ich bin ein sehr oberflächlicher Mensch.“
Wieder blitzte das Vergnügen in den tiefgrünen Augen auf, das sie jedoch in diesem Augenblick nicht sehen konnte, da sie ihm wieder den Rücken zuwandte. Sie blieb ruhig, ließ sich von ihm berühren, entzog sich ihm nicht – was ihm mehr als deutlich machte, dass sie die Berührung genoss. Genauso wie seine Blicke und diesen kurzen Moment der Intimität. Zumindest ihr Körper wurde in seinen Händen geradezu wachsweich, als er die Finger sanft erst zu ihrer Hüfte und dann wieder nach oben über ihren Rippenbogen wandern ließ. Nur ihr Verstand blieb eisern.
Er spürte die nahende Abwehrmaßnahme eher, als das er sie tatsächlich kommen sah. Kurz bevor er die weichen Rundungen ihrer Brüste erreichte, spannten sich die Muskeln in ihrem Rücken zu einer plötzlichen Bewegung und Lucien wich reflexartig zurück, entging damit um Haaresbreite ihrer Hose, die sie sich über warf, als würde sie eine Tasche schultern. Lachend ließ er von Shanaya ab, warf ihr von der Seite her einen amüsierten Blick zu. Auch das würde sich früher oder später ändern. Da war er sich sicher.
Doch der Dunkelhaarige antwortete nicht sofort, weil sie sich in diesem Moment gänzlich zu ihm umdrehte. Seine Sinne richteten sich auf die Berührung ihrer Finger auf seinen Lippen, das sanfte Prickeln unter der Haut, das ihn zu einem Kuss verführen wollte. Nur das, was sie sagte, hielt ihn zurück. In den tiefgrünen Augen erschien ein Hauch arroganter Gelassenheit.
„Pass auf, dass ich mir meine 'Belohnung' nicht einfach nehme, kleine Sirene.“ Ein Lauern lag in der dennoch amüsierten Art, mit der er sie ansah. In der Art, mit der er sie berührte, als er die Hand hob, sanft über den Arm strich, den sie zu ihm erhoben hatte, und die Finger schließlich um ihr Handgelenk schloss. Fest genug, damit sie sich nicht sofort würde lösen können. Denn so gern er dieses Spielchen auch mit ihr spielte: Er war kein Mann, der sich zum Schoßhund machen ließ. Wenn er wirklich wollte, konnte er auch anders. „Und ich sagte nicht, dass ich Respekt vor ihnen habe... nur dass sie fiese kleine Biester sind...“ Mit denen ganz bestimmt nicht zu Spaßen war. „... aber vielleicht passt das ja ganz gut.“
Er würde sich zumindest nicht wundern, wenn sie irgendwem irgendetwas abbiss... sich nahm, was sie wollte, ohne Skrupel... und den in die Irre führte, der dumm genug war, darauf herein zu fallen. In diesem Sinne... passten sie ganz gut zusammen.
Und damit ließ er Shanaya fast sanft wieder los, überließ sie ihren Sachen und trat hinüber zu dem Stein, auf dem seine eigene Kleidung auf ihn wartete.
Der Wunsch, zum Schiff zurück zu kehren, wurde langsam wirklich drängend.